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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gewissen überhaupt nicht, daß du mich verdrängt und meinen Platz eingenommen hast?«
    »Nein, denn ich weiß, daß Du genauso gehandelt hättest.«
    Darian holte aus, wollte seinem Bruder dafür ins Gesicht schlagen, mußte aber erkennen, daß dies bei der rein geistigen Anwesenheit nicht möglich war. Ryll erhob sich vom Bett.
    »Verschwinde aus meinem Zimmer!« Er versuchte, seine Stimme ruhig zu halten, aber seine Gesichtsfarbe verriet die innere Erregung. Darian erwiderte den Blick herausfordernd; er schäumte vor Wut. Vielleicht hätte er sich nicht so sehr von seinen Emotionen leiten lassen sollen, sagte er sich später. Hätte er einen klaren Kopf behalten, hätte er womöglich erkennen können, daß Ryll ihm nur etwas anhaben konnte, wenn er sich schwach zeigte. So aber stieß Ryll Darian aus der Zimmertür. Und da Darian das Imaginäre der Situation vergaß, stürzte er tatsächlich – zunächst zurück in seinen Körper und dann real von dem Felsvorsprung herab. Er spürte noch, wie sein Körper auf dem Fels aufschlug; dann wurde alles schwarz vor seinen Augen.
    Darian wußte nicht, wie lange er bewußtlos dagelegen hatte.

    Fieberträume schüttelten ihn immer wieder – quälende Bilder vom Fallen, von zersplitternden Knochen und von einer Hand, die versuchte, die Knochen wieder zusammenzufügen. Auch deren Dauer konnte er nicht einschätzen. Er wußte nur, daß König Syrtis mit besorgter Miene auf ihn herabblickte, als er endlich erwachte.
    »Wie geht es dir?« erkundigte sich der König.
    »Mein Bein schmerzt.«
    »Ich weiß. Der Laranzu meint, daß die Splitterfraktur derart kompliziert war, daß er sie wahrscheinlich nicht völlig heilen konnte. Du wirst wieder gehen können, aber ein leichtes Hinken wird wohl zurückbleiben. Und du wirst nie mehr richtig laufen können.«
    Darian zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr wollt sicherlich wissen, wie das passiert konnte.«
    »Ich weiß, wie es passiert ist«, erwiderte Syrtis. Darian fuhr erschrocken hoch, und zuckte vor Schmerzen zusammen, als er die Streckgewichte an seinem Bein spürte.
    Syrtis bettete ihn wieder behutsam auf das Krankenlager. »Deine Barrieren waren gesenkt, als du im Delirium lagst«, erklärte der König.
    »Dann wißt Ihr auch, daß – «
    »Jawohl.«
    »Seid Ihr mir sehr böse?«
    »Weshalb sollte ich dir böse sein?«
    »Weil ich Euch getäuscht habe. Ich bin nicht der, für den Ihr mich gehalten habt.«
    Syrtis wollte lachen, beherrschte sich aber, als er sah, wie ernst es Darian war.
    »Ich schätze dich um deiner selbst willen, nicht wegen deines Namens. Begreifst du denn nicht, daß ich dich wie einen Sohn liebe?
    Oder bist du zu sehr damit beschäftigt, dein Geburtsrecht wiederzuerlangen, um das erkennen zu können?«
    Darian schaute ihn verwundert an.

    »Ich wollte es dir eigentlich erst später sagen, wollte Dir noch Zeit lassen, bis du gelernt hast, mich zu lieben, so wie ich dich liebe.«
    »Aber ich liebe Euch, Pflegevater.«
    »Nenne mich bitte Vater.«
    »Vater!«
    »Darian Ridenow, möchtest du mein Sohn und Erbe sein?«
    »Erbe? Erbe von Syrtis?« König Ridenow tobte. Ryll trat humpelnd an die Seite seines Vaters – er hatte sich die Verwundung vor einigen Wochen bei einer Messerstecherei mit einem Jungen aus der Dienerschaft zugezogen, und die Wunde war nie ganz richtig verheilt – und las die Botschaft. Er nickte zustimmend: Es war ungeheuerlich. Gleichzeitig war er aber auch erleichtert. Dann habe ich meinen Bruder also doch nicht um sein Erbe gebracht.
    Aber davon erfuhr Ridenow, wie immer kopfblind, nichts. Er wütete weiter. »Er ist mein Sohn. Wenn Syrtis an ihn fallen soll, muß es erst einmal mir gehören.«
    Was regt er sich so auf? Er braucht seinen zweiten Sohn nach der Pflegschaft nicht wieder aufzunehmen. Das war es doch, was er immer wollte.
    »Das ist eine Beleidigung, die ich nicht hinnehmen werde. Ich erkläre Syrtis den Krieg.« Ridenow hatte sich derart in Rage geredet, daß er erst einmal tief Luft holen mußte. Dann wandte er sich, jetzt ganz ruhig, an seinen Sohn. »Schon in einer Langwoche wirst du an meiner Seite in die Schlacht reiten.«
    Ryll nickte gehorsam und war froh, daß sein Vater seine Gedanken nicht lesen konnte.
    Darian befand sich auf dem Beobachtungsturm der Burg. »Männer mit Ridenows Standarten«, verkündete er.
    »Dann werden wir deine Verwandten selbstverständlich gebührend empfangen.« Syrtis hatte wie immer freundlich gesprochen, aber sein eisiger Blick ließ

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