Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
ist das, was der Gärtner eine »zuverlässige« Sorte nennt, die im nächsten Jahr wiederkommt, wenn sie im Sommer nicht gar zuviel Wasser bekommt. Die Narzissen werden in zwölf Klassen eingeteilt, die wirklich hübsche Namen tragen – aber das heben wir uns für später auf, wenn wir zur Taxonomie kommen, also dem System der Namen, das Ordnung in die Vielfalt bringen soll. Da handelt es sich um eine geheimnisvolle, schöne, verwirrende Materie, voller Rätsel und Widersprüche, unter Fachleuten umstritten und für Laien unzugänglich. Um so lohnender ist es, sich damit zu befassen!
Besorgen Sie sich unbedingt auch die Sorte ‘La Riante’. Sie ist weiß und in der Mitte mit orangefarbenen Blütenständen. ‘Jetfire’ und ‘Peeping Tom’ sind unverzichtbare gelbe Sorten und ‘Midget’ ist, was Gärtner eine »treue Sorte« nennen. Absolut zuverlässig und übrigens die früheste Narzisse von allen, weil sie – vorausgesetzt, der Frost ist vorüber – schon im späten Februar und frühen März blüht. Noch früher schafft es nur eine Sorte, die Sie kaum im Handel finden werden und die mit ihren acht Zentimetern eher an einen Krokus erinnert als an eine Narzisse: der Narcissus asturiensis. Es handelt sich da um die kleinste Osterglocke, die in den Asturischen Bergen Spaniens zu Hause ist und dort in großen Höhen wächst. Ich habe sie nur einmal gesehen, eine entzückende kleine Blume, im Garten der Zwiebelgärtnerin Irene Hoch, die sie einmal selber irgendwo ausgegraben und mitgenommen hat.
Es gibt Hunderte von Narzissen, aber mit dieser kleinen Auswahl kommen Sie für den Anfang gut durch den Frühling.
Bis die ersten Tulpen sich melden. Ich mag in meinem Garten ab Mai kein Gelb mehr sehen und dulde es vorher auch nur, weil es sehr schwierig ist, den frühen Frühling ohne diese Farbe zu gestalten. Danach kann ich darauf verzichten. Also empfehle ich Ihnen nur weiße und rote Tulpen – und alle Schattierungen dazwischen. Ich schwöre auf Tulipa ‘Clara Butt’, eine im Mai blühende etwa 40 Zentimeter hohe samtrosafarbene Schönheit aus dem späten 19. Jahrhundert. ‘Spring Green’ ist eine wunderschöne weiße Tulpe mit grünlichen Streifen in der Blüte. ‘Miranda’ ist eine knallrote Tulpe, die so üppig gefüllt ist, dass man meinen könnte, eine Pfingstrose vor sich zu haben. ‘Esperanto’ ist eine etwas niedrigere auffällige Tulpe mit schwärzlich roter Blüte, deren Blätter grünlich-weiß sind.
Und ganz gleich wie groß oder klein Ihr Garten ist, halten Sie sich einen Ort für die drei wunderbaren Wildtulpenarten kaufmanniana, fosteriana und greigii frei. Es handelt sich dabei um sehr spät nach Europa importierte Tulpen von kleinerem Wuchs, die bereits im März und April blühen. Wildtulpen sind meine liebsten Tulpen. Sie sind weniger elegant als die kultivierten Sorten, niedriger. Es gibt eine ganze Reihe davon, die natürlich längst schon aus der Zucht stammen und auch in Arten und Sorten vervielfältigt wurden.
Übrigens nennt man Kaufmanniana sowohl eine Art als auch eine Sorte. Die Art umfasst so unterschiedliche Sorten wie die ‘Corona’, die eine gelbe, im Inneren rot gezeichnete Blüte hat, und die ‘Daylight’, die über ein klares Rot und marmorierte Blätter verfügt. Aber meine liebste Art ist die Stammform T. kaufmanniana subsp. kaufmanniana, die Seerosentulpe. Eine entzückende kleine Blume, mit mildweißen Blütenblättern und einer frischen gelben Füllung. In der Sonne öffnet sie sich ganz und gar und streckt ihre Blütenblätter weit von sich.
Eine verwandte Sorte ist die ‘Concerto’, die ebenfalls kräftiges grünes Blattwerk hat. Aber ihre liebenswürdig nach oben geöffneten, zartweißen Blütenblätter verfärben sich im Inneren von Gelb nach Schwarz. Diese dunkle Mitte gibt der ‘Concerto’ einen etwas ernsteren Charakter als der stillen kaufmanniana -Art, tiefer, komplizierter. Ein bisschen irritierend ist an der ‘Concerto’ freilich, wie ungeniert sie ihre weiblichen Blütenanteile dem Betrachter entgegenstreckt. Griffel und Fruchtknoten sind bei dieser kleinen Tulpe ausgesprochen hervortretend und geschwollen, als könnten sie es gar nicht abwarten, dass die nächste Mikrospore endlich ihren Pollenschlauch auspackt. Es handelt sich hier zwar um ein unvermeidliches Kennzeichen aller Bedecktsamer. Man muss aber sagen, dass die ‘Concerto’ es in diesem Punkt sehr weit treibt.
Wunderschön ist auch die Tulipa
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