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Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können

Titel: Die tägliche Dosis Gift - Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fleißig getüftelt und nachgebessert.
Geschmack. Die Verführer haben es auf rund 20 000 Geschmacksknospen auf unserer Zunge, der Gaumenschleimhaut, dem oberen Teil der Speiseröhre und dem Kehldeckel im Rachen abgesehen. Genau von diesen Papillen wird zum Teil unser Einkaufsverhalten gesteuert. Was hübsch aussieht, gut schmeckt und riecht, wird gekauft. Die Giftspezialisten in den internationalen Lebensmittelkonzernen wissen dies nur zu genau.
Aussehen. Unser Auge ist genetisch darauf getrimmt, am Schönen zu haften und das weniger Anmutige zu übersehen. Dieses Prinzip stammt aus Jahrmillionen biologischer Evolution. Farben locken: Von zwei Gläsern Erdbeermarmelade im Supermarktregal– dies wissen die Statistiker genau– wird fast immer die farblich leuchtendere ausgewählt.
    Über diese drei Sinne werden wir zu willigen Opfern der Vertriebsstrategen. Ohne es zu wissen, werden wir manipuliert. Düfte, Geschmack und Aussehen sind dabei oft lediglich Synonym für Chemietoxine. Davon profitiert eine ganze Massenindustrie, die sich der Verführung widmet und uns unsere genetische Unschuld raubt– nämlich die Hersteller künstlicher Locksubstanzen.
    Was alles in unseren Lebensmitteln steckt
    » Unsere Geschmacksessenz schmeckt und riecht 2000 Mal stärker nach Apfel als andere Fruchtaromen«– so brüstet sich der Produzent Xiàn Yinergy Sci-Tech Development aus Shanxi, einer Provinz im Norden Chinas. Da kann die Natur natürlich nicht mithalten. Der Ehrgeiz chinesischer und indischer Laborentwickler zielt darauf, Lebensmittel attraktiver zu machen. Ein Apfel soll demnach nicht nur gut riechen, er soll auch duften. Omas gute alte Himbeermarmelade hätte auf dem Weltmarkt kaum eine Chance, weil sie eher eine bräunlich-rote Farbe aufweist und nicht intensiv genug nach Himbeeren schmeckt und duftet. Da muss man schon ein bisschen nachhelfen. Rot ist schließlich Lockfarbe Nr. 1 , im Supermarkt muss die Marmelade schon von weitem im Glas leuchten. Daheim, wo die Familie am Frühstückstisch sitzt, heißt es dann: » Herrlich, wie diese Marmelade nach reifen Beeren schmeckt und einen wundervollen Duft ausströmt. Wie frisch aus dem Obstgarten!«
    Wie mit Düften gezaubert und getrickst wird
    In Deutschland gibt es einen Verband der Riechstoffhersteller, der Publikumsinformationen herausgibt. Darin heißt es, dass die auf Riechstoffe zurückzuführenden allergischen Reaktionen in der Bevölkerung seit fünf Jahren deutlich zurückgegangen sind: » Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung verträgt diese Stoffe. Da die Allergene deklariert werden, haben die Betroffenen die Möglichkeit, diese Substanzen zu meiden oder auf duftstofffreie Produkte auszuweichen.« Mit anderen Worten: Wer allergisch reagiert, ist selbst schuld. Gleichzeitig gibt der Verband freilich zu, dass synergistische Effekte– also das Zusammenwirken verschiedener Substanzen– in der Regel nicht untersucht werden.
    Zwar gibt es in Deutschland laut Umweltbundesamt rund eine halbe Million Duftstoffallergiker, doch werden nur 26 Duftstoffe als besonders stark allergieauslösend eingestuft. Alle Verlautbarungen dieser Art verniedlichen die Gefahren, denen unsere Gesundheit durch Aromastoffe ausgesetzt ist. Sie beziehen sich fast immer nur auf Einzelbewertungen, vermitteln aber keine globale Analyse der Gesamtbedrohung. Die fünf entscheidenden Kriterien werden kaum beachtet:
Auf das Ausmaß der Bedrohung durch Duftstoffe, so etwa in Lebensmitteln, haben deutsche Verbände keinen Einfluss. Die Gefahr entsteht in den Projektzentren vorwiegend asiatischer Giftlabors, von denen wiederum weltweit alle Lebensmittelgroßkonzerne mehr oder weniger abhängig sind.
Experten schätzen, dass durch den Duftgiftexport weltweit jährlich mehr als 13 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden und dass duftstoffangereicherte Lebensmittel mehr als 82 Prozent des Gesamtmarktes beherrschen.
Aroma ist inzwischen eine volkswirtschaftliche Wertziffer, bei uns ebenso wie bei den Herstellern in China. Ein Volkswirtschaftler drückt es ganz banal so aus: » Ohne die Lebensmittelduftstoffe aus China könnten viele Supermärkte schließen. Dann gäbe es wieder überall Tante-Emma-Läden.« Was so unrecht vielleicht gar nicht wäre.
Das Verheerende an der Vergiftung mit Riechstoffen aller Art ist jedoch die zunehmende Abwendung vom Naturprodukt. Schon unsere Kinder werden daran gewöhnt, dass Vanillepudding nach Vanille duften muss, Bananenmilch nach Bananen oder Hähnchenschlegel

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