Die Supermarkt-Lüge
Karton).
Auch wer auf Bio- oder Freilandhaltung schwört, kann, ohne es zu wissen, täglich Käfigeier zu sich nehmen. Denn natürlich werden diese Eier von der Lebensmittelindustrie zu Kuchen, Keksen, Mayonnaisen, Nudeln, Eierlikör, Feinkost etc. weiter verarbeitet. Eine Kennzeichnung von Käfigeiern in all diesen Produkten ist nicht vorgeschrieben. Der deutsche Tierschutzbund hat eine Liste mit Firmen veröffentlicht, die Ãko-/Bioeier oder Eier aus Freilandhaltung oder Bodenhaltung verwenden. Sie ist im Internet abrufbar (http://www.tierschutzbund.de/produkte_ohne_kaefigei_liste.html) und wird laufend aktualisiert. Ein Blick auf die Seite verrät: Bisher ist das Interesse der Lebensmittelindustrie an Eiern aus Freilandhaltung eher schwach ausgeprägt.
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Marken sind nicht besser
Im Frühjahr 2012 schaffte es der groÃe ErdbeerÂjoghurt-Test der Stiftung Warentest in die Schlagzeilen. Sieger war der Swiss Yogurt Erdbeere von Emmi. Auch die getesteten Biojoghurts und der Erdbeersahnejoghurt von Mövenpick schlugen sich gut, schlieÃlich kamen sie ohne Laboraromen aus. Nur »befriedigend« waren hingegen Produkte bekannter Marken wie Bauer, Danone, Ehrmann, Landliebe, Müller und Zott. Tester attestierten ihnen, dass sie mit ihren Aromenzusätzen nicht nach Erdbeeren schmeckten.
Schon beim Mineralwasser-Test der Stiftung schlugen sich die Hausmarken-Wässer von Real, Edeka, Aldi, Lidl, Netto, Norma und Penny besser als zum Beispiel das vermeintlich edle San Pellegrino, dem die Tester einen »Geschmack von Acetaldehyd, das bei der Herstellung von PET-Flaschen entsteht«, attestierten.
Einzelfälle sind das nicht. Die französische Ausgabe des bekannten Wirtschaftsmagazins Capital unterwarf Markenprodukte im Mai 2012 einem Geschmackstest. Ergebnis: In zwei von drei Fällen schmeckte »No-Name«-Ware besser als die teuren Waren bekannter Hersteller. Das Schokodessert Danette von Danone etwa bekam von der Testjury die Note 4,8 von 20 verpasst. Zum Vergleich: die beste No-Name-Schokocreme erhielt 12,4 von 20 Punkten. Teuren Marken-Räucherlachs aus dem Feinkostregal bewerteten die Tester mit 3,8 von 20 Punkten. Besser schmeckten jedoch die Originale von Coca-Cola und Nutella â hier gibt es, so das Fazit der Tester, einen markentypischen Geschmack, der sich tief ins Unterbewusstsein des Kunden gegraben hat.
Genauso war schon 2011 das Urteil der Stiftung ÂWarentest ausgefallen, die 37 Lebensmitteltests mit knapp 900 Produkten nochmals auswertete. Auch hier lautete das klare Ergebnis, dass Markenprodukte nicht besser sind. »[I]m GroÃen und Ganzen verteilte sich Lob und Kritik in den Tests recht gleichmäÃig über die drei Gruppen: die klassischen Marken, die Discounter- und die Supermarktmarken«, hieà es da. Schadstoffe und Keime waren generell wenig verbreitet, Unterschiede zwischen klassischen Marken und Handelsmarken gab es nicht. AuÃerdem stellte sich heraus, dass Discounterwaren besser sind als ihr Ruf: »Am häufigsten gute test-Qualitätsurteile konnten die Discounter absahnen. Beinahe jedes zweite ihrer Produkte war gut.«
Eklatante Unterschiede existierten jedoch beim Preis: Ein Warenkorb aus zwölf Produkten â Apfelsaft, Aufbackbrötchen, Butter, Frischkäse, Frischmilch, Honig, KartoffelklöÃe, Ketchup, Rapsöl, Röstkaffee, Spiralnudeln, Wiener Würstchen â kostete beim Discounter 13,15 Euro. Für Eigenmarken der Supermärkte wurden 13,67 Euro fällig. Ganze 19,60 Euro, also fast die Hälfte mehr, mussten Verbraucher bezahlen, die konsequent zu Markenwaren griffen.
Woher kommt dieser Preisunterschied ? Markenhersteller erklären gern, sie seien ein Innovationsmotor. Forschung und Entwicklung kosteten Geld, das würde sich auch im Preis niederschlagen. Zudem ist die »Flop-Rate« bei Lebensmitteln extrem hoch. Geld kosten auch Fernsehwerbung und andere KommunikaÂtionsmaÃnahmen â auch die bezahlen wir alle mit dem Preis. Marken verlassen sich auf ihren Bekanntheitsgrad, während bei Discountern und Handelsmarken manchmal noch um Bruchteile von Cents gerungen wird. Die Qualität wird gerade wegen dieser geringen Margen stark kontrolliert, Hersteller müssen sich an ein strenges »Pflichtenheft« halten. Wer trickst , wird ausgelistet. Das kann auch Herstellern passieren, die von Verbraucherzentralen, der Stiftung Warentest oder
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