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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Anwesenheit gewußt. Und wenn es jemand auf sie abgesehen hatte, gab es sowieso kein Davonkommen mehr. Diese Lektion hatte ihr Bard beigebracht. Aber diesmal hatte sie immerhin einen Dolch.
    Der Lederknauf in ihrer Hand fühlte sich ungewohnt an, beruhigte Amilha aber dennoch. Langsam ging sie auf das Haus zu. Die Steinstufen waren mit wunderschönen Waldblumen in allen möglichen Farben überwachsen: rosarot, und gelb und orange. Aber sie ließ sich davon nicht ablenken. Sie würde sich nicht noch einmal einlullen und dann überwältigen lassen!
    »Ist da jemand?« fragte sie zaghaft. Keine Antwort. Dann erinnerte sie sich an ihre eigenen bescheidenen Laran -Fähigkeiten und sandte einen forschenden Gedanken aus. Ist da jemand?
    Keine Antwort, nur ein Willkommensgruß – in Gedanken?
    Amilhas Herz hämmerte wie wild, als sie langsam die Stufen hinaufschlich. Sie fühlte sich so elend, als ob es zu ihrer eigenen Hinrichtung ging. Die rostigen Angeln quietschten, als sie die Eichentür einen Spalt weit öffnete. Dann warf sie sich mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen die altersschwache Tür, und ihr war dabei, als ob sie sich von einer Klippe stürzen würde.
    Die Tür gab nach. Mit einem schrillen Schrei stürzte Amilha herein, strauchelte und schlug mit dem Gesicht auf dem Steinfußboden auf. Sie warf sich auf den Rücken und tastete panisch nach dem Dolch, den sie im Sturz hatte fallen lassen. Jetzt war sie unbewaffnet, jetzt würde die Hexe zuschlagen! Sie wußte, daß sie sofort zurückschlagen mußte, denn Laran konnte sie nicht entkommen.
    Sie sprang auf. Was war das? Sie sah …
    … eine zu Tode geängstigte Maus, die laut fiepend durch die offene Tür floh. Ansonsten war niemand in der Kapelle. »Niemand hier? Wie ist das möglich? Wo bist du?« schrie Amilha hysterisch.
    »Mein Herz rast wie toll, ich habe mir eine blutige Nase geholt, und das alles wegen einer Maus?« Das Komische an dieser Situation schmerzte sie beinahe ebenso sehr wie ihr Sturz auf den harten Fußboden, und sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich Amilha wieder beruhigte.

    Ihr Schluckauf war noch nicht ganz vorbei, als sie sich daran machte, die Kapelle nach brauchbaren Dingen zu durchsuchen. Es war nur ein kleiner Raum, kaum größer als Lady Jeranas Nähzimmer. Der Boden war mit Staub und Unrat bedeckt, den der Wind durch die offenen Fenster hereingeweht hatte. Außer einer morschen Pritsche, die Amilha mit einem Fußtritt herausbeförderte, gab es keine Möbel. Der kleine Altar an der Kopfseite der Kapelle war kahl, und die Nische, in der einst die Statue irgendeiner Gottheit gestanden hatte, beherbergte jetzt die entflohene Maus. An jeder Seite gab es ein Fenster und in einer der Ecken neben der Tür befand sich eine kleine Feuerstelle.
    »Vielleicht sollte ich mich trotz allem hier ein paar Tage ausruhen«, seufzte Amilha. »Dann kann ich hier auch gleich ein bißchen sauber machen.« Energisch stemmte sie die Hände in die Hüften und beschloß: »Als erstes verschwindet dieses Mäusenest!«
    Sie hob das Nest aus Laub, Gras und Flaumen behutsam hoch, brachte es nach draußen und legte es fein säuberlich in einen morschen Baumstumpf am Talrand. Sie war schon fast wieder zur Kapelle zurückgekehrt, als sie im Unterholz etwas rascheln hörte.
    Sie drehte sich schnell um, um einen Blick von dem kleinen Waldbewohner zu erhaschen. Stattdessen sah sie in der untergehenden Sonne etwas kurz aufblitzen.
    Amilha ging zu der Hausecke, von der aus das Licht reflektiert worden war. »Was war denn das, Kleiner?« Das Pony schaute bei der Frage auf, konnte aber keine Antwort geben. »Hier muß irgend etwa herumliegen, das glänzt. Vielleicht noch ein Messer, oder ein Kochtopf.« Sie kniete sich hin und wühlte in einem großen Haufen aus Zweigen und totem Laub, die der Wind gegen die Hauswand geweht hatte. »Also hier scheint nichts zu sein. Halt, warte mal! Was ist denn das? Ein Tuch? Unter einem Haufen alter Blätter?«
    Sie hielt einen Stoffetzen in der Hand, der anscheinend zu einem vermoderten Umhang oder Mantel gehörte. Sie versuchte, ihn aus dem Haufen hervorzuziehen, aber er steckte fest. Mit einem Ruck zerrte sie daran, und zum Vorschein kamen – Knochen.
    »Aaahhh!«
    Amilha
    schrie
    entsetzt
    auf.
    Es
    waren
    Menschenknochen, fast schon völlig vermodert. Bei dem grauenvollen Anblick hätte sie beinahe den kleinen grünen Stein übersehen, der ebenfalls hervorkullerte. Sie

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