Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
auf Rylls Kosten geschehen müßte.
    Darian schenkte sich noch ein Glas Wein ein. Es überraschte ihn, daß die Wände keineswegs so festgefügt und lotrecht erschienen. Er versuchte aufzustehen, aber der Boden schwankte und seine Beine ließen ihn im Stich. Ryll beugte sich über ihn, und in seinem Gesicht war so wenig zu lesen wie in seinen verbarrikadierten Gedanken.
    Das Zimmer begann sich vor Darians Augen zu drehen, dann wurde es dunkel.
    Ridenow wußte, daß es Ryll unglücklich machte, in Pflege gegeben zu werden. Dennoch war er erstaunt, daß der Junge sich jetzt aufs Lügen verlegte.
    »Ich bin nicht Ryll; ich bin Darian. Könnt Ihr das nicht erkennen?«
    Ist Ryll wirklich so dumm zu glauben, er könne mich ohne Darians Armband derart täuschen? Ich mag vielleicht kopfblind sein, aber ich habe immer noch Augen, um zu sehen. Er will sicherlich nur ausnützen, daß sein Bruder heute nachmittag in die Berge ausgeritten ist.
    Mit Hilfe mehrerer Diener zwang Ridenow seinen Sohn aus dem Haus.
    Dort werde ich auf keinen Fall bleiben, beschloß Darian auf dem Weg nach Syrtis. Ich werde fortlaufen, werde ein Geächteter. Und wenn es sein muß, werde ich mein Geburtsrecht mit Gewalt wiedererlangen. Solche Gedanken waren nicht einmal so weit hergeholt. Es gab zahlreiche Legenden über Söhne, die etwas Vergleichbares getan hatten. Aber Darians Entschluß geriet bereits am ersten Tag in Syrtis ins Wanken, als der König ihn in seine Privatgemächer bat. König Ridenow hatte Darian oft genug in ähnlicher Weise zu sich berufen, um ihn in Fragen der Führung und Verteidigung der Ländereien, die er eines Tages erben sollte, zu unterweisen.
    Syrtis begrüßte Darian mit einem Lächeln. »Wie war die Reise?«
    erkundigte er sich.
    Darian wollte gereizt erwidern, besann sich aber eines Besseren.

    Wenn er wirklich davonlaufen wollte, würde es seine Flucht nur erschweren, wenn er sich störrisch und unglücklich zeigte. »Danke, sehr angenehm. Das Wetter war gut und der Wind stand günstig.«
    »Ich freue mich, daß du bei uns bleiben wirst«, meinte Syrtis. »Du weißt vermutlich, daß ich selber keine Söhne habe.«
    Und mein Vater hat genau einen Sohn zu viel, dachte Darian verbittert, unterdrückte aber den Gedanken sofort. König Syrtis war nicht kopfblind; anders als sein Vater konnte er Gedanken lesen.
    Aber der König schien nichts bemerkt zu haben. »Wenn du irgend etwas brauchst, dann laß es mich bitte wissen. Du bist mir in meinem Haus willkommen.«
    König Syrtis’ Güte verunsicherte Darian. Sein eigener Vater hatte sich ihm gegenüber zwar nie so grausam wie zu Ryll gezeigt, war aber stets kühl und sachlich geblieben. Ich werde wohl doch ein wenig hier bleiben. Später wird noch genug Zeit sein, mein Geburtsrecht zu beanspruchen.
    Seine wahre Identität behielt er aber für sich. Sein Vater hatte sich geduldig gezeigt, weil er Darian, der Erstgeborene, war. Wenn Syrtis freundlich zu ihm war, weil er ihn für Ryll hielt, sollte es ihm nur recht sein.
    Ganz gegen seine Erwartung fühlte sich Darian in Syrtis wohl. Der König behandelte ihn, als ob er zur Familie gehörte. Sein Vater hatte ihm dagegen immer das Gefühl vermittelt, im Weg zu sein, selbst wenn er sich im entlegensten Winkel der Ridenow-Burg verkroch.
    Darian durfte ungehindert Burg Syrtis und die Umgebung erkunden. In den Ausläufern der Kilghard-Berge fand er einen Felsvorsprung, von dem aus er zu den Ridenowschen Besitzungen hinüberschauen konnte. Hier konnte es geschehen, daß er König Syrtis’ wohlwollende und verständnisvolle Art vergaß und es zuließ, daß der alte Zorn wieder in ihm aufstieg. Wenn er so nach Ridenow blickte, fragte er sich, ob sein Vater nun Ryll in Ackeranbau und Verwaltung der Domäne unterrichtete, ohne die Veränderung zu bemerken.

    Darian wollte es herausfinden. Er lehnte sich an den Fels zurück und schloß die Augen. Sein Geist löste sich von seinem Körper und flog nach Hause.
    Ryll saß auf der Bettkante – auf Darians Bett! – und reinigte sein Schwert. Überrascht sah er auf, als er Darians Anwesenheit bemerkte. Und einen Augenblick lang schien es so, als ob er aufstehen und seinen Bruder umarmen wolle. Dann aber schreckte er zurück.
    »Was willst du hier?« fragte er mit versteinerter Miene.
    »Das ist mein Zimmer«, entgegnete Darian. »Oder hast du das schon vergessen?«
    »Es hilft dir wenig, hier herumzugeistern. Deswegen wirst du noch lange nicht zurückkehren können.«
    »Quält dich denn dein

Weitere Kostenlose Bücher