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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dauern, bis sie erkennt, daß die Ausbildung im Turm das beste ist, was ihr passieren konnte, aber eines Tages wird sie sehr froh darüber sein.«
    »Dieser Tag kann nicht früh genug kommen, wenn du mich fragst.
    Erst gestern mußte ich feststellen, daß mir jemand Sand in alle Stiefel gefüllt hat. Wer könnte das wohl wieder gewesen sein?«
    »Tja, wer wohl?« kicherte Alizia. »Aber hast du nicht irgendwas von eine Erfrischung gesagt?«
    Luz knallte die Zimmertür zu. Dann trommelte sie mit beiden Fäusten dagegen.
    Es war so ungerecht, tobte sie innerlich, einfach nur ungerecht. Sie streifte ihre Hausstiefel ab und ließ sie, so fest sie nur konnte, durchs Zimmer segeln. Das Mittsommerfest zu verpassen, schmerzte weitaus mehr als die paar Hiebe. Seit Wochen hatte sie sich darauf gefreut. Ihr Festkleid lag fein säuberlich auf dem Stuhl. Zornig knüllte sie es zusammen und stopfte das Bündel unters Bett. Es war so ungerecht!
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Sie warf sich auf das Bett und schluchzte ihren Zorn und ihre Verzweiflung in die Kissen. Wenn Mutter noch leben würde, müßte ich nicht in diesem blöden Turm sein. Ich könnte zu Hause sein, wo sie mich alle lieb haben.
    Bei der Erinnerung an ihre Mutter mußte sie auch gleich an ihren Vater denken. Soll er doch in Zandrus kältester Hölle bibbern. Verdient hat er es jedenfalls. Keine sechs Monate hat er nach Moms Tod gewartet und diese dämliche Alton-Ziege geheiratet. Und die hatte nichts Besseres zu tun als mich hierher zu schicken. Und jetzt kann ich nicht aufs Fest gehen!
    Sie mußte einfach etwas an die Wand knallen, um sich abzureagieren. Sie sah sich nach etwas Passendem um, und dabei fiel ihr Blick auf einen glatten, runden Stein, den Vater ihr beim Abschied von Valeron geschenkt hatte. »So wirst du immer ein Stück deiner Heimat bei dir haben«, hatte er zärtlich erklärt. Jetzt schloß sich ihre Hand fest um dieses Stück Heimat, und mit aller Kraft schleuderte Luz es in Richtung Kamin.
    Es krachte gehörig, wie Luz zufrieden feststellte. Dann aber folgte ein Knarren und Quietschen, und Luz sah überrascht, wie die linke Seite des Kaminverkleidung zurückglitt und einen dunklen Spalt freigab.
    Ihr Zimmer befand sich wie die aller anderen Zöglinge im ältesten und kältesten Teil der Burg. Luz hatte mehrere Langwochen gebraucht, um sich nach der trockenen Hitze von Valeron an Schnee und Kälte in Thendara zu gewöhnen. Und diese winzige, feuchte Kammer war natürlich nicht mit ihrem weiten und luftigen Zimmer zu Hause zu vergleichen. Auch das kreidete sie denen an, die sie hierher geschickt hatten. Immerhin besaß der Raum einen Kamin, der eine ganze Wandbreite einnahm. Die Kamineinfassung bestand aus einem weißlich schimmernden Stein; das reiche Schnitzwerk wies verschlungene Pflanzen- und Tiermotive auf.
    Luz rutschte vom Bett und schlich zur Feuerstelle hinüber. Ihr Stein war auf eine merkwürdige Schnitzerei geprallt, die ein rundrückiges Tier darstellte, das Luz nicht kannte. Sie hatte die Schnitzereien zuvor noch nie eingehend betrachtet. Jetzt berührte sie dieses Tier und drückte. Nichts rührte sich. Sie versuchte es noch einmal, drückte stärker, und diesmal bewegte sich die Schnitzerei.
    Gleichzeitig schloß sich die Kaminwand. Luz drückte erneut, und die Wand öffnete sich.
    Sie kauerte sich auf dem Boden nieder, umschlang mit beiden Armen ihre Beine und ließ ihr Kinn auf den Knien ruhen. Eine Geheimtür! Und dahinter vielleicht ein Geheimgang zu einem Versteck, wo sie niemand finden könnte. Das würde ihnen recht geschehen. Diese Aufregung, wenn sie spurlos verschwunden wäre.
    Wahrscheinlich würde sie ihr Vater wieder von der Turmschule nehmen, wenn man nicht besser auf sie aufpassen könnte. Sie würde es allen noch zeigen.
    Luz steckte ihren Kopf in die dunkle Öffnung und beschwor mit ihren Laran -Kräften ein Glühlicht. Das gehörte zu den einfachsten Übungen, die man ihr hier beigebracht hatte. Im orangenen Schein des Lichtes konnte sie erkennen, daß sich hinter der Öffnung eine Art Tunnel zwischen den Wänden erstreckte. Im Innern befand sich ein weiterer Knauf, den sie jetzt betätigte. Er öffnete und verschloß die Geheimtür von innen. Sie duckte sich und sprang zurück ins Zimmer. Dabei grinste sie über das ganze Gesicht.
    Daß man sie ohne Abendessen aufs Zimmer geschickt hatte, war weiter nicht tragisch. Die angehenden Turmschüler wurden ausreichend mit Früchten, Nüssen

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