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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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»Nicht vor der Ernte, dann müssen wir zurück ins Galbareth und Riniards Schuldigkeit bezahlen. Also noch eine ganze Weile lang nicht.«
    »Warum hat Riniard das gemacht?«
    »Sich geschlagen?«
    »Nein, alles.«
    Kel begann sich die Stiefel auszuziehen. »Er hatte ziemlich viel Ärger, als er jung war. Die Leute in seinem Dorf wollten, daß er sich die Hörner abstößt und ruhig wird. Aber das konnte er nicht. Er hat mit ihnen kämpfen müssen, bis sie ihm erlaubten, tanzen zu lernen, aus dem Dorf fortzugehen, nach Shanan zu ziehen ... Das alles hat ihn so unbändig gemacht. Es fällt ihm schwer, das zu tun, was andere Leute von ihm erwarten, sogar wenn er es selber will. Aber er wird es lernen.«
    Aus einem Baum rief mit steigendem Ton ein Vogel.
    »Sag mir ...«, begann Kerris.
    »Ja?«
    »Sag mir was über unsere Mutter.«
    Kel kreuzte die Beine. »Sie war eine kleine braunhäutige Frau. Ich weiß noch das Jahr – ich muß damals so um die elf gewesen sein –, in dem ich bemerkt habe, daß ich ebenso groß war wie sie. Sie hatte sanfte Hände. Sie liebte leuchtende Farben. Rot und Orange. Sie sah unseren Vater gern in ihnen, in Seide und Samt ... Sie kam immer ganz müde nach Hause, und ich verstand nie, warum es sie so müde machte, wenn sie andere Leute besuchte, bis ich begriff, daß sie dabei ihre Gabe einsetzte, vermittelte, versöhnte, Streitigkeiten schlichtete. Ich erinnere mich noch, wie du geboren wurdest.« Er grinste. »Ich war damals zehn, und ich wollte wissen, wieso du so fett und rot warst, und ich war wütend, als sie mir sagten, ich sei noch röter und noch fetter gewesen.«
    »Vater ...?«
    »Vater war groß und blond. Sie sagen, ich sehe ihm ähnlich. Er ritt gern, auf dem Pferd sah er wie ein Asech aus. Er machte uns Sachen aus Holz, Spielzeug und so. Ich erinnere mich, daß er uns Stockpuppen schnitzte.« Er ließ eine imaginäre Marionette in der Luft tanzen. »Meine war kahlköpfig, und ich mochte sie, aber du hast gebrüllt, als dir die deine gezeigt wurde, bis Mutter gelbe Wolle als Haare draufgeklebt hat. Erinnerst du dich daran?«
    »Nein.«
    Er wünschte sich, er könnte sich erinnern. Aber gesunder Menschenverstand sagte ihm, daß er seine Erinnerung nicht heraufzwingen könne; sie würden vielleicht wiederkehren, wenn er am wenigsten mit ihr rechnete. Er schloß die Augen, beschwor den schwachen Traumgeschmack von Honig auf der Zunge wieder herauf.
    Sefer dürfte wissen, wie man Erinnerungen erweckt, dachte er. Kels Finger streichelten. Verführerisch. »Chelito?«
    »Ja ...«
    Kel zog den roten Schal aus seinem Haar und schüttelte seine Löwenmähne. Das Haar löste sich und fiel ihm über die Schultern. Er zog das Hemd aus. Kerris beobachtete ihn. Aus dieser Nähe und im hellen Licht des Tages konnte er Narben, Schrunden, Kerben und Kratzer, langverheilte, auf Kels Brust und Rippen erkennen. Er berührte eine der Narben mit dem Daumen.
    Kel tastete nach der Gürtelschnalle an Kerris' Bauch. »Halt still«, sagte er. Dann zog er ihm die Kleider aus und streifte sich selbst das Zeug vom Leib. »Dreh dich um!«
    Sie begannen sich zu lieben. Die helle Sonne machte Kerris scheu, und Kel lachte ihn deswegen aus. Und diesmal blieb Kerris nicht still liegen wie ein Brett, und als er wieder zu Atem kam, streichelte und neckte er seinen Bruder so lange, bis der sich ausstreckte und es mit sich tun ließ. Er mußte Kerris sagen, was er tun sollte, aber nur andeutungsweise, denn Kerris gab nicht auf und fand schließlich selbst großes Vergnügen an der Lust, die er zu schenken vermochte, und erfuhr dann die Befriedigung, zu spüren, wie Kel sich spannte und zu zittern begann vor aufsteigender Lust. Seine Hände klammerten sich in Kerris' Haar, die Hüften warfen sich, er keuchte, sein Körper warf sich, und er schrie laut.
    Sie säuberten sich mit Grasbüscheln. Als Kerris sich aufsetzte, um sein Hemd überzuziehen, hielt Kel ihn zurück. »Nein. Warte noch. Ich will dich anschaun!« Er hockte sich auf die Fersen. Einen Augenblick später berührte er mit den Fingern Kerris' Armstumpf.
    »Tut das weh?« fragte er.
    »Nein. Ich spüre es nicht.« Kerris mußte schlucken. »Aber es wäre mir lieber, wenn du das nicht tun würdest.«
    »Warum nicht?« fragte Kel. »Es ist eine Kriegsnarbe, chelito. Und ich hab' schlimmere gesehen.« Er rieb den Daumen über das Hautgewebe. Kerris verspürte ein leises Kitzeln. »Und es ist nicht abstoßend für mich, und es macht auch nicht, daß ich dich

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