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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Elli. Sie klatschte auf den Boden. Nadeln stoben davon. »Das ist ein gutes Zeichen! Laßt uns nach Mahita gehn und den Fluß hinunterreiten. Welche Sau hat sich den ganzen Wein in den Hals gegossen?«
    Sie teilten brüderlich die letzten paar Schlucke aus dem Schlauch. Ilene sang ein Kinderlied, ein Schlaflied. Es wurde noch dunkler. Die Flammen brannten heller. »Ich sehe Gestalten im Feuer«, sagte Jensie. »Ich sehe einen Baum.«
    »Ich sehe einen Wasserfall«, sagte Ilene.
    Kerris sah einen chearas reiten.
    Sie schliefen. Einmal erwachte Kerris, er spürte den Morgen heraufziehen. Fernab krähten Hähne die Sonne wach. Er spürte mehr, als daß er sah, wie der chearas sich regte, wie sie sprachen. Die Bäume ragten düster vor dem heller werdenden Himmel auf.
    Eine Hand berührte seine Stirn. Schlaf, Kerris! Die Worte und die Hand wogen schwer. Er sank unter ihnen wieder in den Schlaf zurück.
     
    Als er erwachte, sangen die Vögel einander in den Baumwipfeln streitlustig zu. Der Himmel stand blau und heiß hoch oben. Kerris rollte auf die Seite. Das Feuer war erloschen, die Asche feucht. Nur die Spuren auf dem Boden und der noch herumhängende Weindunst verrieten, daß während fast der ganzen Nacht noch andere Menschen hier gewesen waren.
    Sie hatten ihm die Decken dagelassen. Er setzte sich auf. Er hatte Ellis gelbes Hemd an, und sein Messer lag neben ihm. Er nahm es. Er konnte sich nicht erinnern, ob er es selbst abgelegt oder ob jemand es ihm abgenommen hatte.
    Sie werden zurückkommen, sagte er sich. Er schob das Messergehänge auf den Gurt. Sie würden auf ihrem Weg zurück ins Galbareth wieder durch Elath kommen. Sie würden im Hof tanzen, und er würde im Schatten des Wächters stehen und ihnen zuschauen. Und vielleicht würde er sogar wieder mit Kel nackt in dem dunklen Schweigen der Pinien liegen.
    Er stieg den Hang hinab und ging ins Dorf. Die silbernen Häuser sahen sauber aus und wirkten massiv vor den goldenen Feldern. Er kam an den Bienenstöcken vorbei. Das Flugloch an einem war schwarz von Immen. Eine Frau winkte ihm zu. Auf dem Kopf trug sie einen Strohhut. Sie schob ihn zurück, so daß er ihr Gesicht erkennen konnte. Es war Cleo. »Ein feiner Tag«, sagte sie.
    Eine schwarzgelbe Biene surrte unter seiner Nase vorbei. Er trat hastig zurück. »Ein schöner Tag. Sind die Wüstenreiter also fort?«
    »Sie sind gestern weitergezogen«, sagte sie. »Aber es sind noch zwei im Dorf. Der eine, dem Kel den Arm gebrochen hat, und der andere.« Sie neigte den Kopf zu den Stöcken. »Du gehst jetzt besser. Sie werden gleich rauskommen, um zu sehen, mit wem ich da spreche. Bienen sind recht eifersüchtig.«
    »Wirst du denn nie gestochen?« fragte er.
    Sie lächelte. »Nie.« Mit einer Hand machte sie eine fortscheuchende Bewegung. Er erinnerte sich an Kels Bienengeschichte und strebte eilig den Hang hinunter, bis er außer Reichweite der Stachelbiester war.
    Er trat auf den Dorfplatz.
    Er kam am Gerberhaus, am Schlachterladen vorbei. An beiden waren Türen und Fenster weit geöffnet. Im Fleischerladen weinte jemand. Auch die Türen zur Schmiede standen offen. Und die der Seilerei. Auf dem Trittstein der Seilerei standen zwei vorgebeugte Frauen: die eine hielt einen Besen, die zweite einen offenen Rupfensack. Frischgewaschene Wäsche hing auf Leinen.
    Die Frauen winkten ihm zu.
    Er wanderte an Laras Haus vorbei. Auch hier war die Tür weit geöffnet und wurde von einem schweren Stein festgehalten. Er entschloß sich plötzlich und ging hinein. Alle Bodenmatten standen aufrecht an der Wand. Lara und eine ihm unbekannte Frau fegten den Boden.
    Als sie ihn sah, unterbrach Lara ihre Arbeit. Sie stützte sich auf den Besen. »Kerris! Einen schönen Tag! Das ist meine Tochter Sorith. Sorith, dies ist Kerris-no-Alis.«
    Sorith lächelte. Ihr Gesicht war flach und breit wie das ihrer Mutter. Das Haar trug sie in einem blauen Tuch hochgesteckt. »Ich geh m-m-mal nach dem Brot schauen«, sagte sie. »Entsch-tsch-tschuldigt mich!« Sie verschwand hinter dem hohen Wandschirm.
    »Sorith hat heut Sauerteig angesetzt, und er geht jetzt«, erklärte Lara.
    Auch die Wandbehänge hingen nicht mehr da. Die Statue des Wächters war aus der Nische verschwunden. Kerris deutete auf den Besen, auf die Wände. »Was bedeutet das?« fragte er. »Alle Türen sind ...«
    »Das machen wir immer so«, sagte Lara, »wenn jemand aus Elath gestorben ist.«
    Das Wort brachte ihm alles zurück. Seine Kehle brannte. Er sagte: »Es kommt

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