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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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auf und verteilte Fetuchstengel. Die beiden Jungen hatten ihre Tuniken ausgezogen. Auf Reos Brust klebten verschwitzte Haarbüschel. Er grinste Kerris zu. »Hat Paps dich zum Arbeiten verdonnert, was?«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte Kerris.
    »Tali«, befahl Ardith, »gib Kerris deine Haue und geh dir eine andere holen.« Talith reichte Kerris seine Hacke und tanzte die Furche hinab davon.
    »Du mußt doch wissen«, sagte Reo, »daß es ewig dauern wird, bis er zurückkommt. Der geht und hockt bei Mutter, oder er spielt im Stall.«
    »Ich weiß, Reo«, sagte Ardith. »Aber laß ihn nur.«
    Kerris hielt die Haue ungelenk gegen den Körper. Es schien keine Stelle zu geben, an der er sie richtig packen konnte. Der Boden war dunkel und schwer. Er hackte auf die Unkrautwurzeln ein und versuchte Reos glatte, fließende Körperbewegung nachzuahmen. Auf Burg Tornor, wenn die Wachtposten alle zur Herbstzeit in ihre Dörfer zurückkehrten, um ihren Familien beim Schneiden, Garbenbinden und Aufstellen der Garben zu Docken zu helfen, hatte er derlei Arbeit nie getan. Über Reos nackten Rücken tröpfelte der Schweiß. Kerris schnürte sich das Hemd am Hals auf. Er wollte es nicht ausziehen, aber er spürte bereits, wie ihm der Schweiß unter den Achseln zu triefen begann. Reo pfiff durch die Zähne, er arbeitete eine Reihe weiter entfernt. Sein Strohhut hüpfte auf und nieder, wenn Ardith sich niederbückte und hackte, sich aufrichtete und bückte und hackte.
    Dann kehrte Talith zurück. Er trug eine kurzstielige Haue. Er wand sich durch die hohen Halme und reichte sie Kerris. »Mam hat gesagt, damit arbeitest du vielleicht leichter.« Kerris nahm die Hacke. Es war tatsächlich leichter. Er schaute über die Terrassenfelder hinunter zu der Dachspitze des Bauernhauses. Aus dem Kamin kräuselte Rauch.
    In der Reihe neben ihm jubelte Reo: »Mampfzeit!« Kerris blickte gerade noch rechtzeitig auf, um einen grauen löffelohrigen Schatten zwischen den gespreizten Beinen des Jungen hindurchhuschen zu sehen.
    Zum Mittag waren sie im Bauernhaus zurück. Die Abu schnarchte vor dem Feuer. Lea breitete das Essen vor ihnen aus: Brot, Kuhkäse, Würste. Kerris brannte die Hand und der ganze Arm, wo die Muskeln verliefen. Er aß langsam und genoß jeden Bissen. Es kam ihm vor, als sei die Arbeit auf dem Feld die schwerste Arbeit gewesen, die er je getan hatte.
    Talith sagte: »Kerris, was treiben die Leute bei euch im Norden?«
    Kerris lächelte. »Das gleiche wie hier im Süden.«
    »Landwirtschaft, meinst du?« Der große Junge schien enttäuscht zu sein.
    »Ja. Ackerbau und Schafe und Ziegen weiden.«
    »Habt ihr Hühner und Schweine und Kühe?«
    »Hühner und Schweine. Kühe nicht. Es gibt nicht genug Gras für die Kühe. Der Boden im Norden ist dünner und härter.«
    »Was hast du gearbeitet?« fragte Reo.
    »Ich war Schreiber. Ich machte die Abrechnungen für den Burgherrn. Und ich habe Berichte kopiert.« Beide Jungen nickten, während sie die Neuigkeit verdauten.
    »Habt ihr Kämpfe im Norden?« fragte Talith. Er vollführte mit seiner Brotkante eine säbelnde Bewegung. »Wamm! Hah!«
    »Früher mal«, sagte Kerris. »Wir haben gegen Anhard gekämpft. Aber die Anhardleute kommen jetzt nur noch, um Handel zu treiben.«
    Lea sagte: »Tali, es ist gegen das chea, vom Krieg zu reden, als wäre er ein Spaß!«
    Am Nachmittag waren sie genauso eifrig bei der Arbeit wie am Vormittag. Ardith, Reo und Talith flickten Seile im Stall, mischten Schweinefutter und brachten es in den Koben voller gefleckter Säue, häufelten auf der Weide Kuhdung auf – Ardith erläuterte, daß der Mist mit Unkraut und Häcksel vermischt werde und dann auf die Felder komme – und schleppten mit Hilfe eines stumpfsinnigen Maultiers einen umgestürzten Baumstamm aus einem Gehölz und zerkleinerten ihn zu Feuerholz. Für die meisten dieser Arbeiten brauchte man zwei Hände, und Kerris kam sich nutzlos vor. Er hatte noch nie dergleichen getan. Und er wußte auch nicht, wie man diese Arbeiten tat. Ardith mußte ihm zeigen, wie man eine Axt verwendet. Er schaute zu und tat, was man ihm auftrug.
    Bei Sonnenuntergang brachen sie die Arbeit ab. Der Himmel im Westen glühte feurig; im Osten dunkelte er bereits. Am Rand der Talsenke standen die Schatten der Zypressen wie Stachelspieße. Die müden Männer setzten sich auf die Stufen des Bauernhauses.
    Leise erzählte Ardith von seiner Schwester. »Wir waren uns immer nah. In dem Jahr ihres Todes waren die Asech

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