Die Supermarkt-Lüge
Aroma.«
Ein Ravioli-Käufer erhält also für den Kaufpreis zunächst mal Wasser, dann eine ordentliche Portion Hartweizengrieà mit noch mehr Wasser. Rindfleisch spielt in dieser Bolognese eine untergeordnete Rolle. Ganz allgemein gilt die Faustregel, dass Sie kurze Zutatenlisten bevorzugen sollten. Lange Listen stehen für stark verarbeitete Nahrungsmittel. Ebenfalls ein schlechtes Zeichen sind etliche Namen und Kürzeln von Mitteln, die Sie in Ihrer Küche nicht verwenden würden oder schlicht und einfach nicht kennen. Das können die verbreiteten E-Nummern für Zusatzstoffe sein oder auch scheinbar harmlose Namen. Hinter »Algenextrakt« verbirgt sich nicht selten das berüchtigte E 407, auch in Bio-Nahrung.
Additive
Nach offizieller Definition der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind Lebensmittelzusatzstoffe , auch Additive genannt, »Substanzen, die Lebensmitteln absichtlich zugesetzt werden, um bestimmte technologische Funktionen zu erfüllen, z. B. um Lebensmittel zu färben, zu süÃen oder zu konservieren. Sämtlichen Lebensmittelzusatzstoffen ist zum Zwecke der Kennzeichnung jeweils eine E-Nummer zugeordnet.«
Additive, wie beispielsweise Xanthan oder Methylcellulose existieren seit Jahrzehnten, jeder kennt sie und viele Menschen essen sie täglich, ohne sich über ihre Präsenz in unserer Nahrung den Kopf zu zerbrechen.
Sie verfügen über Namen, die in aller Regel nur für Fachleute verständlich sind, sowie über eine E-Nummer, wobei das »E« für Europa steht. Zusammen mit dem ÂZahlencode heiÃt es, dass ein Zusatzstoff die Tests des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses (SCF) beziehungsweise der Europäischen Behörde für LebensÂmittelÂsicherheit (EFSA) durchlaufen hat und für sicher befunden wurde.
Additive gibt es für verschiedenste Verwendungszwe cke :
Antioxidationsmittel verhindern, dass Lebensmittel sich durch Sauerstoff verändern; Backtriebmittel sorgen für lockeren, luftigen Teig; Emulgatoren verbinden Wasser und Ãl; Farbstoffe sorgen für besonders bunte Lebensmittel; Festigungsmittel sollen Strukturen erhalten; Feuchthaltemittel wirken gegen Austrocknung; Füllstoffe geben Lebensmitteln Volumen; Geliermittel verfestigen Flüssiges; Geschmacksverstärker täuschen Geschmacksfülle vor; Konservierungsstoffe sorgen dafür, dass Nahrung länger haltbar ist; Mehlbehandlungsmittel sorgen für knetbare Teige; Modifizierte Stärken dicken ein oder binden; Säuerungsmittel säuern nicht nur, sondern können auch die Haltbarkeit verbessern; Säureregulatoren erhalten ein Säureniveau; Schaumverhüter machen, was ihr Name schon sagt; Schmelzsalze sind zum Beispiel für Schmelzkäse nötig; Stabilisatoren konservieren Konsistenz und Farbe; SüÃungsmittel süÃen Lebensmittel ohne Zucker; Treibgase pressen Stoffe aus Dosen; Trennmittel sorgen dafür, dass Stoffe nicht verklumpen und verkleben; Ãberzugsmittel halten die Feuchtigkeit im Lebensmittel; Verdickungsmittel verdicken zum Beispiel Saucen.
Diese Liste zeigt nur einen winzigen Auszug der vielfältigen Verwendungszwecke in der modernen Lebensmittelindustrie. Einige Zusatzstoffe dienen dazu, Lebensmittel länger frisch zu halten oder bakteriologische Risiken zu senken. Viele dienen einfach der Täuschung des Auges, Farbstoffe etwa täuschen dem Käufer Farben vor, die bestimmte Nahrungsmittel normalerweise nicht hätten. Emulgatoren und Verdickungsmittel geben Lebensmitteln die Konsistenz, von der Marketingabteilungen annehmen, dass der Verbraucher sie gerne mag. Füllstoffe »füllen« â und damit legt das Produkt auch an Gewicht zu. Gewicht, das der Verbraucher an der Kasse bezahlen muss. Der Sinn und Zweck von Geschmacksverstärkern liegt schon im Wort selbst. Frische Lebensmittel jedoch brauchen keine Geschmacksverstärker, sie sollten über ausreichend Eigengeschmack verfügen.
Kurz: Viele Zusatzstoffe existieren, um unsere Sinne zu täuschen und uns zum Kauf anzuregen. Doch wer sich mit frischen Nahrungsmitteln ernährt, der braucht sie nicht.
Wenn wir industriellen Nahrungsmitteln misstrauen, dann auch, weil in ihnen etliche Substanzen stecken, die uns nicht wirklich vertraut oder bekannt sind. Denn wer glaubt, die Lebensmittelindustrie koche genau wie wir zu Hause, nur halt in gröÃeren Töpfen, der irrt gewaltig.
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