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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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unserer Familie waren schon immer Töpfer.« Sie gingen hinter den Schuppen, und Kerris bewunderte den Brennofen. Er war größer, als er sich vorgestellt hatte, mit einer gewölbten Öffnung, durch die man Feuerholz einfüttern konnte. Lea öffnete die Eisentür und zeigte ihm das Regal, auf dem das Brenngut lagerte. Es standen da ungefähr zwanzig Töpfe. »Die müssen alle noch gebrannt werden«, sagte Lea. Sie schloß die Ofentür und schob den Metallriegel vor. »Aber ich hab' zuviel zu tun gehabt, und es ist schwer, den inneren Frieden zu finden, den man zur Arbeit braucht. Bei all dem Kummer.«
    »Tazia?« fragte Kerris.
    »Nein. Tazi ist meine Freude, bei all ihrem Unfug.« Leas weiche Stimme bekam eine gewisse Schärfe. »Nein, ich meine den Überfall der Asech.«
    Im Garten beugte sie sich über eine hohe Pflanze mit kleinen blauen Blüten und schnippte ein rotgepanzertes Insekt von einem gezackten Blatt. »Bei den letzten Überfällen sind mir Familienmitglieder und Freunde gestorben«, sagte sie. »Sie haben Elath angegriffen, weißt du. Die Angreifer wurden zwar zurückgeschlagen, aber wir haben es nicht vergessen. Es ist nicht das erstemal, daß wir unsere Häuser neu aufbauen mußten.«
    Kerris fragte: »Hast du meinen Vater gekannt?«
    Lea drehte weiter Blätter an den Pflanzen um. Aus den Augenwinkeln blickte sie Kerris an. »Nicht näher. Er war all das, was Alis nicht war. Sie war schlank und dunkel und ruhig. Ardith ist ihr ähnlich. Und sie wurde sehr rasch müde, wegen ihrer Gabe. Manchmal habe ich geglaubt, sie ist so ruhig, weil sie die Innere Sprache hat ... Ich war wegen Kerwin gräßlich eifersüchtig.« Sie legte die Hände zusammen. »Sie sind sich in Kendra-im-Delta begegnet. Er begleitete seinen Vater, den Lord, zum Rat der Städte und brauchte einen neuen Mantel. Sie ging über den Markt. Und dort trafen sie sich. Durch Zufall. Der alte Lord war gar nicht glücklich darüber. Er wollte, daß Kerwin eine Partie in der Stadt macht, eine der Töchter aus einer der großen Familien heiratet. Eine Med oder Hok oder Batto. Aber Kerwin blieb starrköpfig. Er war ein großer Mann ...« Ihre Stimme verlor sich eine kleine Weile. »Wie ich mich an ihn erinnere, war er Kel sehr ähnlich.«
    Kerris wollte nicht an seinen Bruder denken. »Wie ist mein Vater gestorben?« fragte er.
    Sie zog die dichten dunklen Brauen hoch. »Ach, weißt du das nicht?«
    »Man hat mir nur gesagt, daß er im Krieg gefallen ist. Ich habe nie erfahren, wann und wie.«
    »Er starb an der Grenze. Ein Jahr, nachdem Alis getötet wurde.«
    Sie gingen zum Haus zurück. Bei der letzten Reihe von Pflanzen bemerkte Kerris einen seltsam geformten Felsbrocken, der teilweise von Ablegern überwachsen war. Er hockte sich nieder, um das genauer zu betrachten. Das Gesicht, der Mund, die Nase, die Augen des Wächters ließen sich hinter dem Vorhang der weißen Blüten erkennen. Kerris richtete sich hastig wieder auf.
    Lea sagte: »Fürchte dich nicht. Der da ist verdorben. Deshalb steht er hier im Garten.«
    »Und wie kommt er da hin?«
    »Ich habe ihn gemacht«, sagte sie.
    »Wirklich?« Er hockte sich erneut nieder. Behutsam betastete er das glatte Gesicht. Aus dieser Nähe konnte er erkennen, daß die Figur aus Ton war, nicht aus Stein. »Warum?« fragte er.
    »Sefer wollte einen für den Tanjo haben, und ich habe mehrere angefertigt, bis ich es richtig hinbekam. Die übrigen stehen in den Häusern der Leute. Lara – sie ist hier die Hauptfrau, du bist ihr vielleicht begegnet – hat einen, und Taramis auch.«
    Eine Biene ließ sich auf einer der weißen Blüten nieder. Sacht zog Kerris seine Finger zurück.
    Sie gingen ins Haus zurück. Zwei Jungen standen über den eisernen Topf gebeugt. Der Deckel lag auf der Herdplatte. Der deftige Geruch eines Eintopfgerichts stieg dampfend zur Decke. Kerris lief das Wasser im Mund zusammen.
    Lea grinste. Sie trat zu den in ihr Tun versunkenen Jungen. Plötzlich hob sich der Topfdeckel vom Herd und landete fest auf dem Topf. Ardith kam die letzten paar Treppenstufen herab. Die Jungen wirbelten herum. Der größere sagte zu seinem Vater: »Wir haben wirklich nur mal nachgeschaut ...« Der kleinere Junge lachte und stieß seinem Bruder den Ellbogen in die Rippen.
    »Du kannst doch Paps nicht an der Nase herumführen, hast du das nicht inzwischen begriffen?« Dann schaute er Kerris an. Er war dunkel wie sein Vater. Am Leib hatte er verstaubte Kleider, einen Ledergürtel mit dem Messer daran, er

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