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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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wurde.
    Die Namen Suchard und Lindt kennen wir alle, die Personen dahinter nicht unbedingt. Ihre Namen sind zu Marken geworden, sie stehen nicht mehr für eine bestimmte Idee oder Technik, sondern für einen Geschmack.
    Das Schokoladenangebot im Supermarkt ist sehr vielfältig. Bittere Schokolade ist auf dem Vormarsch, was ­sicher auch daran liegt, dass sie als gesünder gilt als ihre Vollmilchschwester. Je höher der Kakaogehalt, desto ­geringer der Zuckeranteil. Mittlerweile werden Tafeln mit 99 Prozent Kakaoanteil angeboten – über deren Geschmack lässt sich allerdings streiten.
    Mit der Höhe des Kakaoanteils wird gern auf der Packung geworben – was jedoch kein Etikett verrät, ist, dass Schokolade heute nicht mehr aus 100 Prozent Schokolade bestehen muss. Laut einer EU-Richtlinie zu Kakao- und Schokoladeerzeugnissen ist es erlaubt, Schokolade fünf Prozent Kakaobutteräquivalente beizumischen. Im Klartext: Wir zahlen für Schokolade, erhalten aber fünf Prozent Illipébutter, Palmöl, Salfett, Sheabutter, Kokum gurgi oder Mangokernfett – alles Stoffe, die günstiger als echte Kakaobutter sind. Auch wenn es sich »nur« um fünf Prozent handelt, ist die finanzielle Entlastung für Großbetriebe beachtlich. Diese Substanzen sollen Schokolade haltbarer machen und sie läuft nicht mehr weiß an.
    Bei Pralinen , fertigen Desserts und besonders bunten oder extravagant aussehenden Süßwaren ist ein Blick auf die Liste mit Inhaltsstoffen hilfreich. Da wimmelt es meist von Laboraromen, die selbstverständlich alle »natürlich« sein sollen, außerdem von Monodiglycerid, modifizierter Stärke, pflanzlichem Fett, zum Teil gehärtet, pflanzlichem Öl gehärtet, Carboxymethylcellulose, Schwefeldioxid oder Carrageen, das auch als Algenextrakt bezeichnet wird.
    Aromen finden sich übrigens in praktisch allen Süßigkeiten. Wer Schokolade in Geschmacksrichtungen wie Minze, Himbeere oder Pfirsich wünscht, der sollte wissen, dass auch hier wieder Aromen aus dem Labor zum Einsatz kommen. Der Anteil von Erdbeeren in Erdbeerjoghurtschokolade ist meist nur mikroskopisch klein, genauso verhält es sich mit anderen fruchtigen Geschmacksrichtungen. Auch Hersteller, die mit »echter Bourbon Vanille« werben, verwenden manchmal nur »Bourbon-Vanille-Aroma« von großen Aromenfabrikanten wie Symrise oder ­Givaudan. Weiche Schaumzuckerprodukte, also Marshmallows, Mäusespeck und anderes Süßes aus Eischnee, Zucker, Geliermittel, Farb- und Aromastoffen, etwa von Haribo, enthalten keinerlei echtes Obst, auch wenn es auf der Packung nur so von leckeren Früchten wimmelt. Gerade Kinder gewöhnen sich auf diese Weise früh an solch künstliche Geschmäcker (vgl. Seite 145 ff. Fruchtjoghurt ) und ziehen sie bald dem Aroma echter Früchte vor.
    Sämtliche Hersteller behaupten vollkommen zu Recht, ihre Kennzeichnung entspräche den geltenden Gesetzen, die Fruchtbilder seien nur ein Hinweis auf die Geschmacksrichtung. Man könnte daraus schlussfolgern, dass eine Erdbeere für die Industrie keine Frucht mehr ist, sondern lediglich ein Geschmackshinweis, mit dem nach Belieben geworben werden kann.
    Das zeigt auch die »Ein-Prozent-Liste« der Verbraucherzentrale Hamburg: Gerade mal 0,8 Prozent Pfirsich enthält eine Pfirsich-Maracuja-Schokolade aus dem ­Hause Ritter. Weiter hinten auf dem Etikett gibt es noch 0,2 Prozent Maracujasaftkonzentrat zu entdecken. In der gefüllten Alpenmilchschokolade mit Erdbeerjoghurt der Marke Milka finden sich 0,18 Prozent Erdbeeranteil.
    Süßwaren mit Alkohol sieht man ihren Alkoholgehalt nicht immer an. Oft entdeckt man den Alkoholgehalt von Pralinen nur versteckt in der Zutatenliste. Wer Kinder hat, sollte auf diesen Hinweis achten.
    Entscheidet man sich jedoch bewusst als erwachsener Kunde für Likörpralinen, wird man durch den Blick auf das Etikett buchstäblich ernüchtert. Viele dieser alkoho­lisierten Pralinchen enthalten nur zwei Prozent Likör, manchmal auch weniger.
    Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Süßes auf Teufel komm raus gesund sein soll: »mit hohem Milchanteil«, »mit wertvoller Milch«, »wertvolles Calcium dank ganz viel Milch« …. Mit solchen Hinweisen werden gerade Süßig ­keiten für Kinder häufig beworben. Auf der Packung schwappt dazu Milch im Holzzuber einer Allgäuer Sennerin.

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