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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Jenny hingegen hat nichts gewonnen.«
    »Habe ich doch«, widersprach Jenny und starrte ins Feuer. »Ich hatte mir vorgenommen, Andy zu finden, und das ist mir gelungen.
    So halbwegs«, lächelte sie, »denn eigentlich hat er ja mich gefunden.
    Aber im Ernst. Ich glaube, ich habe endlich gelernt, auf meinen eigenen Füßen zu stehen. Ich muß meinen eigenen Weg gehen anstatt zu versuchen, in Andys Fußstapfen zu treten.«
    »Du weißt, daß du ihm noch immer folgen könntest«, wandte Ellemir ein. »Du besitzt etwas Laran; sonst hätten wir deine Hilferufe gar nicht hören können. Und wahrscheinlich hast du dich deshalb so sehr zu Ann’dra hingezogen gefühlt. Du könntest dich uns anschließen, hier im Verbotenen Turm. Es gibt so viel zu tun.«
    Als sie sich in dem freundlichen und gemütlichen Zimmer umsah, war Jenny durchaus versucht, das Angebot doch noch anzunehmen.
    Dann aber schüttelte sie den Kopf. »Ich muß meinen eigenen Platz im Leben finden«, erklärte sie. »Und da schulde ich zunächst einmal jemandem auf Raumstation Fionarra noch eine Erklärung.« Sie wandte sich an Andrew und prostete ihm zu. »Andy Carr ist tot.
    Lang lebe Dom Ann’dra Lanart!«

    LAWRENCE SCHIMEL
    Der Sohn der Amazone
    Von männlicher Seite wird mir immer wieder vorgeworfen, ich sei gegenüber männlichen Autoren voreingenommen. Das liegt vielleicht daran, daß man mich, übrigens ganz zu Unrecht, als »Feministin«
    abgestempelt hat. Und schon gilt jeder Autor, der in einer meiner Anthologien aufgenommen wird, als »Alibi-Mann«.
    Dazu kann ich nur sagen, daß es den Männern vielleicht ganz gut tut, auch einmal ein paar Vorurteile zu spüren zu bekommen, besonders wenn man bedenkt, daß gerade in der Fantasy-Literatur Frauen jahrelang nicht zum Zuge kamen. Wir wollen aber auch nicht vergessen, daß unser verehrter Don Wollheim, der überhaupt erst den Anstoß zu diesen Anthologien gab, selber ein Mann war und nichts gegen die Rolle des
    »Alibi-Mannes« einzuwenden hatte.
    Lawrence Schimel, der im zweiten Jahr an der Yale University ist, schreibt, zeichnet und redigiert für verschiedene Studentenzeitungen. Zu seiner Geschichte meint er: »Es war ein Gesichtspunkt des Amazonenlebens, den ich bei meiner bisherigen Darkover-Lektüre vermißte. Deshalb fühlte ich mich verpflichtet, ihn darzulegen.«
    Stelen und sein Sohn Copal waren auf dem Weg zum Gildenhaus. Je müder der Junge wurde, desto fester klammerte er sich an seinen Vater. Stelen hatte diese Straßen, durch die sie jetzt in der Abenddämmerung liefen, zuletzt vor zweiundzwanzig Jahren im gleißenden Morgenlicht gesehen. Es war an seinem fünften Geburtstag – der Tag, an dem sie ihn zwangen, bei seinem Vater zu leben. Stelen konnte sich noch an den hysterischen Anfall erinnern, den er bekam, als er das Gildenhaus verlassen mußte. Die Amazone, die ihn auf die Domäne seines Vaters brachte, mußte ihn am Sattel festbinden, sonst hätte er sich unterwegs davongeschlichen und wäre zum Gildenhaus zurückgekehrt.
    Stelen blinzelte, als ihm Zornestränen in die Augen stiegen. Ich habe sie so sehr gehaßt, als sie mich fortschickte. Ich wollte bleiben. Gelobt sei Avarra, daß Copal so etwas nicht durchmachen muß. Alamena hatte sich zwar für ein Leben im Gildenhaus entschieden, aber Stelen konnte sie und seinen Sohn jeden Tag besuchen. Für Copal bedeutete sein fünfter Geburtstag jedenfalls kein traumatisches Erlebnis, sondern lediglich, daß er jetzt in einem anderen Haus übernachtete. Er sah seine Mutter auch weiterhin täglich, und heute würde er zum ersten Mal seine Großmutter besuchen. Ich habe meine Mutter zweiundzwanzig Jahre lang nicht gesehen.
    Die problemlose Trennung von Alamena und Copal hatte Stelen zu dem Entschluß kommen lassen, endlich auch mit seiner eigenen Mutter Frieden zu schließen. Falls sie noch am Leben ist. Stelen schämte sich, daß er nicht einmal das wußte.
    Alamena hatte sie eigentlich begleiten wollen, aber ihre Tochter Elena war für die Reise noch zu klein. Elena würde bei ihrer Mutter im Gildenhaus aufwachsen, aber es würde ihr jederzeit freigestellt bleiben, bei ihrem Vater zu leben. Alamena würde keinerlei Druck auf ihre Tochter ausüben, sich den Amazonen anzuschließen; es würde sie ebenso glücklich machen, wenn ihrer Tochter die Erfahrungen, die sie zum Eintritt in die Gilde getrieben hatten, erspart blieben.
    Stelen hatte seiner Mutter nie verziehen, daß sie die Gilde der Entsagenden ihm vorgezogen hatte, bis er

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