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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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älteste vielleicht um die zwölf war, weinten ununterbrochen und sagten, sie wollten nach Hause. Als man sie fragte, wo das denn sei, zuckten sie nur mit den Achseln. Auf dem Marktplatz wurden Bilder der Kinder ausgehängt, aber niemand konnte sie identifizieren. Eines Nachts gelang es ihnen dann, das Gitter eines Luftschachts herauszureißen und zu entfliehen. Offizier Grey schaute immer finsterer drein, und es war ein ausgesprochener Zufall, wenn man ihn an seinem Schreibtisch vorfand; stattdessen sah man ihn jetzt immer häufiger, wie er in Begleitung von ein oder zwei Untergebenen die engen Straßen und Gassen selbst durchstreifte.
    Der nächste Tag brachte schwere Regenfälle, die den Dreck aus den Rinnsteinen in die Brunnen spülten und diese verseuchten, so daß terranische Tankzüge erneut die Wasserversorgung in der Stadt übernehmen mußten. Wiederum einen Tag später wurde ein städtischer Polizist, der versucht hatte, einen Taschendieb zu fangen, auf einer Trage zurückgebracht.
    »Keine Spuren äußerer Gewalt«, sagte Grey, als er den Vorfall Lord Regis berichtete. »Nur die Verletzung am Hinterkopf, die er sich aber beim Sturz zugezogen hat. Die Ärzte diagnostizieren Katatonie – «
    »Diese Bezeichnung sagt mir nichts«, unterbrach Regis ihn.
    »Kein Wunder. Das Wort stammt aus dem Griechischen und besagt so viel wie ›er hat sich in seinen Schädel verkrochen und den Schlüssel fortgeworfen‹. Er liegt in seinem Bett, spricht nicht, rührt sich nicht. Das ist wohl oft die Folgeerscheinung eines Schocks. Ich dachte mir, daß vielleicht einige Ihrer Leute ihn sich mal ansehen –vielleicht könnte man so wenigstens feststellen, was den Schock ausgelöst hat.« Der Chef des terranischen Sicherheitsdienstes fühlte sich etwas unbehaglich. Er war so sehr gewohnt, Befehle zu erteilen, daß es ihm schwer fiel, selbst um einen Gefallen zu bitten. Aber Regis beruhigte ihn. »Wir werden unverzüglich kommen.«
    Lord Regis erschien höchstpersönlich in der Krankenstation, begleitet von seiner Verlobten und deren Großmutter. Ihre Fingerspitzen berührten sich leicht, als sie zusammen am Bett des bewußtlosen Mannes standen, der wie eine kleine, geschlossene Blüte zwischen verdörrten Blättern dalag.
    »Er ist sehr weit weg«, sagte Desideria schließlich mehr zu sich selbst als zu Grey. »Ich glaube nicht …« Sie versicherte sich mit einem Blick bei Linnea und Regis, bevor sie weitersprach. »Ich glaube nicht, daß wir hier etwas für ihn tun können. Dieses Zimmer ist viel zu klein. Und die meisten unserer Leute sträuben sich dagegen, hierher zu kommen. Könnten Sie ihn nicht auf die Burg bringen? Vielleicht schon morgen?«
    »Wann immer es Ihnen recht ist«, entgegnete Grey. Sie ließen ihn allein am Krankenlager zurück; er trommelte mit zwei Fingern einen ungleichmäßigen Rhythmus gegen die Wand. Auf dem Heimweg zur Burg sprachen die Darkovaner über die Verdienste des Sicherheitsoffiziers, der ihnen während der letzten Unruhen so oft geholfen hatte. Und sie überlegten, wie sie ihm seine Arbeit erleichtern könnten. Seinen verunglückten Untergebenen erwähnten sie dagegen mit keinem Wort; dazu würde später noch genug Zeit sein.
    »Es tut mit leid«, meinte Lord Regis. »Ein Heim für obdachlose Kinder ist eine ausgezeichnete Idee, und ich möchte Pater Yoshida in jeder mir möglichen Hinsicht helfen. Sie haben auch recht, daß der Besitz an die Krone fällt, wenn sich keine Erben melden. Aber selbst wenn wir mit Sicherheit davon ausgehen könnten, daß Branmac Adhil keine Erben hinterlassen hat, wäre es mir unmöglich, Terranern noch mehr darkovanisches Land zu übereignen. Die gegenwärtige Stimmungslage läßt das einfach nicht zu. Ich könnte es allenfalls Lady Marguerida überlassen, falls sie sich bereit erklärt, ein solches Projekt unter der Leitung terranischer Priester zu unterstützen. Eventuell kommen auch andere Darkovaner als nominelle Eigentümer in Frage, aber nicht Pater Yoshida. Zumindest jetzt nicht. Wie gesagt, es tut mir leid.«
    Marguerida spürte die Anwesenheit einer Person in ihrem Zimmer und erwachte. Ein Flüstern nur: Raquel n’ha Mhari kauerte neben ihrem Bett. »Bitte, wacht auf, vai leronis. Ich muß Euch etwas zeigen.«
    »Ich bin wach. Was willst du mir zeigen? Und wie spät ist es?«
    »Die dritte Wache ist halb vorüber. Ich muß Euch in die Stadt führen, bevor die Bäcker und Blumenverkäufer ihre Stände öffnen.
    Bitte, Domna, außer Euch kann ich

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