Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
Grohann – das tut mir ehrlich leid, Thuna. Aber es hat euch nicht geschadet, oder? Im Gegenteil. Grohann passt auf, dass euch nichts geschieht. Er sagte, es wäre das Beste für euch!“
„Das Beste für uns? Das hast du ihm sofort geglaubt, ja?“
„Na ja …“
„Weil es nämlich für dich das Beste war!“
„Nein, ich dachte wirklich, dass es gut für euch ist. Die Cruda ist immer noch hinter euch her und andere Leute womöglich auch!“
„Deswegen hast du mir auch gleich von der Sache erzählt, als ich wieder hier war! Du sagtest: ‚Hör zu, Thuna, ich habe Grohann eure Namen gesteckt, aber ich habe es natürlich nur gut gemeint.’ Das Blöde daran ist, Lars, dass ich mich nicht daran erinnern kann! Ich muss wohl unter Gedächtnisschwund leiden.“
„Ich dachte …“
„Ja, was genau hast du dir dabei gedacht?“
„Es tut mir leid! Wirklich, Thuna!“
„Was erwartest du von mir? Wenn der Zauberer zu dir käme, der die Unvergessenen Verwegenen abrasiert hat und sagen würde: Lars, es tut mir wirklich leid! Wäre dann alles wieder gut für dich? Nein, das wäre es nicht!“
„Ich verstehe ja, dass du sauer bist, aber …“
Er brach ab und Thuna schaute ihm geradewegs in die Augen. Gerade war sie gar nicht schüchtern, sondern nur wütend. Wütend auch deswegen, weil sie gehofft hatte, dass er sich etwas dabei gedacht haben könnte. Dass es nur ein Missverständnis gewesen sein könnte. Oder dass er irgendwas sagte, was dazu führte, dass sie ihm verzieh.
„Es ist eben so“, sagte er, „dass ich nicht hier wegwollte. Ich hätte nicht mehr nach Sumpfloch gekonnt.“
„Du hättest einfach so herkommen können. Nicht als Gärtner, sondern … als … als Besucher!“
„Ja, aber man braucht doch ein dreijähriges Praktikum, um an der Universität für das Fach Naturkreisläufe zugelassen zu werden! Und ich hab erst zwei Jahre!“
Thuna starrte ihn an.
„Weißt du, was?“, sagte sie, nachdem sie sich davon erholt hatte, dass es ihm nur um den Garten ging und überhaupt nicht um sie. „Mach doch dein blödes Praktikum! Die Welt braucht solche Naturkreislauf-Forscher wie dich! Ganz bestimmt! Aber tu mir den Gefallen und sprich mich nie wieder an, wenn wir uns im Garten begegnen. Ich bin fertig mit dir! Für immer und ewig!“
Das sagte sie und sie meinte es so. Dann ging sie weiter, ohne sich zu verabschieden. Lars aber sah so aus, als hätte man ihm einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet und anschließend eine Torte ins Gesicht gedrückt.
Rackiné und Maria hatten in respektvollem Abstand gewartet und die Abreibung mit angesehen. Nun beeilten sie sich, Thuna einzuholen.
„Jetzt mal ehrlich“, sagte Rackiné zu Maria, als sie außer Hörweite waren, „ich finde, dass meine Methode wesentlich humaner war.“
„Wie meinst du das?“, fragte Maria.
„Ich hab ihn nur in den Finger gebissen.“
„Es kommt vielleicht auch darauf an, wer wen in den Finger beißt.“
„Sie wird ihm niemals in den Finger beißen“, sagte Rackiné zufrieden. „Er hat’s versaut.“
Eine Woche vor Vollmond besprach Viego Vandalez mit den fünf Mädchen, wie der schwarze Pollux zur Strecke gebracht werden sollte. Als er erläuterte, wie dem Löwen mit einem speziell präparierten und verzauberten Messer die Kehle durchgeschnitten werden musste, überkamen Lisandra Skrupel.
„Ist das wirklich in Ordnung, wenn wir ihn umbringen?“, fragte sie. „Er will doch einfach nur leben!“
Berry lachte. Sie war die Einzige, die sich im Moment traute, über Lisandra zu lachen. Die anderen fassten ihre sonst so robuste Freundin mit Samthandschuhen an. Dazu gehörte auch, dass man sie besser nicht auf die Schippe nahm, weil sie so leicht aus der Haut fuhr. Nur Berry ließ sich davon nicht einschüchtern.
„So wie Torck und gewisse andere Katastrophen?“, fragte sie. „Lissi, du kannst dich jetzt nicht mit jedem Monster verbrüdern, nur weil du glaubst, sie wären wie du!“
„Aber kann man den Dämon nicht einfach an einen Ort schicken, wo er keinen Schaden anrichtet?“
„Da würde er sich nicht wohlfühlen“, sagte Viego Vandalez. „Mal abgesehen davon, dass wir es nicht können. Vielleicht beruhigt es dich zu wissen, dass er nicht stirbt, wenn wir ihn umbringen. Er verliert nur seine körperliche Gestalt. Die Essenz seines Wesens wird dahin zurückkehren, wo sie die letzten Jahrtausende verbracht hat, bevor ich sie beschworen habe.“
„Wo hat sie denn die letzten
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