Die Supermarkt-Lüge
abdecken. Für ein Kind ist das eventuell zu viel. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass hoch dosierte Vitamingaben »gesund« sind, sondern im Gegenteil: Einige seriöse Studien legen nahe, dass ein zu viel an Vitaminen schädlich sein kann (vgl. ÂSeite 210).
Wenn Kindernahrung nicht zu süà ist, dann ist sie oft zu salzig . Die Bremer Verbraucherschützer haben Leo Lausemaus, eine Salami von Böklunder, mal genauer unter die Lupe genommen und stellten fest, dass sie mit 4,2 Gramm Salz pro100 Gramm der »negative Spitzenreiter« unter den Kindersalamis ist. AuÃerdem wiesen die Verbraucherschützer darauf hin, dass auf den Nährwerttabellen vieler Produkte nicht der Kochsalzgehalt (NaCL) angegeben wird, sondern lediglich der um das 2,5-Fache niedrigere Natriumgehalt (Na). Zum Vergleich: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, maximal sechs Gramm Kochsalz pro Tag zu verzehren.
Für die quietschbunten » Nahrungsmittel «, wie es sie für Kinder häufig gibt, kommen jede Menge Zusatzstoffe zum Einsatz: Farbstoffe, Aromen, Emulgatoren und was der Chemiekasten sonst noch hergibt.
Diese Kombination aus zu süÃ, zu salzig, zu künstlich hat fatale Folgen, denn Kinder gewöhnen sich schnell daran, schlieÃlich ist die Kindheit jene Zeit, in der wir essen, schmecken und genieÃen lernen; sie prägt unser Essverhalten auch im Erwachsenenalter. Die echten Aromen natürlich hergestellter Lebensmittel kennen Kinder kaum noch. Schlimmer noch, viele lehnen sie sogar ab und ziehen Laboraromen vor (vgl. KaÂpitel Milch und Molkereiprodukte zu Erdbeerjoghurt S. 139 ff.). Der Nahrungsmittelindustrie ist das durchaus recht: Kurzfristig generieren Kindernahrungsmittel Umsatz, langfristig führen sie den Nachwuchs an die entsprechenden Marken Âher an. Wer als Kind eine Marke in positivem Kontext kennengelernt hat, der bleibt ihr im Idealfall ein Leben lang treu.
Spezifische Kindernahrung gibt es heute schon für die Jüngsten, etwa »Milumil Meine Kindermilch 2+« von Milupa oder »Beba Kleinkind-Milch 2+«. Jede Mutter will schlieÃlich das Beste für ihr Kind. Im Juni 2012 forderte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) 15 Unternehmen, darunter Danone (Milupa) und Nestlé (Beba), allerdings auf, diese Kleinkindmilchgetränke vom Markt zu nehmen oder anders zu bewerben, da sie »hinsichtlich der Zusammensetzung nicht an die Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst« seien.
Die deutschen Verbraucherzentralen hatten schon im August 2011 Kleinkindmilch-Produkte untersucht. Sie sind viermal so teuer wie Kuhmilch, aber keinesfalls besser. Im Gegenteil, sie enthalten den Füllstoff Maltodextrin, Zusatzstoffe und Aromen. Einige Firmen warben mit dem Calciumgehalt ihrer Produkte â nur dass dieser im Schnitt ein Drittel unterhalb des CalÂciumgehaltes handelsüblicher Kuhmilch lag. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfahl, den Kindern statt solcher Milchprodukte fettÂreduzierte Kuhmilch zu geben.
___________________
Getränke
Wasser ist Wasser, da kann man beim Kauf nichts falsch machen, oder? Nun, Evian, das französische Mineralwasser, mit dem sich Kim Basinger angeblich die Haare wäscht, und Volvic wurde in den letzten Jahren von chinesischen Sicherheitsbehörden mehrfach der Import verweigert. Als Grund dafür wurden hohe Nitratwerte oder eine hohe Bakterienbelastung genannt.
Der Eigner von Evian führt als Erklärung an, dass sich das chinesische Recht und die Regeln der Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheiden. Das mag zutreffen, dennoch wird nicht jedes Mineralwasser aus Europa oder Amerika bei der Einfuhr vom chinesischen Zoll Âbeschlagnahmt.
Im Juni 2012 erklärte die Stiftung Warentest: »Vieles spricht für Leitungswasser.« Im Test überzeugte keines der geprüften stillen Wasser: zu wenig Mineralstoffe, zu viele Keime, geschmackliche Mängel, Fehler in der Kennzeichnung. Tatsächlich gelten für Leitungswasser teils strengere Grenzwerte als für Mineralwasser.
Was sich in Deutschland Fruchtsaft nennen darf, regelt die Fruchtsaftverordnung (FrSaftV). Fruchtsaft besteht zu 100 Prozent aus Saft oder Fruchtfleisch. Allerdings darf der Saft zu Produktionszwecken zu Konzentrat eingedickt und danach wieder aufgefüllt werden. AuÃerdem wird er zur Haltbarmachung kurz
Weitere Kostenlose Bücher