Die Supermarkt-Lüge
pasteurisiert, also auf etwa 85 Grad Celsius erhitzt. Beides geht nicht spurlos am Geschmack vorbei.
Neben dem Saft gibt es noch Fruchtnektar und Fruchtsaftgetränke, an die der Gesetzgeber weniger strenge Anforderungen stellt.
Der Gehalt an Fruchtsaft oder Fruchtmark liegt beim Fruchtnektar zwischen 25 Prozent (Passionsfrucht, Mangos, Bananen, Papayas) und 50 Prozent (Ãpfel, Birnen, Pfirsiche, Ananas). Ihm dürfen bis zu 20 Prozent Zucker oder Honig zugesetzt werden.
Fruchtsaftgetränke gehören zu den Erfrischungsgetränken. Für den Verbraucher heiÃt das: viel Zucker, viel Wasser, viel Laboraroma, wenig Frucht. Vorgeschrieben ist ein Fruchtsaftanteil von 30 Prozent für Kernobst und Trauben, gerade mal sechs Prozent für Zitrusfrüchte und Mischungen aus Zitrusfrüchten und zehn Prozent bei anderen Früchten.
Besonders die Hersteller von Fruchtsaftgetränken profitieren stark vom gesunden Image der Früchte, denn dass es einen Unterschied zwischen Fruchtsaft und Fruchtsaftgetränk gibt, wissen viele Verbraucher nicht. Lebensmittelrechtlich gehören die Fruchtsaftgetränke in dieselbe Gruppe wie Limonaden.
Bekannt ist, dass Limonaden und Soft Drinks nicht unbedingt Schlankmacher sind. Aber sind sie auch »Dumm-Macher«?
Das britische Journal of Physiology veröffentlichte im Mai 2012 eine Studie, der zufolge der regelmäÃige Genuss von Soft Drinks den Verbraucher verdummen lässt. Die meisten dieser Getränke werden durch Maissirup mit hohem Fruktosegehalt (55 Prozent, der Rest ist Glukose) gesüÃt, der für Hersteller wesentlich günstiger ist als Zucker aus Zuckerrohr. Die Wissenschaftler Rahul Agrawal und Fernando Gomez-Pinilla konnten im Tierversuch mit Ratten nachweisen, dass Lebensmittel mit hohem FrukÂtosegehalt das Denk- und Erinnerungsvermögen negativ beeinflussen.
Dabei klingt Fruktose eigentlich ganz gut, nach natürlichem Zucker aus Früchten. Der Konsum von Maissirup wird jedoch von Ãrzten inzwischen mit Diabetes und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Und damit nicht genug: Fruktosesirup soll sogar eine Fettleber verursachen können, ironischerweise mit dem gleichen Mechanismus, mit dem auch Alkohol das tut. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer »nicht Alkohol bedingten Fettleber«.
Der Konsument kann sich also mit Limonade eine Âsolche antrinken.
Das Weinregal
Haben Sieâs bemerkt? Es gibt keine schlechten Jahrgänge mehr. Wein-Jahrgänge sind nur noch gut, sehr gut oder ausgezeichnet.
Michel Bettane, der vielleicht bedeutendste Weinkritiker Frankreichs, hat das einmal offen gesagt: »In Bordeaux oder Burgund kann kein Jahrgang seit 1994 als mittelmäÃig oder schlecht bezeichnet werden. Wenn Sie ehrlich sein wollen, müssen wir jetzt von Unterschieden der Persönlichkeit oder Charakter zwischen jedem Jahrgang reden â¦. Einer ist energischer, einer feiner, fruchÂtiger â¦.«
Tatsächlich waren das letzte Mal Anfang der siebziger Jahre drei Bordeaux-Jahrgänge hintereinander so schlecht, dass die gesamte Region von einer harten Rezession getroffen wurde. Dass dies danach nicht wieder so vorgekommen ist, liegt nicht an der Erderwärmung. Und auch heute wird nicht jedes Weinbaugebiet der Welt permanent von der Sonne verwöhnt. Was sich geändert hat, sind die Techniken der Weinmacher.
»Wir haben einen Wendepunkt erreicht«, erklärt ein Âleitender Beamter einer französischen Kontrollbehörde in Sachen Wein. »Der Gesetzgeber muss entscheiden, ob er echten Wein möchte oder ein Getränk, dass wie Cola hergestellt werden kann. Mit dem Spinning-Cone, der Umkehrosmose , aromatischen Hefen und anderen technischen Hilfen, kann der Geschmack von Wein stark beeinflusst werden.«
Ursprünglich wurde die Umkehrosmose in den 1950er Jahren entwickelt, damit zukünftige Astronauten bei längeren Weltraumaufenthalten Eigenurin konsumieren konnten. Heute dient sie dazu, Traubenmost Wasser zu entziehen. Der Spinning Cone Column , zu Deutsch: Schleuderkegelkolonne, ist eine Art vertikaler Riesenzylinder aus rostfreiem Stahl, der zur Entschwefelung, Herstellung von Aromakonzentraten und zur Ent- oder zur TeilentÂalkoholisierung genutzt wird. Damit ist ein solches Gerät trotz hoher Kosten für GroÃwinzer interessant. ExÂtrem vereinfacht ausgedrückt kann so ein Spinning Cone die Aromenfülle alkoholreicher Weine in
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