Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
sonst?“, fragte Scarlett. „Du bist im Zaubern total unbegabt, nicht wahr, Maria? Du bist auch nicht das Kind deiner Eltern, sie haben dich gefunden, stimmt’s? Ich sage dir, was mit Thuna passiert ist: Sie wurde entführt, weil sie wie du aus einer anderen Welt stammt. Drei von euch gibt es – oder gab es – auf dieser Schule. Und Berry, fürchte ich, gehört zu denen, die euch finden sollen. Eine böse Hexe sucht euch. Also pass auf, Maria. Geh nirgendwo alleine hin und lass dir ja nicht anmerken, was du kannst! Es verrät dich.“
„ Ich kann das sowieso nicht … Ich hab noch nie einem Gegenstand Leben eingesprochen“, versicherte Maria aufgeregt.
„ Frag ihn, Maria! Frag deinen Hasen, was er davon hält!“
Maria zögerte, wandte sich dann aber an das geliebte Stoffgesicht, mit dem sie schon so viele Jahre ihres Lebens geteilt hatte.
‚ Lieber Rackiné’, fragte sie ihn in Gedanken, ‚glaubst du, dass Scarlett recht hat mit dem, was sie da sagt? Ich kann ihr das nicht glauben!’
Und Rackiné antwortete:
‚ Natürlich hat sie recht, Maria. Ich würde nicht leben, wenn du nicht mit mir gesprochen hättest. Und erinnerst du dich an die Ritterrüstung, die plötzlich durch das Schloss deiner Eltern gewandert ist, obwohl sie seit Jahrhunderten brav in der Ecke gestanden hatte? Sie tat es, weil du sie immer wieder gebeten hast, nicht zu spuken! Damit hast du sie lebendig gemacht.’
Der wandernde Ritter! Was hatte sich Maria vor ihm gefürchtet! Und nun erfuhr sie, dass sie ihn selbst zum Leben erweckt hatte. Maria sah vom Hasen zu Scarlett auf.
„ Es stimmt“, sagte sie leise. „Er sagt, du hast recht.“
„ Siehst du“, erwiderte Scarlett mit gedämpfter Stimme, denn Lisandra und Berry konnten jeden Augenblick zurückkommen. „Ich muss Berry daran hindern, dass sie dich verrät.“
Mit diesen Worten sprang Scarlett auf und suchte in Berrys Schrankfach nach dem Spiegelfon. Doch da war es nicht. Maria saß wie angewachsen auf ihrem Bett, während Scarlett unter Berrys Bett, unter der Matratze, im Nachtschrank und im Schuhregal nachsah.
„ Du suchst das Spiegelfon, mit dem sie heimlich ihre Eltern anruft?“, fragte sie.
Scarlett zog ihren Kopf aus dem Schuhregal und schaute Maria überrascht an.
„ Woher weißt du von dem Spiegelfon?“
„ Ach, ich hab es in ihrem Nachtschrank gefunden, als ich mir ihren Kamm ausleihen wollte. Da hat sie’s mir erzählt.“
„ Und wo hat sie das Spiegelfon dann hingetan?“
„ Keine Ahnung. Als ich den Kamm zurückgelegt hab, war es nicht mehr da.“
Scarletts Suche nach dem Spiegelfon fand ein jähes Ende, als Lisandras Stimme vom Gang her ertönte.
„ Findest du wirklich, dass das Wasser unten wärmer ist?“, rief sie viel lauter als nötig. „Mir kam es eher kälter vor!“
Und schon ging die Tür auf. Scarlett konnte sich gerade noch auf ihr Bett werfen und so tun, als habe sie die ganze Zeit gegen die Decke gestarrt. Sie starrte nun tatsächlich sehr intensiv an die Decke, da sie überlegte, was sie tun könnte. Es war völlig klar, dass Berry aufstehen würde, sobald sie alle eingeschlafen waren, um mit ihrem Spiegelfon Bericht zu erstatten. Das durfte nicht passieren. Scarlett musste zu einem bösen Mittel greifen und zum ersten Mal war sie richtig dankbar, dass ihr das nicht schwerfiel. Während sie scheinbar harmlos auf dem Bett lag, wurde es Berry immer heißer und heißer. Sie bekam Gliederschmerzen und hatte ein Gefühl wie Nebel im Kopf.
„ Was ist bloß los mit mir …“, murmelte sie und sank ermattet in ihr Kissen.
Maria, die ihr Bett neben Berry hatte, rutschte gleich hinüber, um Berrys Stirn abzutasten.
„ Du bist ja ganz verschwitzt“, stellte Maria fest. „Du hast Fieber, Berry!“
Nun trat auch Lisandra an Berrys Bett. Berry hatte es wirklich schwer erwischt. Sie hatte glasige Augen und ihre Stirn glühte. Es war klar, dass sie nicht aufstehen könnte, in dem Zustand, in dem sie sich befand. Sie warf sich in ihrem Bett hin und her und konnte wahrscheinlich keinen klaren Gedanken fassen.
„ Wir müssen Frau Glazard rufen“, meinte Maria. „Soll ich sie holen?“
Lisandra sah fragend zu Scarlett hinüber.
„ Holt sie ruhig“, sagte die. „Aber sie wird Berry nicht helfen können. Ich glaube, das Einzige, was Berry helfen wird, ist Schlaf. Tiefer Schlaf.“
Maria sah das anders. Sie war schon an der Tür, um Estephaga Glazard zu rufen, die Lehrerin für Heilmittelkunde. Estephaga hatte auch die
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