Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
ganzen Mut zusammen, kroch unter dem Tisch hervor und stürzte zur Tür zurück. Aber die war jetzt verschlossen, und wie sehr sie sich auch konzentrierte, sie war nicht zu bewegen. Wer konnte sich schon bei diesem Banshee -Geheul konzentrieren?
    Die Stimme plärrte eine neue Warnung: »SOFORT
    GEGENMASSNAHMEN EINLEITEN! STUFE VIER ERREICHT.«
    Immer und immer wieder.
    Luz drückte sich an die verschlossene Tür. Der Raum wurde von Minute zu Minute kälter, und auch ihre Körpertemperatur sank.
    Warum kam denn niemand, um sie zu retten? Sie schrie und trommelte gegen die Tür. Plötzlich ein Knall. Luz fuhr herum und starr vor Schrecken sah sie, wie sich in dem Gitterschirm ein gespenstischer Matrixstein bildete. Bei jedem Atemzug von ihr nahm er konkretere Gestalt an. In seinen azurblauen Facetten brachen sich goldene Strahlen. Sie fror entsetzlich, aber ihre Kleider lagen auf der anderen Seite des Raums. Sie konnte sich vor Angst nicht rühren.
    Der Schirm richtete sich auf und drehte sich langsam zu ihr. Was war das? Luz hätte schwören können, in dem Kaleidoskop aus Blau ein Gesicht zu erkennen. Ein gierig grinsendes Gesicht! Licht flammte auf und züngelte in ihre Richtung, schwach reflektiert von ihrem eigenen Sternenstein, den sie in einem kleinen Beutel aus Seide um den Hals trug. Sie spürte, wie der gefräßige Blick sie verschlingen wollte; ihr blieb noch Zeit für einen letzten, mentalen Hilfeschrei – dann zog die Matrixenergie sie in den Stein hinein.
    Der
    Schrei
    erstarb.
    Die
    Stimme
    verkündete:
    »GEGENMASSNAHME DURCHGEFÜHRT. ZURÜCK ZU STUFE
    EINS.« Der Lichtstreifen an der Wand wurde schwächer und verlöschte dann ganz. Die Kälte löste sich auf und die Wärme kehrte wieder. Von dem Eindringling blieben nur ein paar schmutzige Kleidungsstücke neben einem Tisch zurück.
    Am Morgen nach dem Mittsommerfest herrschte Katerstimmung.
    Nur wer unbedingt mußte, wie die Dienerschaft, stand auf. So dauerte es mehrere Tage, bis man Luz Valeron Verschwinden bemerkte. Die gesamte Burg wurde nach ihr abgesucht. Zwar fand man in einem unbenutzten Lagerraum die sterblichen Überreste von Lord Fergus’ Lieblingshund, aber von dem kleinen, rothaarigen Mädchen fehlte auch weiterhin jede Spur. Man dehnte die Suche auf die Stadt und schließlich auf die gesamte Umgebung aus, aber auch das blieb erfolglos. Ihr Vater kam sofort nach Thendara angereist. Er war bestürzt und aufgebracht, daß seinem ältesten Kind so etwas zustoßen konnte. Zumindest war sie nicht tot, so viel stand fest. Ihr Sternenstein wurde von den Überwachungsschirmen des Turms nach wie vor registriert. Das bedeutete auch, daß sie sich irgendwo innerhalb der Burg aufhalten mußte. Aber wo genau, konnte keiner sagen.
    Jeder nahm an, daß es ein Trick war, ein Streich, den sich Luz ausgedacht hatte. Ihre Kameraden, die normalerweise mit ihr unter einer Decke steckten, wurden verhört, bis sie in Tränen ausbrachen, aber auch sie hatten keine Ahnung, wo Luz sein könnte. Schließlich gab man die Suche auf, und ihr Vater kehrte nach Valeron zurück.
    Sie würde schon wieder auftauchen, wenn sie es für richtig halten würde, und keinen Tag früher.
    Es waren bereits mehrere Monate seit ihrem Verschwinden vergangen, als sich ein mächtiger Wintersturm nördlich von Thendara anbahnte. Von den Schirmen konnten die Arbeiter im Turm ablesen, daß ein Schneesturm von solchem Ausmaß die ganze Stadt und ihre Umgebung lahmlegen würde. Alizias Gruppe versammelte sich im Nordturm. Unter der Leitung der Bewahrerin Alaynna wollten sie versuchen, den Sturm nach Osten in die kaum besiedelten Alton-Berge umzuleiten.
    Sie begannen ihre Arbeit an einem der kleineren Matrixschirme, einem geflochtenen Holzgestell mit einem kleinen, etwa handgroßen Sternenstein. Als Überwacher bemerkte Izak Ardais die Kälte als erster. Er erkannte, daß der blaue Stein die Wärme im Raum ganz allmählich in sich aufsaugte und an den Kräften aller Anwesenden zehrte. Sein Atem kondensierte, als er versuchte, Kontakt mit dem Stein aufzunehmen. Jeder in seiner Gruppe befand sich in tiefem Rapport mit dem Stein; ihre Geistwesen rangen in der Überwelt mit dem Sturm. Eiseskälte durchfuhr Izak. Er mußte hilflos mitansehen, wie der Sternenstein gefror, einen Riß bekam und dann in tausend Stücke zersprang. Ein scharfkantiger Splitter ritzte ihm die Wange auf.
    Die Kälte ließ allmählich nach. In diesem Moment hätte Izak schwören können, er habe ein kleines Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher