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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Kendra-im-Delta.« Reos Stimme war weicher und dunkler geworden. »Von Reo aus Elath.«
    »Wart ein bißchen, laß mich nachkommen.« Da er das gefiederte Ende der Feder benutzte, malte er mehr, denn daß er schrieb. »Gut. Du kannst weiterdiktieren.«
    »Dev – mein Cousin Kerris schreibt dies für mich. Er kommt aus der Burg Tornor. Er ist mit den Chearis aus dem Norden gekommen, zu denen mein Cousin Kel gehört. Es geht uns allen gut. Auch deiner Familie geht es gut ...« Er hielt inne.
    Ardith sagte: »Erwähne nichts von den Asech-Überfällen. Wir wollen ihn nicht aufschrecken. Ihn nicht und sonst keinen.«
    Reo nickte. »Gestern bin ich auf euren Hof gegangen. Deine Scheckenstute hat gefohlt. Ein Hengstfohlen. Er ist weiß, aber ich glaube, er wird ein Schecke, wenn er größer ist.«
    »Du hast nur noch für eine Zeile Platz«, warnte ihn Kerris.
    »Du fehlst mir. Ich wollte, du wärst nicht so weit fort.« Die Stimme des Jungen wurde trübe. »Das ist alles«, sagte er.
    Kerris legte den Kiel nieder. Dann blies er über das Stoffstück. Er wußte nicht, wie lange es dauern würde, bis die Schrift getrocknet war. »Morgen kannst du es mit heißem Wachs versiegeln.«
    Ardith stand auf. »Ich bringe die Abu ins Bett«, sagte er. Sanft stopfte er die Deckenfalten zurecht, dann hob er die Greisin von ihrem Stuhl hoch.
    Lea sagte: »Wenn vielleicht Dev zurückkommt und uns besucht, bringt er den Stoff mit, Meda, und dann kannst du es noch immer für ein Hemd benutzen.«
    Meda kicherte. »Ach, ich kann neuen Stoff bekommen.«
    Reo sagte: »Er wird nicht wiederkommen, jedenfalls nicht so bald. Das hat er gesagt, als er fortging.«
    Lea paßte die Lippen zusammen. Meda neigte den Kopf zur Seite, als wenn sie etwas sagen wollte, schwieg jedoch. Tazia packte den noch feuchten Kiel und begann blaue Muster auf ihre Hemdbrust zu pinseln. Die Ledervorhänge standen noch immer offen. Die Luft war warm. Aus dem Garten wehte der Kräuterduft herein, und aus dem Backofen roch es nach frischem Brot. Solch eine Familie hätte auch ich gehabt, dachte Kerris. Wenn nicht der Krieg passiert wäre, wenn mein Vater uns nicht in den Norden geschickt hätte, wenn die Asech nicht die Karawane überfallen hätten, wenn meine Mutter nicht getötet worden wäre ...
    Er roch einen schweren, süßen Duft, kräftiger als der Geruch des Brotes, stärker als der Duft der Blüten: der Rauch von Himmelskraut.
    »Hier«, sagte Ardith und reichte ihm ein kleines Holzding mit einem Stiel und einer Höhlung, und in der Kuhle glomm eine Kohle. Der Duft kam von dorther. Auf Tornor hatte Kerris bei den Wagen der Händler aus dem Süden ähnliche Gegenstände gesehen. Vorsichtig nahm er das Ding am Stielende, so weit wie möglich von dem dunklen Kugelkopf entfernt. Das Holz fühlte sich warm an.
    »Was muß ich machen?« fragte er.
    Talith kicherte, und Reo knuffte ihn. »Man lacht nicht über einen Gast«, sagte er. Er rückte neben Kerris. »Steck das Ende in den Mund«, sagte er, »und atme ein, wie wenn du Luft holst. Halt die Luft fest und dann laß sie wieder raus.«
    Kerris tat, wie befohlen. Der Rauch war in der Lunge weniger angenehm als in der Nase. Nur unter Mühen vermied er es, zu husten. Dann erinnerte er sich an den Namen dieses Geräts: es war eine Pfeife.
    »Und nun reichst du sie weiter«, sagte Reo.
    Kerris gab die Pfeife an Lea weiter. Er wartete, daß er irgend etwas spüre, aber fast nichts geschah. Die Augen pulsierten, und seine Finger prickelten.
    »Macht es dir Spaß?« fragte Reo.
    »Ja, ich glaube schon.«
    Die Pfeife kehrte zu ihm zurück. Er sog noch mal die Lunge voll Rauch.
    »Mit Dev habe ich immer Himmel geraucht«, sagte Reo. Er ließ den blauen Rauch aus den Nasenlöchern strömen.
    Kerris' Mund fühlte sich trocken an. »Gibt es Wein?« fragte er.
    »Ich hole welchen«, sagte Reo und ging zum Speiseschrank. Kerris schaute seinem Cousin aufmerksam nach, während er durch den Raum ging. Er fragte sich, ob Reo und Dev vielleicht ein Liebespaar waren. Er krümmte die Finger. Sie prickelten immer noch. Er kam sich unendlich viel älter vor als dieser Bauernjunge. Er dachte an Kel, der bei Sefer war, und sein Herz zog sich in der Brust zusammen.
    Lea sagte: »Kerris!« Er blickte auf. Sie und Ardith hielten einander bei den Händen gefaßt. Sie sahen viel jünger aus, als es ihrem Alter entsprach, das er kannte. »Hast du dir schon Gedanken gemacht, wo du in Elath wohnen wirst?«
    »Nein.«
    Lea streifte Ardith mit einem

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