Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
„Miststück!“
„Wen meinst du?“, fragte Maria. „Berry oder die Cruda?“
„Ich fasse es nicht!“, rief Lisandra. „Sollen wir jetzt Tag und Nacht mit der falschen Ratte zusammen sein? Das kann doch nicht wahr sein!“
„Das Schlimme ist, dass wir sie wirklich für unsere Freundin gehalten haben“, sagte Thuna. „Während sie uns ausgehorcht und dann ausgeliefert hat.“
Thuna traten die Tränen in die Augen, als sie an das Verlies dachte, in dem sie alleine gehockt hatte, nachdem sie von Höllenhunden verschleppt worden war. Sie war so verzweifelt und hoffnungslos gewesen, sie hatte gefroren und Angst gehabt und sich schrecklich einsam gefühlt. Thuna war eine sehr gutmütige Person, die gerne an das Gute im Menschen glaubte, doch so etwas konnte sie nicht verzeihen. Niemals.
„Es bleibt uns wohl nicht anderes übrig, als sie zu ertragen“, sagte Scarlett. „Spaß macht ihr das Ganze bestimmt nicht. Oder hattet ihr den Eindruck, dass sie sich gut amüsiert?“
Lisandra lachte finster.
„Nein, sie wirkte unpässlich. Und von mir aus kann sie’s bleiben!“
Wer geglaubt hatte, der Winter werde nun allmählich ausklingen, wurde in den kommenden Wochen eines Besseren belehrt. Es brach die reinste Eiszeit an, die Außentemperaturen erreichten einen Tiefstrekord seit Einführung des Wetterkalenders vor zweihundertdreiundvierzig Jahren. Den Schülern wurde verboten, die Festung zu verlassen, da man fürchtete, sie könnten sich außerhalb den Tod holen, indem sie sich verliefen und erfroren oder von einem extrem hungrigen Faulhund angegriffen wurden. Das marode Heizsystem vom Sumpfloch stieß an seine Grenzen. Einmal am Tag wurde es schrecklich heiß, zu anderen Tageszeiten versagte die Heizung fast komplett und es wurde bitterkalt. Hier und da brach ein Dach unter den Schneemassen ein, so auch im Trophäensaal, der daraufhin nicht mehr warm wurde, obwohl das Dach notdürftig ausgebessert worden war. An der Spitze der Einhornfälschung bildete sich ein Eiszapfen, der Tag für Tag länger wurde.
Ein Glück war, dass die Sümpfe von Sumpfloch von Natur aus warmes Wasser hatten. Selbst im Winter hätte man (wenn man lebensmüde gewesen wäre) darin baden können, ohne zu frieren, da die Sümpfe mit verschiedenen heißen Quellen verbunden waren, deren Ursprung man tief im bösen Wald vermutete. Auf diese Weise herrschte in den unterirdischen Schulräumen von Sumpfloch die angenehmste Temperatur. Das Wasser muffelte nur stärker als sonst und die empfindlicheren Schüler hatten mit einer unterschwelligen Übelkeit während des Unterrichts zu kämpfen.
Unterkühlte Zeiten herrschten auch im Zimmer 773 im Gebäude der ungeraden Zimmernummern. Erst einmal war es kalt, da die Wärme, die durch die Heizrohre pollerte, längst nicht mehr so warm war, wenn sie im siebten Stock ankam. Die Mädchen zogen alle Kleidung an, die sie hatten, sobald sie sich in ihrem Raum aufhielten. Außerdem verkrochen sie sich unter Schrankladungen von Decken und Daunenbetten, die ihnen die besorgte Wanda Flabbi zur Verfügung gestellt hatte.
Zum anderen war die Stimmung hier oben häufig frostig. Wann immer Berry sich in der Nähe ihrer Zimmergenossinnen aufhielt, herrschte eisiges Schweigen. Seit Berrys Ankunft hatte es zwischen den Mädchen höchstens drei Wortwechsel gegeben und die betrafen rein praktische Fragen, zum Beispiel, ob es Berry für nötig halte, dass man ihr einen Platz im Wandschrank für ihre Sachen freiräume oder ob sie es vorziehe, aus ihrem Koffer zu leben. Berry beteuerte, sie haben keinen Platz im Wandschrank nötig. Sie komme sehr gut mit ihrem Koffer aus, danke.
Kunibert wurde aus seiner magikalischen Heizdecke ausgewickelt, da man dieses Wunderwerk der Technik benötigte, um die Betten aufzuwärmen. Die Mädchen steckten die Decke abwechselnd in jedes Bett, bevor sie sich schlafen legten. In jedes Bett außer Berrys selbstverständlich. Dem Strohpüppchen wurde in einem Hohlraum in der Mauer eine Heimstatt eingerichtet, die sie mit den Taschen auspolsterten, in denen mal Süßigkeiten gesteckt hatten. Das Gute war, dass man den Hohlraum mit einem passenden Stein so verschließen konnte, dass Kunibert fast nicht mehr zu hören war, wenn er nachts auf die Idee kam, Fragen in die Welt hinauszuschreien. Dem Strohpüppchen gefiel sein neues Heim. Kunibert war richtig stolz darauf, sodass auch Marias Gewissen beruhigt war, nachdem sie ihn so selbstsüchtig der Heizdecke beraubt hatte.
Trotz
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