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Die Supermarkt-Lüge

Die Supermarkt-Lüge

Titel: Die Supermarkt-Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Zipprick
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leichtere Weine mit weniger Alkohol sozusagen »überführen«. Der Hersteller Conetech, nach eigenen Angaben »der Weltmarktführer in Alkoholjustierung und Aromenmanagement«, wirbt damit, dass Aroma und Geschmack nicht mehr von Alkohol maskiert werden.
    Angewendet wird die Schleuderkegelkolonne laut ­Conetech in Kalifornien, Südafrika und Chile. In Europa ist sie verboten. Noch, möchte man sagen, denn für die legale Nutzung in der EU wird intensive Lobbyarbeit betrieben und in Frankreich gelten für einfache Tafelweine auf Antrag schon Ausnahmeregelungen.
    Während mancher Winzer also noch auf seinen Cone wartet, bekommt er bei Lallemand in Toulouse oder Erbslöh in Geisenheim schon heute weitere Hilfsmittel.
    Weil Holzfässer vielen Winzern zu teuer sind, sie auf den begehrten Barrique-Geschmack bei ihrem Wein aber dennoch nicht verzichten wollen, bietet Erbslöh seit eini gen Jahren OakyVin-Chips , Eichenholzchips, an. Ur sprünglich sorgte lange Lagerung in teuren Holzfässern dafür, dass Weine komplexere Aromen annahmen. Ein ähnlicher Effekt kann auch durch die billigen Holzchips erzielt werden. Seit 2009 ist die Verwendung dieser Chips in Europa prinzipiell erlaubt.
    Gerbinol Super , ein weiteres Produkt aus dem Hause Erbslöh, ist ein Gerbstoff-Adsorptionsmittel, dass laut Hersteller »unangenehme Jahrgangstöne« und »unkon­trollierbar entstandene Geruchs- und Geschmacksstörungen« korrigiert.
    Auch Sensovin , ein »trägervernetztes, instant-lösliches Adsorbens« kann nachhelfen, wenn die Natur allein nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Laut Hersteller dient es der »effizienten Harmonisierung des erfolgreichen Weintyps, der dem modernen Konsumentengeschmack entspricht«.
    Der Erbslöh-Katalog bietet noch über 20 weitere Mittel zur »Geschmacksharmonisierung« – kein Wunder, dass es heute keine schlechten Jahrgänge mehr gibt …
    Die Tatsache, dass es all diese Mittel gibt, heißt glücklicherweise nicht, dass jeder Wein aus dem Labor stammt. Es gibt Tausende Winzer, die keine der geschilderten Methoden anwenden. Leider aber kann sie der Verbraucher nicht identifizieren, da die entsprechenden Kennzeichnungsvorschriften fehlen. Niemand weiß also, ob er gerade einen »Cola-Wein« oder ein handwerklich gefertigtes Erzeugnis in sein Einkaufswägelchen legt.
    Wie lese ich das Etikett?
    Es gibt so viele Etikettenvorschriften , wie es Weinbauländer gibt. Interessant für den Konsumenten ist neben der Information über Rebsorte, Anbaugebiet (etwa Pfalz, Rheingau, Nahe), Weingut und Jahrgang ein Hinweis auf die Lage (etwa Bad Neuenahrer Sonnenberg) und ob der Wein einer Erzeugerabfüllung entstammt, also ob er ­direkt auf dem Weingut oder von Handelshäusern und Importeuren abgefüllt wurde.
    Ein Qualitätswein mit Prädikat sichert dem Käufer zu, dass er einen deutschen Wein mit einer hohen Qualitätsstufe in Händen hält. Wer sich noch genauer mit dem Pro dukt auseinandersetzen will, kann mit Hilfe der amtli chen Prüfnummer Informationen über Prüfstelle, Jahr der Prüfung und Erzeuger erhalten.
    Interessant für den Konsumenten sind die unterschiedlichen Klassifizierungen der Weine in den verschiedenen Ländern.
    Deutschland
    Prädikatswein, früher auch Qualitätswein mit Prä­dikat (Q.m.P.): Die Spitzenklasse. Unterschieden wird zwischen Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein. Wie beim Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete ist der Zusatz von Zucker (Chaptalisation) verboten und eine amtliche Prüfung ist vorgeschrieben. Das Mostgewicht, gemessen in Grad Öchsle, variiert von mindestens 73 Grad beim Kabinett bis zu mindestens 150 Grad bei Trockenbeerenauslesen.
    Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.): Dieser Wein muss zu 100 Prozent aus der angegebenen Region stammen, aus zugelassenen Rebsorten erzeugt werden und über ein bestimmtes Mostgewicht verfügen, das je nach Region variieren kann.
    Landwein : Landwein darf nicht mehr als 18 Gramm pro Liter Restzucker erhalten und ist deshalb oft trockener als Tafelwein. Qualitativ ist er etwas besser als Tafelwein, doch noch immer weit entfernt von einem großen Gewächs.
    Tafelwein : Tafelwein oder nur »Wein« steht für die unterste Qualitätsstufe ohne besondere Qualitätsprüfung.
    Ã–sterreich
    Das Regelwerk

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