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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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eingenommen.
    »Wenn ihr hungrig seid«, sagte die Frau, »im Speisesaal gibt es Essen. Das ist das Haus auf der andern Straßenseite. Wenn ihr etwas braucht, dann fragt nach mir. Ich heiße Tamis.«
    Und sie ließ sie zurück. Die Tür schloß sich, und mit einem Seufzer begann Ilene sich alle Kleidungsstücke vom Leib zu zerren. Kerris zählte die Strohsäcke. Es waren sechs. Riniard und Jensie würden sich in einen teilen müssen, und zwei andere ... Er ließ seine Schlafrolle fallen. Unter einem Fenster bemerkte er einen Krug Choba-Öl, daneben zwei flache Teller.
    Es klopfte an der Tür.
    Kel öffnete. Die Frau reichte ihm eine Schüssel herein. »Erfrischt euch«, sagte sie. Aus der Schüssel ragten grüne Stengel mit farnähnlichen Blättern an der Spitze.
    »Was ist das für ein Haus?« fragte Jensie. Sie schüttelte sich das Haar lose und stemmte dabei die Hände in die Hüften. »Wohnt hier überhaupt jemand?«
    »Nein«, antwortete Cal. »Das hier ist das Gebärhaus.«
    »Ein Haus, um Kinder zur Welt zu bringen?« Jensie drehte sich im Kreis herum. »Es ist gemütlich hier«, sagte sie. »Wieso beunruhigte es dich so sehr?« fragte sie Riniard.
    Er zog sich gerade die Tunika über den Kopf und tat, als habe er sie nicht gehört.
    Sie stellte sich vor ihn hin. »Antworte mir gefälligst!«
    »Ich habe gedacht, du redest nicht mehr mit mir«, sagte er.
    »Jetzt rede ich mit dir.«
    Riniard runzelte die Stirn. »In meinem Dorf sind Fremde im Gebärhaus nicht willkommen. Ganz besonders keine Männer.« Er ließ sich auf eine Matte nieder.
    Kel sagte: »Jen, laß ihn in Ruhe!«
    »Aber das Haus wird doch nicht benutzt, oder Tamis hätte uns hier nicht untergebracht. Was macht das schon aus?«
    Arillard sagte sanft: »Es macht Riniard etwas aus. Die Bräuche sind eben verschieden.«
    Ilene zog sich das Hemd aus und warf es auf den Boden. »Müssen wir immer zanken?« fragte sie.
    »Nein«, sagte Kel. »Jensie, halt den Mund! Ilene, hier nimm!« Er schob ihr die Schüssel hin.
    Sie schaute das blättrige Grünzeug an und grinste. »Fetuch!« Sie wählte sich einen der Stengel aus der Schüssel und biß in das blattlose Ende. »Kerris? Probier es mal!«
    Kerris schnüffelte. »Was ist es?«
    Kel nahm einen Stengel und reichte ihn dann Kerris. »Iß nur davon!«
    Kerris knabberte an dem Stück. Das grüne Kraut knirschte zwischen den Zähnen. Es schmeckte fremdartig, aber gut. Er biß erneut zu, dann reichte er den Stengel an Kel weiter. Er hockte sich auf seine Matte und zog sich das nasse, schmutzverklebte Hemd aus. Als er sich das Ersatzhemd aus der Schlafrolle holte, fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, ein zweites Paar Hosen mitzunehmen.
    »Hier«, sagte Elli und warf ihm ein Paar Baumwollhosen in den Schoß. »Du kannst meine tragen.«
    »Ich danke dir.« Er zog sich die trockenen Sachen an. Immer noch fühlte er sich komisch, sich in der Anwesenheit von Fremden aus- oder anzuziehen, doch er tat so, als mache es ihm nichts aus.
    Cal sammelte die verklebten Kleidungsstücke und Decken mit beiden Armen auf. »Gebt mir das Zeug!« sagte er. »Ich wasche es.« Kerris griff prüfend nach seiner Decke und seiner Wolltunika. Beide waren feucht, also reichte er sie Cal. Er legte sich hin. Der Arm schmerzte, und er war so ausgelaugt, daß er kaum die Augen offenhalten konnte.
    Die Chearis putzten ihre Waffen. Kel zog sein Messer aus der Scheide und begann sein Reitleder vom Schlamm zu säubern. Ilene saß neben ihm. »Ach, wird das schön, mal wieder in einem Bett zu schlafen«, sagte sie. »Ich fühle mich an zu Hause erinnert, weißt du?«
    Kel brummte nur.
    »Mach doch nicht solch ein saures Gesicht. Es sind noch zwei Tagesritte – wir sind bald dort.«
    Kel sagte: »Ich wünschte, wir wären jetzt schon dort.« Seine Stimme klang grimmig.
    Das Kratzgeräusch brach ab und begann von neuem. »Wieso?«
    Kerris schloß die Augen. Er wollte nicht lauschen.
    »Ich spüre einen Bruch im Muster«, sagte Kel. »Irgendwas stimmt nicht.«
    Ilene sagte: »Etwas Großes oder etwas Kleines?«
    »Ich – weiß – nicht!« Die Worte schienen sich an den Rhythmus des schabenden Messers zu halten. Kerris legte den Arm über die Augen. »Ich – weiß – nicht – was – es – ist.«
     
    Die Sonne wollte gerade untergehen, als Tamis sie holen kam. Sie geleitete sie zu dem Refektorium, das sich als Gemeindespeisesaal entpuppte; genau wie die Halle auf Tornor lag der Raum gleich neben der Küche. Zwanzig runde hölzerne Tische

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