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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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wenn das Produkt nicht mehr als 0,5 g Zucker pro 100 g bzw. 100 ml enthält.«
    Doch dann gibt es auch noch ZUCKERARM : »Die ­Angabe, ein Lebensmittel sei zuckerarm, sowie jegliche Angabe, die für den Verbraucher voraussichtlich dieselbe Bedeutung hat, ist nur zulässig, wenn das Produkt im Fall von festen Lebensmitteln nicht mehr als 5 g Zucker pro 100 g oder im Fall von flüssigen Lebensmitteln 2,5 g Zu cker pro 100 ml enthält.«
    FETTARM ist ein Lebensmittel, » wenn das Produkt im Fall von festen Lebensmitteln nicht mehr als 3 g Fett/100 g oder nicht mehr als 1,5 g Fett/100 ml im Fall von flüssigen Lebensmitteln enthält (1,8 g Fett pro 100 ml bei teil­entrahmter Milch)«.
    FETTFREI/OHNE FETT ist als Angabe zulässig, » wenn das Produkt nicht mehr als 0,5 g Fett pro 100 g oder 100 ml enthält. Angaben wie ›X % fettfrei‹ sind ver­boten«.
    Solche Beispiele aus der Health-Claims-Verordnung machen deutlich, wie geschickt die Werbeabteilungen der Industrie im Umgang mit Sprache sind. Für Fachleute und Juristen ist klar, dass die Bedeutung der Wörter »fettarm« und »fettfrei« nicht identisch ist, doch der Verbraucher weiß oft nichts von diesen feinen, aber wichtigen Unterschieden.
    Weil die Health-Claims-Verordnung relativ neu ist, ­harren noch Tausende von Produkten der Überprüfung. Daher gelten für Altprodukte, also Produkte, die schon länger auf dem Markt sind, bestimmte Übergangsfristen. Erst nach deren Ablauf werden sich auch die letzten Hersteller an die Verordnung halten. Und erst dann wird sich der konkrete Nutzen des neuen Zulassungsverfahrens ­abschätzen lassen.
    Eines aber steht schon heute fest: Auch wenn man sich fraglos gesund und weniger gesund ernähren kann – Lebens mittel sind weder Medikamente noch Kosmetika. Versprechungen, dass ein Nahrungsmittel die Gesundheit fördere, sollten grundsätzlich mit Skepsis betrachtet werden.

Unsichtbare Zusätze
    1980: Die Firma Searle & Company aus Illinois verfügt über ein potentiell wertvolles Patent. Es handelt sich um einen neuartigen Süßstoff, den die Aufsichtsbehörde partout n icht zulassen will, weil er im Verdacht steht, Krebs zu er­regen. Der Nervenkrieg um die Zulassung wird zum Stel lungskampf, der gut 15 Jahre andauert. Zum Glück bekommt Searle 1977 einen neuen CEO, einen Mann mit exzellenten Verbindungen, der unter den Präsidenten Ford und Nixon in politischen Kreisen verkehrte. ­Binnen drei Jahren hat der Neue eine Teilzulassung des Süßstoffs erreicht; 1983 w ird dieser auch für den Getränkemarkt zugelassen. Ein Verwaltungsakt, der pünktlich zum Verkauf der Firma an den Konzern Monsanto in Kraft tritt. Der CEO, der es inzwischen zum President and Chairman von Searle & Company gebracht hat, streicht gerüchteweise zwölf Millionen Dollar ein und wendet sich neuen, wichtigeren Aufgaben zu. Dank Monsanto erobert sein Süßstoff die Welt.
    Der Name des Süßstoffs ist Aspartam . Der Name des gut vernetzten Geschäftsführers ist Donald Rumsfeld. Haben die Forscher 15 Jahre lang geirrt, als sie den Süßstoff für potentiell gefährlich hielten? Oder könnten die »guten Verbindungen« des Politikers bei der Zulassung eine Rolle gespielt haben? Niemand weiß das genau.
    Willkommen in der Welt der Lebensmittelzusatzstoffe! Dort, wo man vieles nicht genau weiß und vorsichtshalber manchmal gar nicht erst fragt.
    ! TIPP: Etikett richtig lesen
    Es lohnt die Mühe, sich die Zutatenlisten der angebotenen Waren einmal durchzulesen, bevor sie in den Einkaufskorb wandern. Auf den Lebensmitteletiketten sind die Zutaten nach ihren Mengen aufgelistet. Ganz vorn steht das, wovon am meisten drin ist, dahinter folgt das zweitmeiste etc. Betrachten wir einfach mal die Zutatenliste einer Dose handelsüblicher »Ra­violi Bolognese«: »Wasser, 23,5 % Ravioli [Hartweizengrieß, Wasser, Paniermehl (Weizenmehl, Hefe, Jodsalz), ­W eizenmehl, Weizenkleber, geräuchertes Speckfett (Speck, Rauch), Gewürze, Sonnenblumenöl, Stärke, Kräuter, Aroma, 20,4 % Tomatenmark, 4,5 % Rind fleisch, Rinderfett, modifizierte Stärke, Jodsalz, Zucker, Gewürze, geräuchertes Speckfett (Speck, Rauch), Hefeextrakt, pflanzliches Eiweiß, biologisch aufgeschlossen (Weizeneiweiß, Salz); Sellerie, Lauchpulver, pflanzliches Öl, Säuerungsmittel Citronensäure,

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