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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich: auch sie war gerade erst neun gewesen, als sie so wie Mardic heute die Beileidsbekundungen entgegennehmen mußte; ihre Mutter war bei Mardics Geburt im Kindbett gestorben.
    Außer ihr hatte Mardic nun niemanden mehr. Aber sie würde dafür sorgen, daß es ihm an nichts fehlen sollte, das schwor sie sich.
    Sollte es irgendwelche Schwierigkeiten dabei geben, daß Mardic die Position seines Vaters in so jungen Jahren einnahm, dann würde sie auch das durchkämpfen. Und sie selbst würde bereitwillig die Verantwortung tragen, von der sie gehofft hatte, sie wenigstens noch ein Jahr lang vermeiden zu können.
    Paolo, ehemals rechte Hand ihres Vaters und zweitwichtigster Mann im Dorfe, kam auf sie zu.
    »Wir werden ihn morgen früh beim ersten Sonnenlicht auf See bestatten«, teilte er ihr mit. »Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.«

    »Ich danke dir«, brachte Irina leise hervor. »Mardic und ich werden an Bord sein …« Bei dem Gedanken an die Endgültigkeit, mit der man den Leichnam ihres Vaters der See übergeben würde, erstarb ihre Stimme.
    »Danach …« Paolo drehte seine feuchte Wollmütze verlegen in den Händen. »Du mußt dir jedenfalls keine Sorgen machen. Egal, wen die Männer auch als Dai wählen, er wird sicherstellen, daß man sich um dich und den Jungen kümmert.«
    »Wählen? Was soll das heißen? Mardic ist jetzt Dai «, wandte Irina ein. Sie war verwirrt, bestürzt, jedenfalls mit einem Male wieder hellwach.
    »Mardic? Er ist doch noch ein Kind!«
    »Er ist der Sohn meines Vaters. Er ist jetzt Dai , so wie es schon sein Vater, Großvater, Urgroßvater und fünf Generationen vor ihm waren.«
    »Das ist mir durchaus bekannt. Aber wir sind keine dieser Domänen, wie sie jetzt genannt werden, mit Vai Doms hinten und Vai Doms vorne, sondern ein Fischerdorf. Wir brauchen einen starken Anführer, und keinen neunjährigen Jungen als Dai . Er ist noch nicht einmal alt genug, um mit den Booten auszufahren!«
    »Das dauert nicht mehr lange. In ein paar Monaten wird er zehn.
    Und er besitzt das Wettergespür.«
    »Er zeigt jetzt schon Anzeichen des Wettergespürs?« fragte Paolo überrascht.
    »Nicht direkt. Aber er wird es haben. Die Männer in meiner Familie haben alle das Wettergespür besessen; deshalb sind sie ja Dai geworden.«
    »Auch das ist mir bekannt. Und ich weiß wirklich nicht, wie wir ohne deinen Vater zurechtkommen werden. Aber wir können es uns einfach nicht leisten, fünf Jahre lang abzuwarten, bis Mardic herangewachsen und die Schwellenkrankheit durchgemacht hat, um dann festzustellen, ob er wirklich das Wettergespür entwickelt hat.

    Wir brauchen jemanden, der uns jetzt führt. Jemanden, der sich mit den Booten auskennt, und mit den Fischen, und mit den Männern.«
    »Ich kenne mich mit dem Booten aus. Ich bin mit meinem Vater acht Jahre lang zum Fischen ausgefahren. Und von euch kenne ich auch jeden einzelnen«, erklärte Irina verzweifelt.
    Paolo prustete los, und die Fischer, die sich mittlerweile um sie geschart hatten, blickten einander ungläubig an.
    »Du! Willst du jetzt allen Ernstes selbst Dai werden? Das hat uns gerade noch gefehlt. Daß du eine Frau bist, ist dabei gar nicht so wichtig. Mhari zum Beispiel hat ihr eigenes Boot fünfzehn Jahre lang ohne Verluste geführt, seit ihr Mann Teo umkam. Aber du bist gerade mal achtzehn! Ich fahre seit vierzig Jahren zur See. Raoul immerhin auch schon dreißig Jahre lang. Und da willst du dich jetzt zu unserem Anführer machen? Als ob du das Wettergespür hättest, was, wie ich sehr wohl weiß, nicht der Fall ist.«
    Irina biß sich verzweifelt auf die Lippen. Es ärgerte sie, daß sie kein Wettergespür besaß und in diesem alles entscheidenden Punkt ihren Vater enttäuscht hatte. Sie hatte durchaus die Schwellenkrankheit durchgemacht, aber es war anscheinend alles umsonst gewesen. Ob es nun neblig oder sonnig war oder sich dicke Gewitterwolken am Himmel türmten, sie bemerkte es erst, wenn sie vor die Türe trat; ganz zu schweigen davon, daß sie in der Lage gewesen wäre, das Wetter auf ein, zwei oder drei Tage vorauszusagen.
    »Aber Dygardis ist der einzige im ganzen Dorf, der zumindest ansatzweise das Wettergespür hat. Und seine Voraussagen sind so unzuverlässig und praktisch wertlos. Warum probiert ihr es also nicht mit mir? Nicht als Dai , das will ich gar nicht, sondern als eine Art Platzhalter für Mardic. Das seid ihr meinem Vater und meiner Familie einfach schuldig.«
    »Und was passiert, wenn der Junge das

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