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Die Sünderin von Siena

Die Sünderin von Siena

Titel: Die Sünderin von Siena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sehr leid«, sagte sie schließlich. »Das wollte ich dir schon viel früher sagen. Ich weiß, welch große Hoffnungen du gerade in dieses Geschäft gesetzt hast. Und jetzt war alles umsonst!«
    Bartolo machte eine Handbewegung, die sie zunächst nicht verstand.
    »Lass uns erst einmal abwarten!«, sagte er mit seltsamem Unterton. »Vielleicht sieht die Angelegenheit nach meiner Rückkehr ja schon ganz anders aus.«
    »Du willst verreisen?«
    »Höchste Zeit, dass ich Mario einmal die Salzgärten in natura zeige. Und bei dieser Gelegenheit werde ich mich auch an der Küste umsehen müssen.«
    »Weswegen?«
    »Du kannst schweigen, Gemma?«
    »Weißt du das nicht, Vater?«
    »Nun, immerhin ist er dein Mann.« Er räusperte sich. »Wenngleich du ihm fortgelaufen bist.« Bartolo begann an seinem olivgrünen Damastwams zu zupfen, das an der Brust abgeschabt war, weil er sich immer wieder an der gleichen Stelle zu schaffen machte, wenn ihm nicht ganz wohl zumute war.
    »Da war so ein bärtiger Seemann bei mir«, fuhr er schließlich fort. »Vor ein paar Tagen. Zunächst wollte ich ihn nicht einmal anhören, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was ein Kerl wie er mir zu sagen hätte, aber er war hartnäckig, ließ sich nicht abweisen. Und so hab ich mich schließlich überreden lassen. Im Nachhinein war es wohl keine schlechte Entscheidung. Er hat mir nämlich eröffnet, unser Schiff sei auf der Heimreise von den Balearen gar keinen Seeräubern zum Opfer gefallen.« Seine Hände flatterten. »Natürlich wollte er eine Belohnung für seine Informationen, und die hab ich ihm dann auch gegeben. Schätze mal, sie ist nicht übel angelegt.«
    »Und was soll mit dem Schiff wirklich geschehen sein?«, fragte Gemma atemlos.
    »Er behauptet, man habe die Ladung anderswo gelöscht. Nicht in Pisa, sondern in einem der kleineren Häfen. Von dort aus konnte man sie unauffällig wegbringen. Und mittlerweile dürfte sie ihren neuen, mir bislang unbekannten Ankunftsort wohl auch erreicht haben. Der Kerl hat durchblicken lassen, dass dieses Manöver nicht zum ersten Mal stattgefunden hat.«
    »Aber Lupo? Was hat er …«
    »Seitdem hockt der Kleine, der dabei war und alles mitbekommen hat, über den Büchern und rechnet und rechnet«, fuhr Bartolo fort. »Weder mit Schelte noch mit guten Worten ist er davon abzubringen. Mario scheint regelrecht besessen davon, weitere Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Doch jedes Mal, wenn ich ihn frage, ob er schon etwas gefunden hat, zieht er lediglich die Stirn kraus und rollt bedeutungsvoll mit seinen goldenen Augen.« Er schaute sie von der Seite an. »Was meinst du dazu, Tochter? Macht das alles einen Sinn für dich?«
    »Aber das hieße ja …« Gemmas Augen suchten die des Vaters, der bedächtig nickte. »Lupo hätte dich abscheulich und vorsätzlich betrogen? Ob das einen Sinn für mich macht? Allerdings! Ich traue ihm alles zu. Alles !«
    »Noch ist nichts bewiesen. Bevor man derartige Beschuldigungen äußert, empfiehlt es sich, die entsprechenden Beweise in Händen zu halten. So jedenfalls hab ich es in meinem langen Geschäftsleben stets gehalten und bin dabei niemals schlecht gefahren. Bezichtigungen sind so schnell ausgesprochen und nur schwer wieder aus der Welt zu schaffen, das hat mich schon mein verstorbener Vater gelehrt.« Lang anhaltendes Hüsteln. »Allerdings ist mir auch nicht bang vor Auseinandersetzungen, die zu Recht geführt werden müssen. Wenn ich kämpfen muss, dann bin ich auch bereit dazu! Aus all diesen Gründen habe ich mich entschlossen, Erkundigungen vor Ort einziehen, Gemma, sehr gründliche Erkundigungen, wie ich dir versichern kann. Und sollte sich bewahrheiten, was ich vermute …«
    »Er ist ein Teufel, Vater.« Sie hatte sich vorgenommen, unter keinen Umständen zu weinen, aber jetzt flossen die Tränen ganz ohne ihr Zutun. »Lupo ist Beelzebubs leibhaftiger Bruder! Ja, ich wollte ihn damals heiraten, unbedingt sogar, aber wie hätte ich da ahnen sollen, wer er wirklich ist?«
    Bartolo schaute sie so entsetzt an, dass sie schlucken musste. Die Kehle wurde ihr eng, wie immer bei diesem Thema. Aber wenn sie nicht jetzt den Mut dazu aufbrachte, wann dann?
    »Er hasst Frauen, wusstest du das? Sie sind ihm widerwärtig, ekeln ihn regelrecht an. Liebe, Achtung und Wertschätzung? Kennt er nicht. Nur wenn er triumphieren kann, erwacht in ihm die Lust, wenn die Frau vor ihm hilflos und erniedrigt winselt, kein menschliches Wesen mehr ist, sondern bestenfalls ein Stück

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