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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Elli stand über ihm und hielt ihm eine Schüssel hin. Sie führte sie unter seiner Nase vorbei. Es lagen Pflaumen darin. Kerris nahm sich eine. Vorsichtig biß er in die feste purpurblaue Frucht. Ihre Säure zog ihm den Mund zusammen.
    »Wem schreibst du da?«
    Er faltete den Brief dreifach und legte ihn beiseite. Er würde ihn versiegeln, wenn die Lampen angezündet waren. Elli hockte sich neben ihn. Ihr nacktes Bein streifte unter dem goldenen Stoff gegen das seine. Er rückte, um ihr Platz zu machen. »Meinem alten Lehrer Josen.«
    Die Winkel ihres weitlippigen Mundes zuckten. Schmachtend sagte sie: »Ich wünschte, du wärest nicht so schüchtern mit mir, Kerris!«
    Er wußte nicht, was er sagen sollte. »Ich will mir Mühe geben, es nicht zu sein.«
    Sie lächelte ihn an. »Wir können Freunde sein, denke ich, wenn du willst. Auch wenn ...« – das Lächeln breitete sich zu einem Grinsen aus – »auch wenn du keine Lust hast, mit mir zu schlafen!«
    Die Tür des Hauses klappte. Kerris drehte sich dankbar nach dem Geräusch um. Seine Ohren brannten. Jemand pfiff im Vorzimmer. Calwin trat ein. Er strahlte. Er warf etwas in die Luft und fing es wieder auf. Elli lachte. »Ein Fisch!« sagte sie. »Welch ein Jammer für die armen Bauern von Elath!«
    »Es ist kein Fisch«, sagte Cal. »Es ist was Neues.« Er kam ins Zimmer und ließ die Münze in Ellis ausgestreckte Handfläche fallen. Sie hielt sie gegen das Licht. Die Silbermünzen Tezeras nannte man »Fisch«, weil dieses Symbol auf ihnen eingeprägt war. Diese Münze dagegen war rund und flach und dünn wie ein Fisch, aber sie war nicht aus Silber. Sie schimmerte wie ein Regenbogen in fließenden wechselnden Farben.
    Elli drehte die Münze um. Sie schnippte mit dem Fingernagel dagegen und biß dann hinein. »Das fühlt sich an wie eine Muschelschale. Wozu ist das Loch in der Mitte?«
    Die Stiege knarrte. Kel kam herab. Er hatte die Kleidung gewechselt und trug nun statt der Robe seine Reithosen und eine graue Tunika. Das Haar fiel ihm lose auf die Schultern.
    »Da steht eine Rune«, sagte Elli. »Was bedeutet sie?«
    »Frag den Schreiberling«, sagte Arillard.
    »Kerris, schau mal!« Elli reichte ihm die schimmernde Scheibe. »Was ist das für eine Rune?«
    Er hob die Münze hoch. Sie war leicht wie eine Muschelschale, aber fein poliert und geschliffen. Die Rune wirkte wie eingegraben. »Es ist ein K«, sagte er.
    Cal nahm sie ihm aus der Hand. »Es ist eine Geldmünze, und man nennt sie bonta; sie ist einen halben Fisch wert. Der Rat der Häuser in Kendra-im-Delta hat beschlossen, daß innerhalb der Stadtgrenzen jeglicher Kauf und Verkauf nur mit diesen Münzen getätigt werden darf. Sie fertigen sie dort in der Stadt an. Die Kaufleute müssen an den Stadttoren anhalten und ihr Silber und Kupfer gegen diese Münzen eintauschen, bevor sie ihre Waren auf die Märkte bringen dürfen. Wenn sie dann weiterziehen, geben sie sie zurück und bekommen dafür wieder Münzen aus Metall. An allen Toren stehen die Tische der Geldwechsler. Überwacht werden sie von der Sul-Familie.«
    »Laß mich mal sehen!« sagte Arillard und beugte sich vor, um die Münze zu begutachten. Er reichte sie Cal zurück und sagte: »Dabei werden der Sul-Familie ein paar schöne Schuppen an den Fingern kleben bleiben. Die nehmen sicher Prozente von jeder Münze, die sie wechseln.«
    »Was bedeutet bonta?« fragte Elli.
    »Muschel«, riet Cal.
    »Bein«, sagte Kerris.
    Cal schaute sehr selbstzufrieden drein. Er holte etwas aus seiner Tasche. Es klirrte, dumpfer als das Geräusch von Silber oder Kupfer. Es war eine Schnur mit vier dieser Muschelmünzen daran. »So trägt man sie in Kendra-im-Delta.«
    »Hast du die alle gewonnen?« fragte Elli. »Du sollst dich was schämen, Cal! Was für eine miese Art, sich für Gastfreundschaft zu bedanken, ist das denn?«
    »Darf ich mal sehen?« fragte Kel. Calwin brachte ihm die Münzschnur. Er schob sie hin und her, reichte sie Cal zurück und lächelte glucksend. »Es würde mich nicht erstaunen«, sagte er, »wenn du das nächstemal beim Spielen die hübschen Dinger da wieder verlierst. In Elath gibt es Leute, die können deine Würfel dazu bringen, daß sie Kurven fliegen. Vergiß nicht, hier ist die Hexenstadt!«
    Cal fädelte die lose Muschel zu den anderen und stopfte die Schnur in die Tasche zurück. Er schaute mißvergnügt aus.
    Elli beugte sich vor. Sie legte Cal die Hand aufs Knie. »Steck das Spielzeug nicht fort«, sagte sie mit süßer

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