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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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eins seiner Leinenhemden, aber nicht das zweite, sein Mantel, die Zunderbüchse und Feuersteine. Sein Reitleder lag zweifellos irgendwo in Sefers Hütte herum. Er beschloß, es dort zu lassen. Er rollte die Decke wieder zusammen.
    »Lehi«, sagte er, »ich gehe nach Mahita.«
    Sie nickte. Dreimal. »Wir werden dich vermissen.«
    »Ich komm wieder. Elath ist meine Heimat.«
    »Es wird Lea und Ardith leid sein. Sie haben gehofft, daß du bei ihnen bleibst.«
    »Ich rede mit ihnen«, sagte Kerris. »Sie werden es schon verstehen.«
    Ihre dunklen Augen schienen in ihn hineinzustarren, als vermöchten sie bis ganz in seinen innersten Kern zu blicken. »Der Friede des chea ziehe mit dir, Kerris-no-Alis!«
    »Und er sei mit dir, lehi«, gab er zurück. An der Tür zögerte er, dann drehte er sich um und brachte ihr eine tiefe, von Herzen kommende Verneigung dar.
    Auf seinem Weg zum Hof seines Onkels hielt er am Teich an und schaute zu, wie die roten Fische ihre unendlichen Kreise zogen. Sein Blick folgte dem Lauf des Baches, der den Teich speiste, und er sah etwas, das er vorher nicht bemerkt hatte: den Umriß einer Schleuse. Er blickte bachabwärts und sah eine zweite. Er fragte sich, wie viele der Bäche und Wasserläufe, die durch Elath flossen, dies in künstlichen Kanälen taten, an Teichen vorbei, die ausgehoben worden waren, um das Frühjahrshochwasser aufzunehmen, und alle reguliert durch Schleusen. Es gab in dieser Stadt so vieles was er nicht wußte.
    Er kam an dem Gehölz vorbei, in dem er die Rehe gesehen hatte. Es war jetzt leer dort. Er strebte dem Giebeldach des Bauernhauses zu. Die Sonne stand hoch. Ein roter Vogel kreuzte über seinem Pfad, und er schaute ihm nach, wie er höher und höher stieg und hinter dem Kamm der Senke verschwand. Ich folge dir bald nach, dachte er hinter dem Vogel drein.
    Als er bei dem Gehöft angelangt war, schwitzte er heftig. Die Senke hielt die Tageshitze fest wie in einer Schüssel. Die Tür des Hauses stand weit offen, und vor dem Haus standen sämtliche Bodenmatten hochkant. Der Stuhl der abu stand im Freien, und die alte Frau hockte auf ihm, die Decken über die Knie gebreitet.
    Kerris trat zu ihr. »Guten Morgen, abu«, sagte er. »Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Kerris, Ardiths Schwestersohn.«
    Das uralte Gesicht hob sich zu ihm. Die Lider über den milchigen Augen blinzelten. Die alten Finger bewegten sich. Dann sank die Greisin wieder in ihren Stuhl zurück, der langsam schaukelte.
    So entlassen, trat Kerris an die Haustür. An der Südseite des Hauses waren Stangen mit Wäscheleinen aufgestellt worden, und auf ihnen wehten Decken im Wind. Kerris spähte ins Haus hinein. Meda und Lea standen in dem langen Gemach. Meda hatte einen Besen in der Hand. Lea stapelte die Kissen an einer Wand. Tallith lag beim Kamin auf den Knien und schaufelte Asche in einen Holzeimer. Tazia rief von oben herab etwas, die Worte waren durch die Decke nur undeutlich zu vernehmen. Der Tisch war auf die Kante gekippt, und alle Behänge waren von Wänden und Fenstern entfernt worden.
    »Kerris!« rief Lea. »Komm rein! Laß ruhig die Stiefel an, das macht gar nichts.« Sie erhob sich von den Knien und trat auf ihn zu. Sie streckte ihm die Arme entgegen. Er ließ sein Gepäck fallen, und sie schloß ihn in die Arme. Auf den breiten Wangen hatte sie Staubstreifen, und sie roch auch nach Staub und nach Stroh. Ihr Lächeln hieß ihn warm willkommen. Kerris fuhr sich verlegen über die Lippen. Sie gab ihn frei und wandte sich zu Talith. »Chelito, sag deinem Vater, daß Kerris gekommen ist!«
    »Nein! Warte doch!« sagte Kerris, als Talith sich hochrappelte. »Ich – ich bin nicht gekommen, um zu bleiben.«
    Es trat ein kurzes Schweigen ein, dann sagte Lea: »Geh es ihm trotzdem sagen, Tali!«
    Die Tür zum Garten stand offen. Der Duft von den Kräutern bewirkte, daß Kerris' Nase zuckte. »Komm«, sagte Lea und berührte seinen Arm, »gehn wir an die Luft!«
    Eine Katze saß mitten in einem Beet und knabberte mit tiefem Interesse an den breiten Blättern eines Strauches. Als sie herankamen, richtete sie den Schwanz steil auf und verdrückte sich mit einem Satz in Richtung auf den Schuppen. »Verzieh dich!« rief Lea. Sie setzten sich ins Gras. Ardiths Hut und dann Ardith in Person kamen um die Ecke des kleinen roten Gebäudes.
    »Also«, sagte er und ließ sich neben seiner Frau nieder.
    »Ich bin gekommen, um auf Wiedersehn zu sagen«, erklärte Kerris.
    Ardith legte seine Hand über die

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