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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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im Wörtchen »tradizionale«. Wer einen solchen Essig mit europäischem g.U.-Gütesiegel kauft, das für die »geschützte Ursprungsbezeichnung« steht, erwirbt ein Produkt mit mindestens zwölf Jahren Fassreife. Die Herstellungsvorschriften verbieten »physikalische oder chemische Behandlung irgendwelcher Art«. In den meisten Fällen ist das zwar immer noch kein Balsa­mico der Spitzenklasse, aber er ist besser als der Rest.
    Leider füllen sich die Regale inzwischen auch mit »Nepp-Kaviar«. Das Wort Kaviar ist weder den Eiern vom Stör noch Fischeiern insgesamt vorbehalten. Jetzt existieren Trüffelkaviare, Ingwerkaviare, Zitronenkaviare. Wieso muss es heute immer Kaviar sein? Inhaltsstoffe und Herstellung gleichen den »popping bobas« im Bubble Tea . Auch die bestehen ja aus Wasser, Zucker, Maracujafruchtsaft (oder anderen Säften), Kalziumlaktat (E 327), Carrageen (E 407a), Apfelsäure (E 296), Aroma, Farbstoff und Kaliumsorbat (E 202). Solche Zusatzstoff-Bälle mit flüssigem Kern wurden und werden für großes Geld gern von Molekularköchen vermarktet. Ferran Adrià, der Vater dieses zweifelhaften Küchentrends, schrieb sogar, er habe sie erfunden. Das ist falsch, diese Methode der Außengelierung wurde 1947 für die sogenannten »falschen Kirschen« patentiert.
    Der Preis der Nonsens-Kaviare liegt bei vier bis sieben ­Euro – weit weniger als ein 250 Euro-Molekularmenü, ange sichts der Inhaltsstoffe jedoch immer noch extrem üppig.
    Unter dem Namen »Algenperlen« wird ein ganz besonderer Mix vermarktet: 89,3 Prozent E 401ff, Wasser, Salz, Glutamat, Meeresfrüchtearoma, E 330, E 350, E 415, E 153. Wo stecken in den Algenperlen jetzt die Algen? Nun, E 401ff sind Bestandteile der Zellwände einiger für den menschlichen Konsum eher weniger geeigneten Braunalgenarten, die im Chemiewerk extrahiert werden.
    Perlen und Kaviare … eine Delikatesse?
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    Der Koch, ein schlechter Ratgeber
    Wird ein Produkt von einem Koch beworben, dann sollten Sie es mit besonders wachsamen Augen betrachten und unbedingt die Zutatenliste beachten. Sie dürfen sich nämlich darauf verlassen, dass Sie über den Preis auch das Honorar des fernsehbekannten Helden am Herd zahlen dürfen. Hersteller verlassen sich darauf, dass der Verbraucher blind auf den Starstatus solcher »Spitzenköche« und vermeintlichen Ernährungsexperten vertraut.
    Doch all die scheinbar netten Menschen, die auf unseren Fernsehschirmen Frische und Handarbeit predigen, meinen es mit diesem Bekenntnis nicht ganz so ernst, wenn es um das eigene Portemonnaie geht.
    Fernsehköchin Cornelia Poletta warb in einem Fernsehspot der Agentur Publicis für Herta Natürlicher Genuss. Auf idyllischen Wiesen und Weiden verwöhnte die Dame mit Herta ihre Lieben. Herta ist der ­ Prototyp industrieller Wurstwaren. Die »Spitzenköchin« bewirbt Fleisch aus der Massentierhaltung.
    Der umschwärmte Fernsehkoch Alexander Herrmann rührte für Knorr Bouillon Pur von Unilever die Werbe­trommel. »Ohne Geschmacksverstärker« heißt es auf der Website, dennoch wandert auch hier wieder Hefeextrakt, das Glutamat freisetzt, in die Bouillon. Glaubt man dem Etikett, enthält die Hühnerbouillon gar mehr Hefeextrakt als Geflügel. Ganze zwei Prozent Hühnerfett und 0,2 Prozent Huhn bietet »die neue Generation von Bouillon« dem Kunden.
    In England gehörte Knorrs Küchengesicht einem Mann namens Marco Pierre White. Er war in Großbritannien einst ein bekannter Spitzenkoch, ein Sex-Symbol und ein bekennender Bad Boy. Nach einer Pleite ist Marco bei Knorr angekommen.
    Martin Baudrexel, bekannt aus der TV-Sendung Die Kochprofis, warb für die Fertigsahne Rama Cremefine zum Kochen von Unilever. Die »Mischung von Milch, Wasser und Pflanzenfett«, erhältlich in Geschmacksrichtungen wie »Pilze mit weißem Balsamico«, »Tomate mit Ricotta« oder »3 Pfeffer mit Zitrone«, enthält laut Foodwatch »Aroma aus dem Labor und zahlreiche Zusatzstoffe«. Tatsächlich können Mischungen aus Milch, Wasser und Pflanzenfett nur mit den ­umstrittenen Laboraromen gelingen, die den Verbraucher über den wahren Geschmack des Produkts täuschen.
    Fernsehkoch Ralf Zacherl vermietete sein Gesicht für vier Wurstsorten beim industriellen Hersteller Zimbo. Laut Hersteller hat er »sein ganzes

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