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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Besitz veräußern wollen«, meinte der Priester.
    »Vielleicht ließe sich ja ein langfristiger Pachtvertrag abschließen, bei dem Sie die Rolle des Treuhänders übernehmen? Woran mir wirklich liegt, ist die Möglichkeit, den Kindern sofort ein Dach über dem Kopf zu bieten. Für den Verwaltungskram bleibt dann immer noch Zeit. Ich beherberge schon zwei in meinem Haus, und für mehr habe ich einfach keinen Platz.«
    »Name? Alter?« wollte Grey wissen, und Raquel fragte: »Wo haben Sie die Kinder gefunden?«
    »Anjali ist drei, soviel ich weiß, und sie kann sich an ihre Eltern nicht erinnern. Mikhail ist zehn. Ich habe sie von der Straße aufgelesen, wo sie bettelten. Was anderes blieb ihnen nicht übrig, denn zum Diebstahl waren sie zum Glück nicht geschickt genug.
    Mikhail stammt übrigens aus Ihrem Haus«, sagte Yoshida an Raquel gewandt, »das er aber auf Grund Ihrer Regel mit fünf verlassen mußte. Seine Pflegemutter hat ihn dann ausgesetzt, als sie ihn nicht mehr ernähren konnte.«
    Pater Yoshida schilderte dies, ohne Raquel damit irgendwelche Vorhaltungen machen zu wollen. Dennoch errötete sie und glaubte, sich verteidigen zu müssen: »Diese Regel ist ein Kompromiß zwischen denen, die wie ich in dieser Frage gerne großzügiger wären, und denen, die sie am liebsten gleich nach der Geburt verstoßen würden, weil sie sich durch die Anwesenheit von
    ›Babymännern‹ gestört fühlen. Wir haben eine Frau bei uns im Gildehaus, die die Terraner aufrichtig bewundert; nicht etwa, weil sie beständig über Gleichberechtigung reden, sondern weil sie die Technologie besitzen, das Geschlecht schon bei Embryos festzustellen, so daß männliche Föten gleich nach der Zeugung abgetrieben werden könnten.« Den Terranern lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Wie dem auch sei«, wandte Grey nüchtern ein, »ich habe jedenfalls heute Pater Yoshida mitgebracht, weil er mit mir einer Meinung ist, daß wir es nicht mit zwei, sondern einem einzigen Problem zu tun haben.«
    »Die Frage der obdachlosen Kinder, die Taschendiebstahl begehen, und diese unheimliche telepathische Angelegenheit in der Nähe des Marktes scheinen mir zusammenzuhängen«, präzisierte der Priester. »Ich selber besitze keinerlei Psi-Fähigkeiten. Deshalb verlasse ich mich auf meine Beobachtungsgabe und versuche, aus der Art, wie sich jemand bewegt, Rückschlüsse auf seine Gedanken zu ziehen. Man nennt es Körpersprache, eine Kommunikation jenseits der Sprachebene. Es fällt mir schwer auszudrücken, was mir bei diesen Kindern auffällt. Aber wenn ich zum Beispiel so dastehe, dann stellt sich gefühlsmäßig ein Wunsch oder auch ein Gedanke ein …« Er schlang die Arme um seinen Körper und hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt – und jeden Telepathen im Raum durchfuhr es, als sie seinen Gedanken aufnahmen; es war wie ein schwaches Echo dessen, was ihnen zuvor in der Kristallkammer begegnet war.
    »›Zurück-in-den-Mutterleib‹ würde ich es nennen, wenn ich dafür einen Namen finden müßte«, meinte Pater Yoshida abschließend, bevor er sich wieder hinsetzte. »Wie gesagt, beide Fragen haben miteinander zu tun, und die Antwort darauf müssen wir meines Erachtens am Marktplatz suchen …«
    »Und zwar ganz in der Nähe des Schusterladens«, ergänzte Marguerida. »Jemand muß hingehen und es herausfinden. Darum geht es doch bei unserem Treffen hier, nicht wahr, Lord Hastur?
    Raquel muß der Sache auf den Grund gehen. Und Ihr selbst müßt sie begleiten. Nur Ihr wißt, wie damit umzugehen ist.«
    »Ohne Domna Marguerida werde ich nichts unternehmen«, erklärte Raquel. »Mit Ausnahme von Euch, Lord Hastur, ist sie die einzige hier, der ich vertrauen kann.«

    »Also gut«, stimmte Regis zu. »Ich werde noch einige meiner Wachen dazunehmen – nicht zu viele – und vielleicht kann Commissioner Grey ein paar seiner Männer abstellen.«
    »Wie viele Sie auch immer brauchen«, sagte Grey. »Und ich werde Sie begleiten.«
    »Commissioner, ich glaube kaum – «
    »Ich bestehe darauf. Einer meiner Männer wurde angegriffen, und ich habe das Recht, ihn zu rächen.«
    (»Der alte Fuchs! Jetzt spielt er die darkovanische Karte«, flüsterte Donald hinter vorgehaltener Hand Pater Yoshida zu.) Schließlich stimmte Regis auch dieser Bitte zu. »Dann sind wir uns also einig. Ich möchte die ganze Aktion bei Nacht durchführen, wenn der Markt geschlossen und der Platz leer ist. Wir treffen uns dort um Mitternacht.«
    »Dann bestehen Sie also

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