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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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keineswegs gebrochen durch den schrecklichen Ritt, zu dem er sie gezwungen hatte. Sie prustete ihm zärtlich ins Ohr. Er ließ sie das Salz von seiner Handfläche lecken.
    An einem Haken in der Boxe hing ihr Sattelzeug; es war sauber poliert. Kerris überlegte, wer es wohl gefettet haben mochte, Lalli oder Sosha. Er trat aus der Boxe und ging tiefer in den Stall hinein, um jemand zu finden, der ihm helfen konnte. Das Stroh raschelte unter seinen Schritten. Es würde ihm schwerfallen, die lauflustige Stute ganz allein zu satteln und ihr das Zaumzeug einzulegen.
    Er ging durch die ganze Scheune, sah aber keines von den zwei Kindern. Er trat ans hintere Tor. Wie er richtig vermutet hatte, führte es auf die Weide. Ein mächtiger Fuchshengst galoppierte übermütig über die Koppel, aber er konnte keine Menschen entdecken. Er kehrte in die saubere unbewachte Pferdescheuer zurück.
    Er hatte Magritas Boxe beinahe wieder erreicht, als er ein Husten hörte. Er drehte sich um. Am Gatter einer der leeren Boxen stand Nerim. Er trug schlichte Kleidung, ein Baumwollhemd, Reithosen, die Kleidung eines arunischen Bauern. Hinter ihm hockte Jacob auf dem Boden der Boxe. Als Kerris ihn anschaute, stand er auf. Auch er trug andere Kleidung. Der rechte Arm war mit einer Tuchschlinge fest an seinen Leib gebunden. Der Arm war mit Leinen umwickelt und zwischen zwei Stücken Holz geschient. Aus der Leinenbandage schauten die Holzstücke hervor. Die Finger waren frei. Die beiden Männer lächelten Kerris zögernd an. Jacob machte den Mund auf, schielte zu Nerim und sagte dann klar und deutlich: »Guten Tag.«
    »Hallo«, gab Kerris zurück. In der leeren Boxe lag ein Strohsack und ein Reisepack und eine Decke. »Seid ihr jetzt hier untergebracht?«
    Jacob blickte zu Nerim. Dieser sagte: »Wir beide hier. Wir schlafen, helfen mit Pferde, arbeiten ...« Er imitierte das Streuharken. Also gehörte der Fuchshengst draußen Nerim. Kerris fragte sich, wo Jacobs Rappe mit dem weißen Stiefel sein mochte.
    Er spähte ein wenig tiefer in die Boxe und sah, daß die Waffen der zwei Asech, ihre Schwerter und Messer, auf dem Boden lagen. »Die anderen – Li Omani – sind gestern fortgezogen«, sagte er.
    Nerim nickte. »Sie fortgehen. Wir bleiben. Er ...« – er schlug Jacob auf die rechte Schulter – »heilen, ganzwachsen. Ist gebrochen drei!« Er sagte es mit Vergnügen, als sei er voll Bewunderung für den Stoß, der so etwas bewirkt hatte. »Wenn alles heil, dann wir fortgehen.«
    »Werdet ihr in die Wüste zurückkehren?«
    »Nein«, sagte Nerim. »Wir gehen Westen. Zu Waffenplatz. Er sagt, Kel, ihr gehn Waffenplatz in Bergen.«
    Kerris erinnerte sich. Kel hatte gesagt: Ich muß mit Jacob sprechen. »Er hat euch nach Vanima geschickt?«
    Jacobs dunkle Augen begannen zu leuchten. »Vanima«, stammelte er. »Zayin.«
    Nerim sagte: »Er sagen, Jacob, du gehen lernen. Chearisein. Wenn lernen, Chearisein, kommen und finden mich.«
    Jacob sagte noch einmal: »Zayin.« Er grub nach etwas in der Boxe und brachte ein Stück Kalbshautpergament zurück. Er rollte es auf, wobei ihm Nerim helfen mußte. In feinen schwarzen Linien, mit der Feder gezogen, war eine Karte aufgezeichnet. Nerim zeigte, wo Elath lag, Shanan und die Roten Berge. Dazwischen war eine gestrichelte Linie gezogen, die auf dem Velingrund nach Nordwesten verlief. Kerris hätte gern gewußt, wer die Karte gezeichnet hatte. Es konnte ja kaum Kel gewesen sein. Vielleicht konnte Ilene zeichnen? Es standen keine Runen auf dem Blatt, nur große schwarze X-Zeichen, um Dorf, Stadt und Tal zu markieren.
    Mit dem Gehabe eines Mannes, der ganz in einen Schatz versunken ist, rollte Jacob das Pergament vorsichtig zusammen und verbarg es wieder.
    »Willst du auch ein Cheari werden?« fragte Kerris Nerim.
    Nerim verzog das Gesicht. »Nein. Ich wollen nicht. Ich nicht Mustermacher. Ich helfen nur mein Freund.«
    »Ich verstehe.« Weiter unten wieherte Magrita. »Schön. Würdest du mir vielleicht helfen, mein Pferd zu satteln? Ich kann es nicht allein.«
    »Ich machen«, sagte Nerim voll Eifer.
    Er rieb Magritas Nüstern, redete sanft in seiner eigenen Sprache auf sie ein, und sie ließ sich seine Anwesenheit in der Boxe ohne weiteres gefallen. Er schob ihr das Gebiß in den Mund, legte die Zügel an, warf die Decke auf und sattelte sie. Die Schnallen schienen sich zu schließen, ohne daß er sie berührte, der Sattelgurt zog sich praktisch von selbst fest. Kerris reichte dem Asech seinen Reitpack, und

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