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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Wüstenräuber von diesem, Jacobs Verlangen hielten. Aber vielleicht wußten sie nichts davon.
    Er begriff es nur zu gut! Er neigte das Glas ein wenig und netzte sich die Lippen mit Wein. Er empfand Mitleid mit Jacob und auch mit Nerim, der eindeutig seinen Freund für verrückt hielt.
    Nerim sagte: »Jacob sagt noch einmal, bitte. Er will nachfolgen dir, zu lernen. Er kein Ärger machen. Schlafen mit Pferd. Er alles machen, kochen, machen Feuer, waschen.«
    Kerris sagte: »Er möchte bei dir in die Lehre gehen.«
    Kel runzelte die Stirn. »Chearis haben keine Lehrlinge! Außerdem kann er nicht Mitglied unseres chearas werden. Nein«, sagte er zu Jacob hin und schüttelte den Kopf. Sein Haar flog wie ein Vorhang. »Nein!«
    Jacobs Lippen wurden schmal. Er redete auf Nerim ein. Der holte tief Luft. »Er sagen, er folgen dir. Gleich, wenn du sagst nein. Er gehen mit. Du reiten, du schauen zurück ...« – er wedelte mit der Hand – »er immer da. Immer an einem Tag du sagen ja!«
    Kel starrte den schlanken Reiter still an. Jacob verzog keine Miene. »Ein Asech allein in Arun? Unfähig unsere Sprache zu sprechen? Sie würden ihn töten!«
    Nerim übersetzte. Jacob schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war undurchdringlich. »Er sagt nein. Wenn töten wollen, er kämpft.«
    Kels Schultern zuckten. »Ich kann diese Verantwortung nicht auf mich nehmen!« sagte er.
    Beide Männer blickten ihn stumm an.
    Kerris sagte: »Ich glaube, du hast sie schon!«
    Kel stand so abrupt auf, daß sein Glas umfiel. Wein lief ins Gras. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Sag deinem Freund, er ist ein Narr!« sagte er. Er schloß die Hand um das Handgelenk von Kerris. »Komm, chelito! Die Unterredung ist beendet.«
    Er entfernte sich, halb trabend, durch den Zypressenhain zur Straße hin. In der Sonne ging er langsamer. Zorn blitzte in seinen Augen. Er ließ die Schultern rollen. »Und jetzt ist mir heiß«, sagte er.
    Kerris bemerkte: »Wir könnten zu den Teichen gehen.«
    »Und uns abkühlen?« Kel kratzte sich am Kinn. »Nein.« Er legte den Kopf zurück und spähte zum Hang hinauf. »Hast du etwas vor, chelito?«
    »Nicht, wenn du mich brauchst.«
    Kel lächelte. Er schob die Hand unter Kerris' Hemd und berührte seinen Rücken. »Ich brauche dich. Komm mit mir!« Er streichelte ihm die Schulterblätter. »Es gibt da eine Stelle, die ich dir zeigen möchte.«
     
    Sie stiegen den Osthang der Talsenke hinauf. Sie kamen an Häusern, Scheuern, Schuppen vorbei. An einem Teich, in dessen Wasser rote Fische schwammen. Das Wiehern eines Pferdes schnitt durch die Luft. Am andern Ende einer Weidekoppel rief eine Stute mit gespitzten Ohren ihr Schimmelfohlen zu sich. Aus einem Weizenfeld fuhren knatternd Vögel auf, aufgestöbert von einem jagenden Hund. Die Luft war feucht und weich.
    Um neun weiße Buckel machten sie einen Bogen. »Bienenkörbe«, erklärte Kel.
    »Wer besorgt sie?« fragte Kerris. Er sprang zurück, als eine Biene ihm fast die Nase berührte.
    »Cleo ist die Bienenmutter.« Kel lächelte. »Einmal, als ich noch jung und dumm war, hab' ich versucht, einen Stock auszuräubern. Damals hab' ich geglaubt, die Bienen würden mich zu Tode stechen. Ich hab' mich nur retten können, indem ich in den Teich sprang. Und dabei bin ich fast ertrunken, weil ich so lang drinbleiben mußte. Sie haben mich in die Hände, ins Gesicht, in die Augenlider gestochen.«
    Eine Dornenhecke ragte vor ihnen auf. Die Zweige hingen schwer von roten Beeren. Kel griff zwischen die Dornen und pflückte ein paar von ihnen. Er reichte sie Kerris. Sie waren knubbelig und schmeckten süß wie frischer Rahm. Kel lächelte über das Gesicht, das Kerris schnitt. »Gut, was? Aber die Vögel fressen das meiste davon.«
    Sie drangen in den Wald vor. Schlanke Zypressen mischten sich unter Eichen, Birken, Fichten und Hickorybüsche. Eichhörnchen begegneten den Eindringlingen mit Geschnatter. In einem Erlendickicht sah Kerris einen Rothirsch äsen. »Wohin gehen wir?«
    »Wart's ab«, sagte Kel. »Hab Geduld, du wirst gleich sehen.«
    Die Bäume standen jetzt weniger dicht. Das Gras zu beiden Seiten des Pfades wuchs dunkel und stachelig. »Wir sind da«, sagte Kel und führte ihn auf eine kreisrunde Lichtung. Dort lag ein dunkles Grasrund und in dessen Mitte ein Teich. Steine faßten das Wasser ein. Sie sahen aus, als habe jemand sie dorthin gesetzt, aber zwischen ihnen wuchs das Gras so dicht, daß man sehen konnte, sie lagen schon lange hier. Kerris wanderte um den

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