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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Diplomchemiker gibt. Die Fähigkeit, einen druckreifen englischen Satz zu Papier zu bringen, scheint hingegen immer seltener zu werden. Ja, ja, die lieben Computer …
    Darian und Ryll liefen nebeneinander durch die Felder, sprachen aber nicht, ja selbst ihre Gedanken hielten sie voreinander verschlossen. Gemeinsam war ihnen die leicht schlurfende Gangart, und im Gleichschritt berührten ihre Füße die weiche Erde.
    Als die Sonne die ersten Strahlen über den Bergrücken sandte, unterbrach Darian das Schweigen. »Es tut mir leid, Bruder.«
    Ryll schaute nicht auf. »Du kannst ja nichts dafür. Eigentlich sollte ich ja froh sein fortzukommen.«
    »Bist du aber nicht, stimmt’s.«
    »Nein. Ich habe immer noch gehofft, Vater würde mich auch etwas liebhaben.«

    »Mich würde er auch wegschicken, wenn er könnte.«
    »Ich weiß«, sagte Ryll und blickte neidisch auf das Kupferarmband an Darians Handgelenk.
    »Cherillys Gesetz besagt, daß nur Sternensteine Unikate sind«, hatte die Amme Maura König Ridenow vor zwölf Jahren erklärt. »Alles andere, sei es nun Mensch, Tier oder Pflanze, besitzt irgendwo ein genaues Duplikat. Und nur in den seltensten Fällen ist dieses Duplikat ein Zwilling. Selbst zwischen Zwillingen bestehen normalerweise geringfügige Unterschiede.«
    Der König schaute sie ungeduldig an. »Ja, ja, das begreife ich schon. Aber wer von den beiden wurde zuerst geboren?«
    »Dieser hier kam zuerst zur Welt«, sagte Maura und hob einen der beiden Säuglinge hoch. Ein dünnes Kupferkettchen hing lose an seinem Handgelenk. »Aber sicherlich haben beide gleichzeitig das Bewußtsein erlangt.«
    Der König betrachtete das kleine, rote Baby in Mauras Arm, dessen Bruder noch auf dem Wickeltisch lag. Die meisten Männer wären hocherfreut gewesen; seine Frau hatte ihm nicht einen, sondern zwei Söhne geschenkt. Sie war allerdings bei der Geburt gestorben, und diesen Preis war König Ridenow, im Gegensatz zu den meisten Männern, nicht einfach so bereit zu zahlen.
    »Diese Kette – damit soll ich sie auseinanderhalten?«
    »Jawohl, damit und …« Maura unterbrach sich. Ridenow war kopfblind. Die Gedanken seiner Kinder würden ihm immer verschlossen bleiben.
    »Und was noch?«
    »Ach, nichts. Das Armband muß genügen.«
    »Also gut. Haltet mir die Kinder vom Leib und seht zu, daß sie keinen Ärger machen.« Ohne die Säuglinge eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ er den Raum.
    Von Anfang an war die Ähnlichkeit zwischen beiden Knaben unheimlich. Sie lachten über die gleichen Witze, langten im selben Augenblick nach dem selben Stück Brot, gaben auf Fragen gleichzeitig identische Antworten.
    Nur für König Ridenow bestand ein Unterschied. Wurde bei Tisch ein Glas Wein umgestoßen, schaute er immer erst nach dem Kupferarmband, bevor er reagierte. Bei Darian ließ er es bei ein paar ermahnenden Worten bewenden, aber war Ryll der Schuldige, wurde er vom Tisch verwiesen und obendrein höchstwahrscheinlich geschlagen. Zwar liebte Ridenow Darian auch nicht mehr als Ryll, aber im Fall des älteren Zwillings brachte er mehr Geduld auf.
    Schließlich würde er eines Tages die Domäne führen und mußte darauf sorgfältig vorbereitet werden.
    Am liebsten hätte Ridenow Ryll sofort in Pflege gegeben, sobald dieser laufen konnte. Aber der König hatte es sich mit den meisten anderen Adelsfamilien verdorben, und die Spannungen zwischen ihm und Syrtis ließen erst leicht nach, als die Zwillinge bereits zwölf waren. Ridenow ergriff sogleich die Gelegenheit und arrangierte, Ryll nach Syrtis zu schicken.
    »Schau nicht so finster drein«, fuhr König Ridenow Ryll an, als die Zwillinge von ihrem Spaziergang zurückkehrten. Daß Darians nachdenkliche und traurige Miene Rylls Gesichtsausdruck wiederspiegelte, entging dem König.
    Ryll rannte verärgert davon. Ich wünschte, ich wäre der Erstgeborene.
    Ich wünschte, ich hätte die Kupferkette an meinem Handgelenk. Ich wünschte … Ein furchtbarer Gedanke stieg in ihm auf. Er verlangsamte seinen Schritt und ging jetzt sehr bedächtig zur Küche.
    Darian musterte beim Mittagessen seinen Zwillingsbruder eindringlich. Ryll hatte sich schon den ganzen Tag hinter seinen Gedankenbarrieren verschanzt. Ich kann es ihm noch nicht einmal übel nehmen. Es ist einfach ungerecht. Wir sind uns doch so ähnlich, Ryll und ich. Obwohl ich es nicht so ruhig hinnehmen würde. Wäre ich an seiner Stelle, ich würde schon dafür sorgen, daß man mich nicht wegschickt.
    Selbst wenn es

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