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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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greigii, ihrerseits Stammform der Greig-Tulpen. Sie ist von blassem Rot, das ein wenig an Mohn erinnert oder an die Farbe des Jaspis, und sie hat dazu auffallend gestreifte Blätter.
     
    Ich stelle mir das Leuchten ganzer Felder dieser stillen und frischen Blume vor, die in den kirgisischen Alataubergen wächst,
     
    unweit des tiefgründigen Issyk-Kul-Sees, über dessen Ufern hoch die schneebedeckten Gipfel des Tian Shan ragen. Vergessen Sie nie, woher diese Pflanzen kommen! Es lohnt sich, die T. greigii und kaufmanniana zusammen zu setzen, da sie sich in Wuchs, Farbe und Blütezeit wunderbar ergänzen.
    Eine besonders schöne Sorte der T. greigii ist die ‘Toronto’. Sie ist vom selben Rot, lässt sich aber von der Stammform leicht unterscheiden, da sie mehrblütig ist und ihre Blätter nicht die charakteristische Streifung der Greig-Tulpe tragen. Mischen Sie ‘Toronto’ unter die Sternhyazinthe, Chionodoxa forbesii ‘Blue Giant’. Pflanzen Sie ruhig sehr dicht. Die Tulpen werden dann leuchtend rot aus einem strahlend blauen Teppich hervorscheinen.
     
    Überhaupt ist Chionodoxa, der »Schneestolz«, eine bezaubernde kleine blassblaue Blume mit einem entzückenden hellgelben Auge. Sie können ebensogut auch Scilla nehmen, bei mir eigentlich nur in der Art S. siberica vorhanden. Scilla, auch »Nickende Sternhyazinthe« genannt, entfaltet die gleiche fröhlich-blaue Wirkung wie der Schneestolz, ist aber durch die glockenförmig nach unten hängenden Blüten leicht zu unterscheiden. Das sind jedenfalls alle sehr liebe, blaue Blumen, die den Garten vom Winter in den Frühling geleiten, und ich möchte sie in keinem Jahr missen. Ja, es ist beinahe schade, dass sie uns nur so kurze Zeit begleiten und man auf ihre Rückkehr ein langes Jahr warten muss. Legen Sie, wenn Sie können, ganze Teppiche davon an. Das ist eine große Freude.

 
Abschied
     
    Die Tage werden dann irgendwann kürzer. Daran führt kein Weg vorbei. Es sei denn, Sie verlagern Ihren Lebensmittelpunkt in den dunklen Monaten in den Süden. Aber das wäre faul und feige. Man muss sich den Frühling und den Sommer verdienen. Das Licht ist so schön, weil die Dunkelheit so furchtbar ist.
    Wenn man Astrid Lindgren liest, gewinnt man den Eindruck, Schweden leuchte in einem immerwährenden Frühling. Aber dieser Zauber erwächst nur vor dem Hintergrund der tiefen Finsternis, die dort den Winter beherrscht. Also, die Tage werden kürzer, je nachdem, wo man sich befindet, werden sie sogar noch kürzer. Nehmen wir mal einen Ort wie Forchheim, das bekanntlich zwischen Strullendorf und Möhrendorf liegt, oder, etwas unpräziser, zwischen Erlangen und Bamberg, jedenfalls irgendwo in Oberfranken. Da geht die Sonne an einem beliebigen 15. Oktober gegen 5:37 Uhr auf und ziemlich genau um 16:26 Uhr unter. An einem Ort wie, sagen wir, Berlin, geht die Sonne am selben Tag dagegen um 5:31 Uhr auf und um 16:13 Uhr unter. Das bedeutet, in Oberfranken geht die Sonne zwar 6 Minuten später auf als in Berlin, aber dafür auch 13 Minuten später unter, so dass ein beliebiger 15. Oktober in Oberfranken 7 Minuten länger währt als in Berlin. Da kommt über die Jahre einiges zusammen. Glückliches Oberfranken! Wir können aber nicht alle nach Oberfranken ziehen. Also bereiten wir uns auf die Finsternis vor. Am besten durch Arbeit, die ohnehin das süße Joch des Gärtners ist.
     
    Am Ende des Sommers müssen Sie Ihren Garten aufräumen, so wie man als Kind am Abend eines langen Tages sein Zimmer aufräumen musste.
     
    Das hat ein bisschen mit der Sorge um die Pflanzen zu tun und sehr viel mit der Liebe zur Ordnung. Der Winter ist an sich kein Spaß. Aber ein unaufgeräumter Garten im Winter ist wirklich sehr, sehr deprimierend. Wenn schon alles um uns herum stirbt, sollten wir wenigstens die Form wahren. Wenn Sie Ihre Zwiebeln schon gesetzt haben, müsste Ihr Garten eigentlich schon in Ordnung sein. Denn die richtige Reihenfolge lautet natürlich: erst aufräumen, dann Zwiebeln setzen. Erst schafft man das alte Zeug beiseite und macht Platz, und dann setzt man in den aufgelockerten, von allem Unrat gereinigten Boden die hoffnungsvollen Zwiebeln für das nächste Frühjahr.
    Aufräumen bedeutet, die faulen Strünke der Stauden aus den in sich zusammengesunkenen Beeten zu schneiden. Stellen Sie sich vor, dass dieser faulige Unrat einmal die herrlichen Blumen waren, die Ihnen den Sommer versüßt haben! Und denken Sie darüber nach, was die Zeit aus den Dingen macht! Asche

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