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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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einer
Geschichte werden sie nicht fertig!«
»Es ist aber so«, sagte Cathérine und fragte sich, was sie
seiner Ansicht nach auf seine Bemerkungen hin erwidern
sollte. »Ich kann nur hoffen, daß irgendwann ein Arzt einen
Weg findet, mir zu helfen.«
»Woher kommt das denn?« Philipe hatte nun eine
Hemmschwelle überschritten, starrte sie unverhohlen an und
verbiß sich in das Thema. »Dazu muß es doch eine Theorie
geben!«
»Da gibt es viele Theorien, Philipe. Sehr viele.« Sie sah, daß
eine Frau mit zwei Kindern den Raum betrat, und hoffte
inständig, Philipe werde sich nun diesen neu
hinzugekommenen Gästen zuwenden. »Es wird schon alles
werden«, meinte sie in abschließendem Ton und hätte am
liebsten zu heulen begonnen. Ihr Gesicht brannte wie Feuer.
»Nur den Kopf nicht hängen lassen«, sagte Philipe und ließ
sie endlich in Ruhe. Sie atmete tief. Für den Moment tendierte
sie wieder einmal dazu, Mitleid schlimmer zu finden als
Abscheu.
Die beiden Kinder starrten zu ihr herüber. Sie mochten acht
und neun Jahre alt sein, zwei hübsche Mädchen mit dunklen
Locken und etwas mißmutigen Gesichtern.
»Was ist mit der Frau?« fragte die Jüngere und zupfte am
Ärmel ihrer Mutter. »Mama, was ist denn mit ihrem Gesicht?«
Der Mutter war die laute Frage der Tochter sichtlich
peinlich. Sie zischte ihr zu, sie solle den Mund halten. »Jetzt
sieh doch nicht dauernd hin. Das tut man nicht. Das ist eine
ganz arme Frau, da darf man nicht so taktlos sein!«
Ihr Gesicht brannte heftiger. Sie wagte nicht mehr, von ihrer
Kaffeetasse aufzublicken. Der Appetit auf das Croissant war
ihr vergangen. Aber auch das Bedürfnis zu heulen. Jetzt spürte
sie wieder den Haß, der so häufig neben der Traurigkeit ihr
Begleiter war. Den Haß auf alle, die gesund waren, die schön
waren, die geliebt wurden, die begehrt wurden, die ihr Leben
genießen konnten.
Warum, murmelte sie unhörbar, warum denn nur?
»Darf ich mich zu dir setzen?« fragte eine Männerstimme,
und sie schaute hoch. Es war Henri, und obwohl er sie länger
kannte als irgendein Mensch sonst, vermochte er für eine
Sekunde nicht sein Erschrecken über ihr Gesicht zu verbergen.
»Ach, Cathérine«, sagte er hilflos.
»Setz dich!« Sie wies auf den Stuhl gegenüber. Sie konnte es
mehr spüren als sehen, daß die Mutter der zwei neugierigen
Mädchen jetzt ebenso gebannt wie überrascht herüberschaute.
Henri war ein sehr gutaussehender Mann. Nicht die Art Mann,
die man ihr zugetraut hätte. Und daß er ihr Cousin war, stand
ihm nicht auf die Stirn geschrieben.
»Ich habe erst an deiner Wohnung geklingelt«, berichtete
Henri, »als du dort nicht warst, beschloß ich, hier
nachzusehen.«
»Andere Möglichkeiten gibt es ja auch kaum.« Sie schob
ihm ihr Croissant hin. »Hier. Iß es. Ich habe keinen Hunger.«
»Du solltest aber ...«
»Ich möchte nicht. Also iß es oder laß es stehen.«
Er machte sich über das Gebäck her wie ein Verhungernder.
»Was treibt dich so früh auf die Beine?« fragte sie.
»Das wirst du dir denken können. Ich habe keine Sekunde
geschlafen in der letzten Nacht.«
»Henri, ich ...«
»Nicht.« Er machte eine Handbewegung, die ihr sagte, sie
solle still sein. »Ich möchte nicht reden.«
»Wo ist Nadine?«
»Sie hat gestern am frühen Abend das Haus verlassen, ist
aber heute früh neben mir aufgewacht. Dann ist sie gleich zu
ihrer Mutter gefahren.«
»Hast du mit ihr ...«
Sein bleiches, müdes Gesicht war wie versteinert. »Ich
möchte nicht darüber reden!«
»Okay. Okay.« Sie wußte, daß es jetzt keinen Sinn hatte.
Irgendwann würde er reden wollen, und dann würde er zu ihr
kommen. »Du siehst so elend aus«, sagte sie nur leise.
»Ich brauche deine Hilfe. Könntest du mir heute in der
Küche helfen? Nadine ist, wie gesagt, bei ihrer Mutter, und ich
fürchte, bei dem schlechten Wetter wird der Laden brummen.
Ich kann das allein nicht schaffen. Ich weiß, du hast mir erst
am Freitag ausgeholfen, aber ...«
»Kein Problem. Ich hätte dir auch gestern abend geholfen.
Wenn Nadine nicht da war, hattest du sicher Schwierigkeiten.
Warum hast du mich nicht angerufen?«
»Du hättest mit mir ... darüber sprechen wollen. Und ich
wollte das nicht.«
»Wann soll ich heute dasein?«
»Könntest du ab elf Uhr?«
Sie lächelte bitter. »Hast du einmal erlebt, daß ich nicht
kann? Ich warte doch nur darauf, gebraucht zu werden.«
Er seufzte. Sein Gesicht verriet aufrichtigen Kummer. »Ich
habe dich

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