Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
Vom Netzwerk:
hatten diese Pielkötter nur ein müdes Lächeln abgerungen.
    »Wie kommen Sie gerade auf Bad?«
    »Barbara besaß einen außerordentlichen Reinigungsfimmel. Bevor wir zusammen geschlafen haben, hat sie jedes Mal extra gebadet, oder zumindest geduscht. Hinterher sowieso. Nun, bei ihren Liebhabern, da dachte ich … Menschen verlieren ihre Gewohnheiten schließlich nicht so einfach.«
    Angestrengt beobachtete Barnowski Winklers Mimik. Nichts deutete darauf hin, dass er einen unglückseligen Versprecher auszubügeln versuchte. Trotzdem wusste Barnowski nicht, ob er sich mit dieser Erklärung zufriedengeben sollte. Sicherheitshalber notierte er Winklers Aussage über den möglichen Tatort. Während er den Notizblock zückte, dachte er an seine Freundin Gabriela, die sich zum Glück nicht vor jedem Liebesspiel stundenlang ins Bad verzog.
    »Haben Sie Barbaras Liebhaber schon verhört?«, drang Winkler in seine Gedankengänge ein.
    »Das erledigt mein Kollege gerade«, erklärte Barnowski, auch wenn das nicht den Tatsachen entsprach. Winkler brauchte schließlich nicht zu wissen, dass Frederik Bodenthal auf vernehmungsunfähig machte. Das könnte Ärger geben, erst recht bei einem gewieften Juristen. Nachher hängte er der Polizei noch an, sie behindere die Ermittlungen. Jedenfalls traute Barnowski diesem Berufsstand fast alles zu. Immerhin plädierten sie selbst dann auf Freispruch, wenn sie von der Schuld des Angeklagten überzeugt waren.
    »Wie haben Sie den Abend verbracht, als Ihre getrennt lebende Frau ermordet wurde?«
    »Nach der Arbeit war ich hier, also zu Hause«, antwortete Winkler unwillig. »Das erwähnte ich doch bereits.«
    »Aber womit haben Sie sich hier beschäftigt?«
    »Ich habe in diesem Sessel gesessen und Musik gehört. Mozarts Kleine Nachtmusik und danach Beethoven. Das weiß ich so genau, weil ich nach dem Abendessen sonst immer fernsehe. Reicht das?«
    Automatisch dachte Barnowski wieder an Barbaras Badetick. Vielleicht hatte Winkler mit der musikalischen Berieselung oder besser mit dem Fernsehen die Wartezeit überbrückt. Wieso kam er selbst immer auf dieses pikante Detail zurück? Hatte das eine Bedeutung für den Fall? Vielleicht wurde es aber auch einfach nur Zeit, dass er bei Gabriela vorbeischaute. Doch jetzt musste er sich erst einmal zusammenreißen.
    »Noch eine Frage«, fuhr er mit dem Verhör fort. »Hätte die anstehende Scheidung für Sie zu größeren finanziellen Verlusten geführt?«
    »Ich kenne Mörder, die für eine Handvoll Geld gemordet haben«, erwiderte Winkler ziemlich ungerührt. »Zu denen gehöre ich ganz sicher nicht. Barbara und ich lebten in Gütertrennung. Natürlich hätte sie etwas Unterhalt von mir erstreiten können, aber den hätte ich kaum als finanziellen Verlust verbucht. Mit ihrer Galerie hat sie selbst ganz gut verdient.«
    »Nun, wenn es von Ihrer Seite aus nichts mehr gibt, was Sie uns noch mitteilen möchten, dann war’s das auch schon.« Barnowski erhob sich und fügte doch noch hinzu: »Vorerst.« Dann verabschiedete er sich.
    Er fühlte sich erleichtert, dass ihm Winkler im Verlauf der Vernehmung nicht einmal mit einer Klage gedroht hatte. Auf dem Weg zu seinem Auto zählte er die in diesem Monat bereits geleisteten Überstunden zusammen und entschied spontan, statt ins Präsidium zu Gabriela zu fahren.

    Mark Miltons Praxis lag im Dellviertel, eine gute halbe Stunde Fußmarsch vom Finkenkrug entfernt. Da es dort fast so unmöglich war, einen Parkplatz zu finden, wie eine Oase in der Wüste, ging er in der Regel zu Fuß dorthin. Normalerweise hätte er diesen Spaziergang an der frischen Luft genossen, doch ausgerechnet heute regnete es geradezu Bindfäden. Wenigstens stand ein alter Schirm immer griffbereit in einer kunstvoll bemalten alten Milchkanne neben der Tür. Er hatte ihm schon oft gute Dienste geleistet. Während er durch den Regen lief und der heftige Aprilwind einige Male den Schirm umschlug, freute er sich schon auf ein frisch gezapftes Bier und natürlich auf Daniel.
    Ursprünglich galt der Finkenkrug, eines der wenigen Lokale in Nähe der Universität, als reine Studentenkneipe, doch längst verkehrten dort viele Ehemalige, die sich trotz Amt und Würden in der ungezwungenen Atmosphäre immer noch heimisch fühlten. Mark selbst verknüpfte mit dem Finkenkrug eine glückliche Phase seiner Vergangenheit. Hier hatte er in seinen Studienjahren gekellnert, noch unbeschwert von Zweifeln und quälender Schuld. Hier hatte er die ersten

Weitere Kostenlose Bücher