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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zurückkehren! Sie können nach mir suchen, bis alle Gletscher in den Hellers abgeschmolzen sind. Sie werden mich nicht finden!
    Das Pony wieherte leise und holte Amilha mit einem Stups in die Gegenwart zurück. Sie richtete sich unsicher auf und atmete tief und langsam durch. »Was sollen wir heute Nacht bloß tun, mein Kleiner?« fragte sie das Pony. »Und wo sollen wir bleiben?« Es wurde bereits dunkel, und sie konnte die Entscheidung nicht länger herausschieben. Den ganzen Tag war sie nur von dem einzigen Gedanken getrieben worden, Burg Asturias so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Aber jetzt erkannte sie, wie wichtig es war, einen klaren Plan zu haben.
    »Wenigstens habe ich mich noch in der Küche eingedeckt, bevor ich losgeritten bin. Sonst müßte ich mich auch von Gras ernähren wie du, mein Kleiner.« Sie nahm eine Handvoll Dörrobst aus ihrer Tasche, um ihren knurrenden Magen zu besänftigen, und überlegte sich dabei, wohin sie nun reiten könnte. »Der Turm von Neskaya liegt südlich von hier. Es ist gar nicht so weit. Aber nein, sie würden mich nicht ausbilden. Nicht in meinem Zustand, dafür hat Bard gesorgt. Ganz abgesehen davon, daß die Leronis dort das bißchen Laran, das ich anscheinend habe, nicht einmal genau identifizieren konnte. Ich wäre höchstens als Überwacherin geeignet.« Sie seufzte.
    »Und außerdem würde Vater dort zuerst nach mir suchen.
    Schließlich weiß er ja, wie sehr ich mir gewünscht habe, in den Turm zu gehen.«
    »Edelweiß liegt ebenfalls im Süden, und auch das ist nicht weit.«
    Aber beim Anblick ihrer verschmutzten Kleider mußte Amilha auch diese Möglichkeit ausschließen. »Die Städter würden sicher Verdacht schöpfen, wenn ich ganz ohne Begleitung dort auftauchte.
    Der erste, der mich so sieht, wird sich in den Kopf setzen, mich zur Burg zurückzubringen, um die ausgesetzte Belohnung zu kassieren.«
    »In den Bergen gibt es viele Jagdhütten. Da könnte ich mich verstecken.« Ein Jagdhorn erschallte. Amilha fuhr zusammen. Sie wußte, was es bedeutete, Jagdbeute zu sein. »Nein! Wo Jagdhütten sind, sind auch Jäger.«
    Schließlich kam ihr ein anderer Gedanke, eine letzte Möglichkeit, so kühn sie auch war. »Was hältst du von der Schwesternschaft vom Schwert, mein Kleiner?« fragte sie das Pony aufgeregt. »Vielleicht brauchen sie ja eine Köchin. Oder ich könnte mich sonstwie nützlich machen.« Amilha gefiel die Vorstellung. Sie nahm die Zügel in die Hand und blickte sich noch einmal um. Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Sie war es nicht gewohnt, die Nacht ganz allein im Freien zu verbringen, und wieder überkam sie lähmende Angst.
    »Ach, Kleiner, was soll ich bloß tun?« klagte sie und lehnte sich an einen Baum.
    Weg von der Straße! Hier bist du nicht sicher. Der Gedanke kam wie von selbst, und Amilha glaubte fast, in ihm den Rat einer alten Tante wiederzuerkennen.
    Das Pony wieherte leise, trabte zu ihr hin und rieb sanft seine Nüstern an ihrer Schulter. Amilha war völlig erschöpft und gähnte.
    Nur der knorrige, alte Baum, an den sie sich anlehnte, hielt sie noch aufrecht und schien sie mit seiner wuchtigen Gestalt zu trösten. »Ich bin so müde, ich könnte tot umfallen. Aber wir dürfen hier nicht bleiben. Wir müssen von der Straße weg.«
    Sie drehte sich um und blickte ängstlich in den Wald, der sich dunkel und drohend vor ihr erstreckte. Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlimm, wenn ich zur Burg zurückreite. Es war nur ein flüchtiger Gedanke, den sie sogleich verwarf. Sie redete sich laut Mut zu:
    »Mach dir doch nichts vor! Auf der Burg erwartet dich nur Bestrafung und Schlimmeres, nämlich Bard. Du mußt weiter! Hier gibt es nur Bäume, und die werden dir nichts antun.«
    Sie atmete tief durch und ritt in den Wald hinein. Ihr war, als ob sanfte Stimmen ihr zusäuselten: Bleib bei uns, Chiya. Wir wollen dich trösten, Chiya. Äste und Zweige hielten sie zurück und ließen sie stolpern, ihr langer Rock und ihre offenen Haare verfingen sich im Gestrüpp, so daß sie mehrfach anhalten mußte, um sich wieder zu befreien. Sie hatte kaum 200 Meter zurückgelegt und schon raste ihr das Herz wie wild. »Wir werden beobachtet, mein Kleiner! Ob das die Hexe aus den Kilghard-Bergen ist?« Vor Erschöpfung kicherte Amilha kindisch und begann, dem Pony ein altes Märchen zu erzählen.
    »Du hast doch sicher schon von der Kilghard-Hexe gehört, Chiya?«
    Dabei tätschelte sie, mehr zur eigenen Aufmunterung, dem Pony den Hals.

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