Die Supermarkt-Lüge
Können und viel Herzblut investiert«.
Kolja Kleeberg warb für Produkte des Discounters Lidl. Kleeberg kommentierte das mit Worten wie »ich möchte Menschen wieder zum Kochen bringen, auch die, die sich kein Spitzenrestaurant leisten können«. Lidl bewarb die Kooperation mit zahlreichen Hinweisen auf den »Sternekoch« und »Genuss mit Stern«. Auch bei Lidl gibt es zahlreiche Produkte aus der Massentierhaltung. Köche wie Kleeberg verbringen ihre Sendezeit dann mit einem Lob auf die »kleinen Produzenten und Erzeuger«, die eben nicht den quälerischen Praktiken der Massenproduktion frönen.
Besonders zwei Fernsehköche haben offenbar kein Problem damit, für Horden von Produkten die Werbetrommel zu rühren. Sie kennen sie natürlich aus dem Supermarkt, es handelt sich um Alfons Schuhbeck und Johann Lafer.
»Wenn du dich übers Jahr nicht ausgewogen ernährst, dann kannst net in drei Minuten deine Missstände wieder gutmachen. Und wie soll denn ein Arzt, wenn einer das ganze Jahr seinem Körper den Mist gibt, und dann soll der Arzt ihn in zwei Minuten reparieren, so gehtâs doch net.« So Alfons Schuhbeck im Bayerischen Rundfunk. Dennoch machte er in der Vergangenheit Werbung für McDonaldâs und für Escoffier. Ein wahrer Schuhbeck-Klassiker war deren »Duett Champignon Creme-Suppe«, die 2010 schon von Foodwatch bemängelt wurde: Reine Industrieware mit Hefe extrakt, Aroma, Diphosphaten, Natriumorthophosphat sowie sechs Prozent Champignonpulver.
Offenbar nicht weniger wählerisch ist auch der berühmte Fernsehkoch Johann Lafer, wenn es um seine Industriepartner geht. Die wechseln von Zeit zu Zeit, in der Vergangenheit zeigte der Küchenstar jedoch Âeine auffällige Vorliebe für Gelatine oder bewarb Sah ne mit E 407, einen »Balsamico Bianco«, der gerade kein echter Balsamico war, sondern aus Weinessig, Traubenmostkonzentrat, Basilikum, natürlichem Basilikum-Aroma sowie E 224 bestand. Oder Pralinen wie die Lafer Cubebox, dreilagig, zu deren Inhaltsstoffen auch Monodiglycerid, Aromastoffe, pflanzliches Fett, zum Teil gehärtet, Carboxymethylcellulose, Carrageen und Schwefeldioxid gehörten â ein ganzer Zusatzstoff-Zoo in einer einzigen Packung.
Es gibt Koch-Fans, die behaupten, ihre Idole würden aus Ãberzeugung für diese Produkte werben. Immerhin kann Fernsehköchen niemand mehr vorwerfen, sie würden Produkte bewerben, die sie nicht im eigenen Lokal servieren würden. In modernen Profiküchen, auch solchen der besseren Klasse, zirkulieren massenhaft Zusatzstoffe. Emulgatoren sind darunter, aber auch Farbstoffe, damit alles schön bunt wird. LaborÂaromen, Fertigsaucen und Pflanzenfette mit ButterÂaroma von Unilever kommen inzwischen auch in ÂSternerestaurants auf die Teller. Nur im Fernsehen werden täglich frische natürliche Zutaten beschworen.
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Ãle
Wer kocht, der braucht mindestens zwei Ãle: ein Oliven- und ein Sonnenblumen- oder Erdnussöl.
Relativ geschmacksneutrale Ãle wie Erdnussöl sind auch zum Frittieren geeignet, da sie erst bei Temperaturen ab 230 Grad zu rauchen beginnen.
Olivenöl wird oft damit beworben, dass es »kalt gepresst« und »jungfräulich« â also aus erster Pressung â sei. Auf Italienisch heiÃt das extra vergine , im Deutschen lautet die offizielle Bezeichnung »natives Olivenöl extra«. Vier bis fünf Kilo schwarze Oliven werden für einen Liter solchen Ãls benötigt. In unseren Supermärkten stammt inzwischen jedes Olivenöl aus der ersten Pressung. Spitzenqualitäten, so weit das Auge reicht! Der Grund dafür: Eine zweite Pressung gibt es nicht mehr und unter Dampf Âraffiniertes Olivenöl, das nicht den Kaltpressungen entstammt, ist selten geworden.
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Olivenöl ist ein Milliardengeschäft
Sie lieben Olivenöle und haben sich gleich mehrere zugelegt? Vielleicht sogar die Marken Bertolli und Carapelli, Carbonell, Koipe und Sasso? Sie stammen, auch wenn ihre Namen teilweise italienisch klingen, alle vom selben Hersteller, dem spanischen Konzern Gru po Sos. Wie bei anderen Markenartikeln möchten groÃe Hersteller auch beim Olivenöl ein ganzes Sortiment anbieten. Für den Verbraucher ist nicht immer ersichtlich, dass all diese Ãle aus derselben Fabrik stammen.
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Gutes Ãl, das glaubt jeder zu
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