Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können
her darauf programmiert ist, Schadstoffe auszusieben, nimmt es zwangsläufig einen Großteil aller im Blut zirkulierenden Gifte auf. Kaum ein anderes Organ im Körper ist solchen Risiken ausgesetzt wie die Nieren, insbesondere in Bezug auf Umwelttoxine. Ein vermeintlich giftarmes Milieu im Blut kann bedeuten, dass die entsprechenden Toxine nicht länger zirkulieren, sondern sich im Nierengewebe anreichern. Naturfremde Stoffe werden von Wissenschaftlern als Xenobiotics bezeichnet.
Xenobiotics – die heimlichen Krankmacher
Alle Lebewesen– und dementsprechend auch wir Menschen– sind ständig Substanzen ausgesetzt, die sie nicht verwerten können, die aber die Gesundheit bedrohen, wenn sie sich in Zellen anreichern. Sie werden als Xenobiotics bezeichnet und in vier Kategorien eingeteilt:
Natürliche Substanzen, die sich, wenn sie in exzessiven Konzentrationen vorkommen, metabolisch umstrukturieren (zum Beispiel von Nitraten zu krebserregenden Nitriten bzw. Nitrosaminen).
Giftige Pilze, wie zum Beispiel Schimmelpilze.
Stoffe, die Luft und Wasser verschmutzen und sich aus organischen und anorganischen Stoffen zusammensetzen.
Die größte und bedrohlichste Kategorie bilden Medikamente, Agrargifte, Zusatzstoffe zu Lebensmitteln, Schwermetalle, Toxine in Kunststoffartikeln sowie industrielle und Haushaltsprodukte, die Chemikalien, wie zum Beispiel Lösungsmittel, enthalten.
Wir nehmen diese Xenobiotics über die Haut, durch Verdauung und durch Einatmen auf. Die gesundheitsschädlichen Moleküle können sich im Gewebe anreichern, wo sie für oft sehr lange Zeit gespeichert bleiben und sich mit anderen, neu hinzukommenden Toxinen verbinden, so etwa mit den Wirkstoffen aus Arzneimitteln. Die meisten Xenobiotics sind fettlöslich oder weiche organische Säuren bzw. basische Stoffe, die vom Organismus nicht ohne weiteres ausgeschieden werden können. Xenobiotics sind die Gefahr der kommenden Jahrzehnte, mehr und mehr richtet sich das Interesse der Umweltwissenschaftler auf diese Substanzen, von denen nahezu täglich neue Bedrohungspotenziale ausgehen.
So breiten sich Xenobiotics in unserem Körper aus
In unserem Darm und unserem Gewebe finden die kleinen feindlichen Partikel verschiedene Zugangswege ins Blut und zu den Zellen, wo sie schließlich den größten Schaden anrichten:
Sie lassen sich huckepack von Biostoffen, wie zum Beispiel Kalzium, durch die Darmschleimhaut transportieren.
Sie schlüpfen durch mikroskopisch winzige Poren der Zellwände ins große Innere der Zellen, in das sogenannte Zytoplasma.
Sie nutzen die Transportwege der Lymphflüssigkeit im ganzen Körper.
Sie überlassen sich dem Flüssigkeitsstrom der Natrium-Kalium-Pumpe, die Nährstoffe aus der extrazellulären Flüssigkeit in Körperzellen presst.
Als besonders bedrohlich werden neuerdings Xenobiotics eingestuft, die wir über die Atemluft aufnehmen. Unsere Immunmechanismen im Atmungstrakt sind genetisch auf die Bekämpfung von Mikroben programmiert, wie sie vor vielen tausend Jahren schon Menschen bedroht haben. Gegen die modernen Chemiegifte, die uns auf weitaus heimtückischere Art angreifen als organische Mikroben, haben sie kein Gegenmittel.
Zahlreiche Substanzen entstehen auf natürliche und weitgehend harmlose Weise in der Natur, können aber im Organismus von Lebewesen zu tückischen Giften transformiert werden. Dies gilt etwa für Fische, die im Bereich menschlicher Abwässer oder Kläranlagen leben. Besonders bedrohlich sind Antibiotika, deren chemische Molekülstruktur von pflanzlichen Stoffen abgeleitet wurde und die in unserem Körper deshalb als solche wahrgenommen werden. Es wird zunehmend schwieriger, solche Xenobiotics wirkungsvoll zu bekämpfen.
Kaum noch abbaubar
Natürlich hat die Natur Vorsorge dafür getragen, dass lebensfeindliche Substanzen in unserem Gewebe neutralisiert und abgebaut werden können. Dafür sorgen spezielle Entgiftungsenzyme.
Zu ihnen zählen Abwehrstoffe wie die Cytochrom P 450 -Oxidasen und andere Enzyme. Der Abbau der Xenobiotics erfolgt in drei Phasen.
In Phase I werden die Giftstoffe oxidiert, also unter Einwirkung von Sauerstoff verändert. In Phase II werden sie konjugiert, das heißt in ihrer Molekülstruktur aufgelöst, und dem Molekül werden wasserlösliche Atomgruppen angeheftet. Die nun wasserlöslichen Xenobiotics können jetzt aus den Zellen herausgepumpt, weiter abgebaut und am Ende entsorgt werden.
Für die Ökologie und eine gesunde Umwelt sind diese Degradationsprozesse unendlich
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