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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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Meth­ hämoglobin) im Zusammenhang mit Verderbniserscheinungen. So lässt sich mit bloßem Auge der Unterschied zwischen frischem Fisch und ›gammeligem‹ nicht mehr erkennen. Bakteriologische Verderbnisprozesse und auch die Bildung von Histamin, die zu Lebensmittelvergiftungen führen können, sind jedoch nicht oder nur gering­fügig eingeschränkt.« Und: »Die besonders auffällig rot gefärbten Proben, nämlich 15, enthalten ausnahmslos CO-Gehalte deutlich über 200 µg/kg – dieser Wert gilt zurzeit EU-weit als sichere Unterscheidungsmarke für CO-behandelten und unbehandelten Thunfisch. Spitzenwerte der Cuxhavener Proben lagen bei ca. 2.500 µg/kg.«
    Mit anderen Worten: Händler färben ihren Thunfisch mit Kohlenmonoxid, um »Gammel-Fisch« zu veredeln. Das ist ein klassischer Fall von Verbrauchertäuschung. Thunfisch-Kenner können ihn allerdings manchmal mit bloßem Auge enttarnen, denn die künstliche Farbe erinnert eher an reife Himbeeren oder frisch geschnittene ­Melonen als an roten Fisch, sie ist rosiger.
    Haben Sie Appetit auf etwas Edles? Jakobsmuscheln vielleicht? Wer ausgelöste Jakobsmuscheln kauft, hat ­keine Möglichkeit, Frische, Alter und Herkunft zu bestimmen. Auch hier wird wieder mit Produktbezeichnungen getrickst. Die vollfleischige europäische Jakobsmuschel heißt Pecten maximus . Tiefgefroren, wieder aufgetaut und als Jakobsmuscheln verkauft werden jedoch auch kleine Muscheln der Gattung Placopecten magellanicus oder ­ Chlamys islandica oder Patinopecten yessoensis , die in Kanada, Neuengland, Australien, Chile oder Asien gefangen oder gezüchtet werden.
    Tiefgefrorene Jakobsmuscheln aus den USA werden oft mit Phosphaten, besonders Sodium Tripolyphosphaten (STP) behandelt. Eine geringe Zugabe von STP sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit in Meerestieren erhalten bleibt. Bei einer größeren Dosis saugen sich Fische und Muscheln regelrecht mit Wasser voll und legen bis zu 25 Prozent an Gewicht zu. Wer solche Ware tiefgefroren kauft, der zahlt ein Viertel des Preises für Wasser. Nur manchmal ist die Zugabe von Chemikalien mit bloßem Auge erkennbar, dann sind die Jakobsmuscheln weiß wie Stärke statt elfenbeinfarben.
    Nicht so wohlschmeckend wie europäische Ware sind auch amerikanische »Dry Packs«, das sind tiefgefrorene Jakobsmuscheln, die immerhin kein STP enthalten. Genau wie asiatische und südamerikanische Zuchtware sind sie im Einkauf für Großhändler weit günstiger. Ob der Händler den Preisvorteil an Endkunden weiter gibt oder ob er diese Muscheltiere zum selben Preis wie europäische Ware verkauft, ist freilich eine andere Frage.
    Krabben von der Nordseeküste werden vielfach in Billiglohnländern wie Marokko gepult, also von ihrem Krustenpanzer befreit. Dabei legen sie fast 6000 Kilometer zurück, bevor sie in unseren Supermärkten landen. Allein die niederländische Firma Heiploeg soll wöchentlich etwa 200 Tonnen tiefgekühlte Krabben nach Nordafrika schicken. Um den Eindruck von Frische zu erwecken, wird den weit gereisten Krabben von vielen Händlern vor der Vermarktung ein kleiner Anteil frischer Ware, maximal zehn Prozent, untergemischt.
    Ohnehin kommen mehr und mehr Krabben – auch unter dem Namen Garnelen bekannt – inzwischen aus Aquakulturen. Das schont zwar die Bestände in den Meeren, doch die Zuchttiere bekommen Antibiotika verabreicht. Für ihre Konservierung werden Zusatzstoffe wie E 200, E 201, E 210, E 211 und E 223 verwendet, die der Verbraucher bei vermeintlich frischen Garnelen nicht erwartet. Auch Farbstoffe kommen zum Einsatz, ebenso Säure­regulierer wie E 330, E 260, E 270 und E 575.
    Pangasius und Nilbarsch werden uns gelegentlich als Allheilmittel gegen die Überfischung der Meere gepriesen. Der Süßwasserfisch Pangasius wird in den Flüssen Mekong und Chao Phraya in Thailand, Vietnam, Laos und Kambodscha gezüchtet. Für die NDR-Reportage Die Pangasius Lüge wurden unter anderem Zuchten in Vietnam gefilmt. Zu Hunderttausenden lagern die Fische in winzigen Becken, 60 bis 80 in einem Kubikmeter Wasser. Der Einsatz von Antibiotika und Pestiziden soll laut NDR an der Tagesordnung sein. Gefüttert wird mit Tiermehl.
    Der Nilbarsch heißt auch Viktoriabarsch und ist für ein Öko-Desaster verantwortlich, das im Dokumentarfilm Darwins Alptraum festgehalten wurde: Nachdem die

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