Die Sünderinnen (German Edition)
höllisch schmerzte, musste er lächeln.
»Zigarette?«, fragte Kriminalhauptkommissar Pielkötter.
»Nein, danke«, antwortete Benedikt Burgmeister und fügte leicht blasiert hinzu: »Dieses Laster möchte ich mir abgewöhnen.«
Unwillkürlich schüttelte Pielkötter den Kopf. Wehrlose Frauen bestialisch umzubringen, reichte als Laster auch vollkommen aus. Burgmeister wirkte auf ihn extrem unsympathisch. Alle Schuldvorwürfe schienen an ihm abzuprallen, als trage er einen unsichtbaren Panzer.
»Sie haben drei Frauen getötet und fast eine vierte auf dem Gewissen.«
»Was wissen Sie von Gewissen? Diese Frauen hatten jedenfalls keins. Haben ihre Männer unrechtmäßig verlassen.«
»So, so«, brummte Pielkötter ärgerlich, während er das oberste Blatt von seinem Notizblock zerknüllte.
»Bis dass der Tod euch scheidet, genau das hatten sie doch alle geschworen.«
Und du hast dann schnell den Tod gespielt, um die falsche Reihenfolge zu korrigieren, dachte Pielkötter. Wie er es hasste, wenn die Täter einen Mord philosophisch, moralisch oder religiös zu überhöhen versuchten.
»Kaffee?«, fragte er, um sich den Unmut nicht anmerken lassen.
»Gern. Mit Milch und Zucker.« Burgmeister deutete sogar ein Lächeln an und entblößte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. Unwillkürlich verglich Pielkötter diese mit seinem reparaturbedürftigen Gebiss, was seine Laune nicht gerade besserte.
»Erzählen Sie, wie Sie auf die Frauen gekommen sind«, forderte Pielkötter ihn auf, wobei er den Kaffee in zwei Becher goss.
»Ich habe ihre Namen aus der Kartei von Milton, diesem Psychologen.«
Kaum überrascht blickte Pielkötter über den Rand des Kaffeebechers.
»Natürlich hat er mir die Kartei nicht freiwillig gezeigt«, fuhr Burgmeister fort, wobei sich sein Mund zu einem hämischen Grinsen verzog. »Ich bin in Miltons Praxis eingebrochen und habe mir alle Patientenakten kopiert.«
»Sie kannten die Opfer also nicht persönlich?«
»Barbara Winkler habe ich ein paarmal vor der Praxis getroffen, als ich Luisa abholen wollte. Und Marion Karsting. Die habe ich wohl auch einmal kurz vor Miltons Praxis gesehen.«
Pielkötter fragte sich, warum Milton den Einbruch mit keinem Wort erwähnt hatte. Immerhin hätte ihn das in gewisser Weise entlastet. Aber er musste sich eingestehen, dass er ihm kaum geglaubt, es für ein Ablenkungsmanöver gehalten hätte.
Burgmeister führte die Kaffeetasse betont langsam zum Mund und stellte sie erst wieder ab, als Pielkötter kurz davorstand, seine Geduld zu verlieren.
»Wissen Sie, Luisa und ich, wir führten eine gute Ehe, bis sich dieser Psychologe eingemischt hat. Nur er hat sie zur Trennung animiert.« Burgmeister verstummte abrupt, seine Gesichtszüge wirkten plötzlich alt.
»Soweit wir recherchiert haben, ist Ihre Frau Katharina bei einem Unfall ums Leben gekommen«, fuhr Pielkötter fort, um sich nicht weiter in seine familiären Probleme zu vertiefen.
»Luisa. Ich habe sie immer Luisa genannt.«
»Aber es war ein Unfall?«
»Ja, in gewisser Weise«, bestätigte Burgmeister mit nicht gerade überzeugender Miene.
»Was heißt in gewisser Weise ?«, bohrte Pielkötter sofort nach.
»Ich wollte, dass wir beide zusammen sterben, aber ich habe den Autounfall überlebt.«
Da hat mich mein kriminalistischer Riecher also doch noch nicht ganz verlassen, dachte Pielkötter, irgendwie mit sich zufrieden.
»Und weil Sie allein überlebten, fühlten Sie sich schuldig.«
»Eigentlich nicht«, erklärte Burgmeister ungerührt. »Meine Rettung war ein Zeichen. Ich habe überlebt, weil ich eine Mission zu erfüllen hatte. Immerhin hatte Luisa mit ihrem Leben bezahlt, während dieser Milton unbehelligt weiterlebte. Dieser ehrlose Psychologe und all die anderen Frauen, die er zur Trennung überredet hat.«
Während Burgmeister redete, trat eine dicke Ader an seinem Hals hervor.
»Die Patientenakten waren ja Beweis genug, dass er die Frauen angestachelt hatte, ihre Männer zu verlassen, also das heilige Sakrament der Ehe zu brechen. Ein Psychologe ohne Werte eben.«
»In der Kartei haben Sie also die Fälle von Barbara Winkler, Eva Maria Garden und Marion Karsting gefunden.«
Burgmeister nickte. »Dabei wollte ich nicht nur sie bestrafen, sondern auch Milton.«
»Haben Sie je daran gedacht, ihn umzubringen?«
»Nein. Durch den Mord an seinen Patientinnen konnte ich mich ja an ihm rächen. Früher oder später würde man ihn verdächtigen. Damit wollte ich ihn
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