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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wachmann lag. Um ihn herum hatte sich ein Kreis von zehn Telepathen gebildet. Zwei von ihnen waren Chieri, und ein dritter saß in einem zweiten Kreis, der den ersten umgab und hauptsächlich aus Beobachtern oder, wie es die Terraner nannten, »der Reserve« bestand.

    In diesem zweiten Kreis saßen auch Marguerida und Raquel n’ha Mhari. Hätte jemand schlüssig beweisen können, daß die Krankheit des Wachmannes nichts damit zu tun hatte, was die beiden Frauen am Morgen herausgefunden hatten, Lord Regis hätte ihm die Worte mit Gold aufgewogen. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Hinter Marguerida saß ihr Friedsmann, der seine kalten blauen Augen wie immer überall hatte und sorgsam darauf achtete, daß nichts und niemand seiner geschworenen Herrin zu nahe kam. Am anderen Ende des Raumes, dort wo seit Generationen das Aldaran-Banner gehangen hatte (aber das hatte, wie gesagt, jetzt nichts mehr zu besagen), hockte Sicherheitsoffizier Grey wie ein Kyorebni in Lauerstellung und verfolgte die Szene aufmerksam.
    Weit weg, hatte Desideria gesagt. Sie hatte zwischen Grey und dem Kreis Platz genommen, schien aber den Beobachtern mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Kreis selbst. Beim Blickkontakt mit Grey lächelte sie.
    Der Kreis durchforschte jetzt die oberen Gehirnkammern des Mannes, wanderte durch sie wie auf einem schmalen Gebirgspfad, fand aber nichts. Regis hatte man zurückgelassen, da er nicht über die notwendige telepathische Ausbildung verfügte. Er streckte sich, und dabei fiel sein Blick auf einen Mann, der an der Tür saß. Seinen schweren Mantel hatte er auf den Stuhl neben sich abgelegt, so daß das schwarze Habit eines terranischen Klerikers sichtbar wurde –
    um uns nicht durch falschen Augenschein in die Irre zu führen, dachte Regis. Dieses Bemühen um Klarheit war vielleicht etwas übertrieben, da die meisten Anwesenden dem Priester ohnehin schon begegnet waren, aber man wußte es als Geste des guten Willens zu schätzen. Regis beschloß, bald selber mit ihm zu sprechen.
    Ein Mitglied des Kreises stöhnte plötzlich laut auf; das war kein überraschtes Schnappen nach Luft mehr, sondern ein verzweifeltes Ringen um Atem. Stille Beklommenheit machte sich im Raum breit.
    Wir müssen kurz unterbrechen, ordnete Marguerida an, und fuhr fort, während Desideria sich erhob, um Grey die Worte der Bewahrerin zu übermitteln. Wir haben etwas gefunden: einen Erinnerungsfetzen, oder vielmehr einen Befehl, der ihn gefangenhält und an das Dunkel kettet. Wenn wir ihn davon befreien, verlieren wir die Spur; wenn wir es nicht tun, werden wir ihn verlieren.
    Regis zuckte zusammen. Aus einer finsteren Ecke seiner Gedankenwelt, in die er sie verbannt hatte, grinste die tote Sharra ihn plötzlich heimtückisch an, um dann wieder im Dunkel zu versinken.
    Desideria sprach leise, und Grey starrte sie an, als ob ihr ein zweiter Kopf gewachsen wäre. »Sollte das eine Frage sein? Und ich soll entscheiden? Aber gewiß doch, ja, befreien Sie ihn. Bringen Sie ihn zurück.«
    Alle bereit zur Überwachung, kam der Befehl, und der Kreis schloß sich wieder. Dann ein Moment absoluter Stille, gefolgt von konvulsivischen Zuckungen des Terraners, der schließlich die Augen öffnete. Grey atmete erleichtert auf, und er war nicht der einzige im Raum, der dies tat. Man warf sich bedeutungsvolle Blicke zu. Ihr habt es also auch gesehen? Lebendig begraben. Ungeboren begraben! Regis hatte lediglich einen Augenblick lang eine alles erdrückende Hitze verspürt, die durch die Halle geströmt war, sich dann aber auflöste und nur einen üblen Nachgeschmack hinterließ.
    Marguerida bestätigte das mit einem Kopfnicken, als er sie fragend ansah.
    Der Kreis löste sich auf; Menschen und Chieri halfen sich gegenseitig beim Aufstehen und schüttelten ihre steifen Glieder aus.
    Der Terraner saß jetzt aufrecht, lockerte mit ein paar Grimassen seine erstarrten Gesichtszüge und massierte sich mit den Handknöcheln die Rückenmuskulatur.
    »Was ist passiert? Ich fühle mich wie gerädert. Und wie bin ich hierher gekommen?« Zwei terranische Sanitäter halfen ihm wieder auf die Beine und führten ihn hinaus.

    Sie trafen sich alle in Regis Gemächern wieder: Raquel und Marguerida, Sicherheitsoffizier Grey, aber auch Donald, der wie üblich ohne ausdrückliche Aufforderung Lady Marguerida gefolgt war, und Pater Yoshida, der in Begleitung von Grey erschienen war.
    »Ich kann sehr gut verstehen, daß Sie nicht noch mehr darkovanischen

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