Die Supermarkt-Lüge
Foodwatch kritisiert werden.
Markenware und Handelsmarken der Supermärkte stammen nicht selten aus denselben Fabriken. Bei tierischen Lebensmitteln sieht man das am sogenannten »Identitätskennzeichen«, einem Kürzel aus BuchÂstaben und Zahlen. Die ersten beiden Buchstaben Âstehen für das Erzeugerland: AT=Ãsterreich, DE= Deutschland, PL=Polen usw. Die nächsten beiden Buchstaben stehen für das Bundesland. Also: SL für Saarland, BY für Bayern etc. Die Nummer am Schluss identifiziert den Betrieb.
Wer möchte, kann sich auf der Website des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) informieren, aus welchem Betrieb die Handelsmarken stammen. Suchen Sie dort nach den »Listen der gemäà Verordnung (EG) Nr. 853/2004 zugelassenen Betriebe für den Handel mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs in Deutschland (BLtU)«.
Geschmacklich identisch sind die Produkte von Handelsmarken und klassischen Markenherstellern jedoch nicht, auch dann nicht, wenn sie aus derselben Fabrik stammen. Zur Abgrenzung von der »Marke« wird die Rezeptur regelmäÃig verändert. Die Handelsmarken schmecken anders, jedoch nicht unbedingt schlechter.
___________________
Gewürze
Zucker und Salz fallen in unserer Nahrungsmittelwelt eigentlich nur dann negativ auf, wenn Produkte überzuckert oder übersalzen sind. Sie haben nicht immer einen guten Ruf und werden mit Gewichtszunahme beziehungsweise Bluthochdruck assoziiert. Fraglich ist allerdings, ob die Verwendung von SüÃstoffen wie Aspartam (vgl. Kapitel 2  Unsichtbare Zusätze ) eine wünschenswerte Alternative ist.
Relativ neu auf dem deutschen Markt ist Stevia , das »Honigkraut« der Indianer, traditionell angebaut zwischen Brasilien und Paraguay. Es ist ein natürlicher SüÃstoff, kalorienfrei, mit leichtem Lakritz-Aroma und der vielfachen SüÃkraft von Rohrzucker â ein Albtraum für die Hersteller von Zucker und Aspartam. In Japan werden Stevia-Produkte seit gut 40 Jahren verkauft, die entsprechenden SüÃstoffe halten etwa 40 Prozent Marktanteil. In den USA und Europa wurde die Pflanze nach einer verheerenden Studie unter Mitarbeit führender SüÃstoffÂindustrieller (unter anderem der Aspartam-Hersteller Monsanto) wegen Krebsgefahr verboten. Inzwischen sind Produkte mit der Aufschrift »Stevia« legal im Handel. Wer jetzt aber meint, er könne Tee, Kaffee und Kuchen fortan mit einer getrockneten und zermahlenen Indio-Pflanze süÃen, der irrt gewaltig. Verkauft wird statt der Pflanze nämlich Steviosid, ein Produkt aus der Chemiefabrik. Der Stoff wird dort in komplexen Verfahren extrahiert und gereinigt. Weil am Anfang dieses Prozesses die Pflanze steht, darf das neue Erzeugnis aus der Chemiefabrik als »ganz natürlich« ausgegeben werden.
Pfeffer ist das Stiefkind im deutschen Gewürzregal. In Deutschland gibt es weiÃen, schwarzen und grünen Pfeffer, und damit hat es sich. Das ist sehr schade, denn in Wirklichkeit gibt es sehr viele verschiedene Pfeffersorten, manche schmecken nach Kräutern, andere sind etwas fruchtig oder seifig. Pfeffer kommt unter anderem aus Indien, Kamerun, Madagaskar, Indonesien, China oder Sri Lanka zu uns. Durch die lange Lagerung des Pfeffers verfliegen die wichtigen ätherischen Ãle. Auch deshalb sollte man Pfeffer nicht als Pulver kaufen, sondern besser selbst mahlen.
Sie wollen Vanille ? Dann kaufen sie kein Vanillin. Letzteres wird meist aus Lignin gewonnen, einem Abfallstoff der Papierherstellung. Es ist eine Aromenparodie. Echte Vanille hingegen ist eine schwarze Schote, die sich je nach Herkunft, zum Beispiel aus Mexiko, Indien, La Réunion, Polynesien, Uganda oder von den Komoren, aromatisch stark unterscheidet.
Das teuerste Gewürz der Welt heiÃt Safran . Im Supermarkt wird echter Safran verkauft, während Restaurants die teure Zutat mit Färbersaflor oder billigem Kurkuma gelegentlich nur vortäuschen. Feinschmecker, die ihre Börsen weit für »original spanischen Safran« öffnen, bekommen oft Ware aus Griechenland oder, öfter noch, aus dem Iran. Spanien produziert nämlich nur etwa drei Tonnen der roten Fäden pro Jahr, denen 30 bis 40 Tonnen Safran gegenüberstehen, die zwar als »spanisch« etikettiert sind, weil sie beispielsweise dort verpackt wurden, die iberische Halbinsel jedoch nur als Durchreisende gesehen haben.
Ganz schlimm
Weitere Kostenlose Bücher