Die Supermarkt-Lüge
wenn das Produkt nicht mehr als 0,5 g Zucker pro 100 g bzw. 100 ml enthält.«
Doch dann gibt es auch noch ZUCKERARM : »Die ÂAngabe, ein Lebensmittel sei zuckerarm, sowie jegliche Angabe, die für den Verbraucher voraussichtlich dieselbe Bedeutung hat, ist nur zulässig, wenn das Produkt im Fall von festen Lebensmitteln nicht mehr als 5 g Zucker pro 100 g oder im Fall von flüssigen Lebensmitteln 2,5 g Zu cker pro 100 ml enthält.«
FETTARM ist ein Lebensmittel, » wenn das Produkt im Fall von festen Lebensmitteln nicht mehr als 3 g Fett/100 g oder nicht mehr als 1,5 g Fett/100 ml im Fall von flüssigen Lebensmitteln enthält (1,8 g Fett pro 100 ml bei teilÂentrahmter Milch)«.
FETTFREI/OHNE FETT ist als Angabe zulässig, » wenn das Produkt nicht mehr als 0,5 g Fett pro 100 g oder 100 ml enthält. Angaben wie âºX % fettfreiâ¹ sind verÂboten«.
Solche Beispiele aus der Health-Claims-Verordnung machen deutlich, wie geschickt die Werbeabteilungen der Industrie im Umgang mit Sprache sind. Für Fachleute und Juristen ist klar, dass die Bedeutung der Wörter »fettarm« und »fettfrei« nicht identisch ist, doch der Verbraucher weià oft nichts von diesen feinen, aber wichtigen Unterschieden.
Weil die Health-Claims-Verordnung relativ neu ist, Âharren noch Tausende von Produkten der Ãberprüfung. Daher gelten für Altprodukte, also Produkte, die schon länger auf dem Markt sind, bestimmte Ãbergangsfristen. Erst nach deren Ablauf werden sich auch die letzten Hersteller an die Verordnung halten. Und erst dann wird sich der konkrete Nutzen des neuen Zulassungsverfahrens Âabschätzen lassen.
Eines aber steht schon heute fest: Auch wenn man sich fraglos gesund und weniger gesund ernähren kann â Lebens mittel sind weder Medikamente noch Kosmetika. Versprechungen, dass ein Nahrungsmittel die Gesundheit fördere, sollten grundsätzlich mit Skepsis betrachtet werden.
Unsichtbare Zusätze
1980: Die Firma Searle & Company aus Illinois verfügt über ein potentiell wertvolles Patent. Es handelt sich um einen neuartigen SüÃstoff, den die Aufsichtsbehörde partout n icht zulassen will, weil er im Verdacht steht, Krebs zu erÂregen. Der Nervenkrieg um die Zulassung wird zum Stel lungskampf, der gut 15 Jahre andauert. Zum Glück bekommt Searle 1977 einen neuen CEO, einen Mann mit exzellenten Verbindungen, der unter den Präsidenten Ford und Nixon in politischen Kreisen verkehrte. ÂBinnen drei Jahren hat der Neue eine Teilzulassung des SüÃstoffs erreicht; 1983 w ird dieser auch für den Getränkemarkt zugelassen. Ein Verwaltungsakt, der pünktlich zum Verkauf der Firma an den Konzern Monsanto in Kraft tritt. Der CEO, der es inzwischen zum President and Chairman von Searle & Company gebracht hat, streicht gerüchteweise zwölf Millionen Dollar ein und wendet sich neuen, wichtigeren Aufgaben zu. Dank Monsanto erobert sein SüÃstoff die Welt.
Der Name des SüÃstoffs ist Aspartam . Der Name des gut vernetzten Geschäftsführers ist Donald Rumsfeld. Haben die Forscher 15 Jahre lang geirrt, als sie den SüÃstoff für potentiell gefährlich hielten? Oder könnten die »guten Verbindungen« des Politikers bei der Zulassung eine Rolle gespielt haben? Niemand weià das genau.
Willkommen in der Welt der Lebensmittelzusatzstoffe! Dort, wo man vieles nicht genau weià und vorsichtshalber manchmal gar nicht erst fragt.
! TIPP: Etikett richtig lesen
Es lohnt die Mühe, sich die Zutatenlisten der angebotenen Waren einmal durchzulesen, bevor sie in den Einkaufskorb wandern. Auf den Lebensmitteletiketten sind die Zutaten nach ihren Mengen aufgelistet. Ganz vorn steht das, wovon am meisten drin ist, dahinter folgt das zweitmeiste etc. Betrachten wir einfach mal die Zutatenliste einer Dose handelsüblicher »RaÂvioli Bolognese«: »Wasser, 23,5 % Ravioli [HartweizengrieÃ, Wasser, Paniermehl (Weizenmehl, Hefe, Jodsalz), ÂW eizenmehl, Weizenkleber, geräuchertes Speckfett (Speck, Rauch), Gewürze, Sonnenblumenöl, Stärke, Kräuter, Aroma, 20,4 % Tomatenmark, 4,5 % Rind fleisch, Rinderfett, modifizierte Stärke, Jodsalz, Zucker, Gewürze, geräuchertes Speckfett (Speck, Rauch), Hefeextrakt, pflanzliches EiweiÃ, biologisch aufgeschlossen (WeizeneiweiÃ, Salz); Sellerie, Lauchpulver, pflanzliches Ãl, Säuerungsmittel Citronensäure,
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