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Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Lisandra.
    „Die weiß gar nichts. Ihre Schwester hat das Baby bei ihr abgeladen und ist an den Südpol verschwunden. Irgendeine Forschungsreise. Für die nächsten sechs Monate ist sie nicht zu erreichen.“
    „Und dann holt sie ihr Löwenkind wieder ab?“
    „Keine Ahnung“, sagte Thuna.
    Die Vorstellung, dass Pollux – oder die Polluxe – eines Tages auf Nimmerwiedersehen verschwinden könnten, schob Thuna lieber weit von sich. Sie hatte ihr Herz an das kleine, kräftige Löwenbaby gehängt, obwohl ihr klar war, dass es irgendwann viel zu groß werden würde, um in der Festung zu leben oder gar in ihrem Bett zu schlafen. Ein erwachsener Löwe war sowieso zu gefährlich, um unter Menschen zu leben.
    Es war schon nach Mitternacht, als sich die Mädchen endlich alles erzählt hatte, was sie in den letzten zwei Monaten erlebt hatten. Nun folgten sie dem Beispiel der beiden Löwen, die schon tief und fest schliefen, und krochen unter ihre Bettdecken. Auch das Strohpüppchen Kunibert, das seinen Platz in einem Hohlraum in der Wand hatte, ging schlafen. Es verschloss sein Loch wie jeden Abend mit einem Stein und kletterte in den wattierten Fäustling, den ihm Maria als Schlafsack überlassen hatte.
    Die leisen Geräusche einer milden Sommernacht drangen durchs Fenster ins Zimmer herein und erfüllten jedes dort schlummernde Gemüt mit sanften Träumen. Jedes, bis auf das von Pollux, dem Schwarzen. Der Löwe hob den Kopf, kaum dass die Mädchen eingeschlafen waren. Dann sprang er auf leisen Tatzen von Thunas Bett und marschierte auf die Zimmertür zu. Als wäre er immer noch ein Schatten, den nur der Vollmond warf, spazierte er durch die Türe hindurch. Was er jenseits der Tür vorhatte, blieb sein Geheimnis. Als Thuna am nächsten Morgen von lautem Vogelgesang und der Helligkeit des anbrechenden Tages geweckt wurde, war er jedenfalls wieder da. Mit seinem Bruder lag er zusammengekuschelt in einem Nest aus Decken. Ein heller und ein dunkler Pollux, so friedlich und in sich versunken, dass Thuna bei ihrem Anblick vor Freude still lachte und sich dann umdrehte, um noch ein bisschen weiterzuschlafen.
     
    Berry fehlte am Frühstückstisch. Noch vor einem halben Jahr wären die Freundinnen heilfroh darüber gewesen, doch jetzt machte sie der Anblick ihres leeren Platzes traurig. In der letzten Woche war es nicht so aufgefallen, weil Lisandra und alle anderen Schüler noch in den Ferien gewesen waren. Doch an diesem Morgen, da die Schule wieder ganz normal begann, klaffte eine deutliche Lücke auf der Bank.
    „Wann genau hast du dem Direktor von Finsterpfahl geschrieben?“, fragte Maria, während die anderen ihre Frühstücksbrühe löffelten. Maria konnte sich noch nicht überwinden, die braune Brühe mit den Sumpfalgen als etwas Essbares zu betrachten. Stattdessen knabberte an einem harten Stück Brot und sehnte sich nach ihrem morgendlichen Schaumkusshörnchen zurück.
    „Das ist mindestens zwei Wochen her“, antwortete Scarlett. „Ich glaube nicht, dass er noch antwortet.“
    „Dass er überhaupt nicht antwortet, ist ein schlechtes Zeichen“, sagte Lisandra. „Wenn Berry noch dort wäre, würden wir doch irgendwas hören.“
    „Es bringt nichts, sich immer wieder den Kopf darüber zu zerbrechen“, sagte Scarlett. „Heute muss Viego zurückkommen, schließlich fängt die Schule wieder an. Er kann uns bestimmt sagen, wo Berry ist.“
    Gegen Ende des Frühstücks, als auch die letzten Langschläfer im Hungersaal eingetrudelt waren, stand Estephaga Glazard vom Lehrertisch auf und klopfte mit einer Gabel gegen ihren Becher, um sich Gehör zu verschaffen. Sie tat dies in ihrer Eigenschaft als stellvertretende Direktorin. Die richtige Direktorin, eine Schildkrötenfrau, die einer Schildkröte ähnlicher war als einem Menschen, ließ sich nur sehr selten blicken. Was niemanden störte, denn ihre schrecklich langsame Art zu reden, war selbst für geduldige Menschen eine Zumutung.
    „Meine lieben Kinder“, begann Estephaga Glazard, „wie schön, dass ihr wieder hier seid! Ich hoffe, für uns beginnt heute ein lehrreiches und vor allem friedliches Schuljahr – friedlicher als das vergangene. Wie ihr sicherlich gesehen habt, wurde Sumpfloch in den Ferien in seinen Normalzustand zurückversetzt. Der Hungersaal hat sogar eine hübsche neue Holzdecke bekommen.“
    Alle Schüler schauten nach oben. Ja, die neue Decke war eine Verbesserung. Aus den verstaubten Hohlräumen, die vorher da gewesen waren, hatte sich so

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