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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und Süßigkeiten aus Kireseth -
    Honig versorgt. Diese sammelte Luz jetzt zusammen und verstaute sie in ihrer Arbeitsschürze. Dann zog sie einen Wollschlüpfer und Strümpfe an, darüber mehrere dicke Pullover und einen sauberen Rock. Sie streifte die weichen Lederstiefel wieder über und entschied sich schließlich noch für einen dicken Wollschal, den sie um die Schultern schlang und verknotete. Mit der Schürze unter dem Arm verschwand sie in der Öffnung. Dort drückte sie auf den Knauf und stellte mit wachsender Befriedigung fest, wie sich die Geheimtür hinter ihr schloß. Das sollte ihnen eine Lehre sein!
    Der Tunnel führte abwärts und erstreckte sich über mehr als zweihundert Schritte. Luz zählte sie. Die Luft war feucht und modrig. Schließlich stieß sie auf eine blanke Metallwand, die sich nahtlos an den Fels des Tunnels fügte. Der Boden verbreitete eine Kälte, die Luz selbst durch die Stiefel noch spüren konnte, aber die Wand fühlte sich warm an. Sie ließ beide Hände über die Oberfläche gleiten, konnte aber keinen Griff oder Knauf entdecken. Dann erinnerte sie sich daran, was Dom Caleb über den Gebrauch des Laran gesagt hatte. Luz atmete tief durch und beruhigte ihre Gedanken.
    Sie war begabt, daran konnte kein Zweifel bestehen. Also konzentrierte sie sich auf die Wand, der sie ihren Willen aufzwingen wollte. Nochmals glitten ihre Hände über das glatte, warme Metall, das ihr jetzt lebendig erschien. Insbesondere eine Stelle, die sich rechts von ihr, etwa in Hüfthöhe befand. Luz war Linkshänderin, und so bereitete es ihr einige Schwierigkeiten, mit der rechten Hand danach zu suchen. Sie lenkte alle ihre Gedanken, ihr gesamtes Laran auf diese eine Stelle. Öffne dich! Luz spürte, wie es unter ihren Fingerspitzen mehrmals klickte; dann glitt die Wand nach oben und verschwand in der Decke.
    Sie trat hindurch. Ihr Glühlicht flackerte, wurde schwächer und verlöschte dann ganz. Luz schreckte zurück, sah dann aber verzückt, wie an der Oberkante der Wände Lichtstreifen erschienen.
    Dazu hörte sie einen sanften Glockenschlag – ein, zwei, dreimal.
    Sie stand am Rand eines großen, kreisförmigen Raums. Zweifellos ein Labor des Turms, wenn auch gänzlich verschieden von den anderen. In diesem Raum gab es mehr Metall, als sie je gesehen hatte. Stühle, Bänke, Tische und die Gitterschirme – alles aus Metall.
    Vor Freude lachend klatschte sie in die Hände.
    Und es war warm. Angenehm warm. Nach den vielen Langwochen voller Schnee und Kälte tat die Wärme besonders gut.
    Sie zog Pullover, Wollschlüpfer und Strümpfe aus, und mit nichts weiter als ihrem dünnen Hemdchen und dem Rock bekleidet tanzte sie barfuß im Zimmer umher. Dann fand Luz heraus, daß die Stühle Rollen besaßen und sich drehen ließen, und so wirbelte sie herum, bis ihr davon schwindlig wurde.
    Die Matrixgitter waren riesig, aber leer. Luz konnte sich auch kaum einen Sternenstein vorstellen, der dafür groß genug wäre. Die Energie, die sich damit erzeugen ließe, wäre nicht auszudenken. In jedes Pult war eine glatte, glänzende Schreibtafel eingearbeitet, und an einer dünnen Kette hing der dazugehörige Stift. Sie wickelte das Kettchen um ihr Handgelenk. Was für ein hübsches Armband das abgeben würde, dachte sie. Dann kritzelte sie mit dem Stift auf der Tafel und fand heraus, wie man damit schreiben konnte. Sie setzte sich hin und buchstabierte sorgfältig, wenn auch etwas ungelenk, ihren Namen: Soviel war immerhin von Calebs Unterricht hängengeblieben.
    Ein lautes, schrilles Klingelzeichen setzte ein und ließ Luz auffahren. An der Wand links von ihr leuchtete ein Feld auf, und eine Stimme wiederholte fortlaufend: »ALARM! EINDRINGLING!
    UNBEKANNTER ZUGRIFF! ALARM! EINDRINGLING!« In dem Lichtstreifen huschten Buchstaben von links nach rechts.
    Rein äußerlich erschien Luz den meisten Erwachsenen als ziemlich dreistes Kind, das nicht so leicht zu erschrecken war. Dabei wußte sie durchaus, wie es war, wenn man sich fürchtete. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich oft genug in den Schlaf geweint. Aber diese Form der Angst, die einem die Kehle zuschnürte, war selbst ihr neu. Sie wollte schreien, kämpfte aber dagegen an.

    Nur ein klägliches Winseln war zu hören. Sie verkroch sich unter einem der Tische und hielt sich beide Ohren zu. Diese Stimme, woher sie auch immer kam, schien ihr mitten ins Gehirn zu fahren.
    Es wollte kein Ende nehmen, bis Luz glaubte, jetzt müsse sie schreien. Sie nahm ihren

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