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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Sorte dem Amsterdamer Bürger Adriaan Pauw auf seinem Gut Heemstede gehören. 1623 kostete jede dieser Zwiebeln 1000 Gulden, 1624 stand der Preis bei 1200 Gulden, 1633 war er auf 5500 Gulden gestiegen und 1637 wurden für drei Zwiebeln 30.000 Gulden geboten. Zum Vergleich: Das Durchschnittsjahreseinkommen in den Niederlanden lag bei etwa 150 Gulden, die teuersten Häuser an einer Amsterdamer Gracht kosteten rund 10.000 Gulden.«
    Es gab damals Tulpen-Termingeschäfte mit großem Umfang. Und als die Preise plötzlich fielen, stand eine Menge Geld im Feuer. Man muss sich vorstellen, dass am Ende die Magistraturen der Städte in Holland und Westfriesland mit den Spekulanten konferieren mussten, um sozusagen Rettungsschirme aufzuspannen. Was heute für Banken gilt, galt damals für die Blumenhändler: too big to fail.
     
    Aber damals wurden die Kosten nicht sozialisiert wie heute. Man kam auf die kluge Idee, die Kontrakte ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach zu annullieren. Niemand schuldete niemandem etwas, niemand gewann etwas. Glückliches Holland!
     
     
     
    Der phantastische Preis, den manche Zwiebeln damals erzielten, setzte sich natürlich aus Angebot und Nachfrage zusammen: Es gab nicht so furchtbar viele Zwiebeln auf dem Markt. Das lag daran, dass es damals sehr lange dauerte, Zwiebeln zu vermehren. Man kannte überhaupt nur die sogenannte vegetative Vermehrung. Aus der Zwiebel wachsen kleine Tochterzwiebeln, die man vorsichtig ablösen muss und die ihrerseits eingepflanzt werden können. Das dauert alles ziemlich lange, ist höchst aufwendig und nicht sehr ergiebig. Wenn man eine Zwiebel hatte und wollte daraus zehn, zwanzig machen, musste man seinerzeit fünf, sechs Jahre Geduld aufbringen. Heute werden in derselben Zeit aus einer Zwiebel Tausende gemacht. Meristemvermehrung heißt das Verfahren, es wird im Labor abgewickelt, in steriler Umgebung, mit Zellen und Nährlösungen, und es gibt jetzt bei Zwiebeln keine Angebotsengpässe mehr.
     
    Die Zwiebel treibt im Frühjahr aus, erfüllt ihre gärtnerische Bestimmung und zieht sich dann in den trockenen Sommerboden zurück. Da wartet sie dann auf den nächsten Einsatz.
     
    Dieses Verhalten ist die Zwiebel aus ihrer zentralasiatischen Heimat her gewöhnt. Da man im eigenen Garten ungern zentralasiatische Verhältnisse hat, bekommen Zwiebeln bei uns fast immer zu viel Wasser und halten darum meist nur ein Jahr. Manche Menschen graben sie im Frühsommer aus und lagern sie im Keller ein. Wenn man sehr viel Zeit hat oder sehr wenige Zwiebeln oder eine »Semper Augustus« darunter, dann mag sich das lohnen. Aber ich fürchte, für die meisten von uns wird es dabei bleiben, dass wir Jahr für Jahr neue Zwiebeln kaufen und einpflanzen.
    Ich bestelle jährlich zwischen 1500 und 2000 Zwiebeln. Große und kleine. Ein, zwei Wochenenden muss man dafür einplanen und am besten, man holt sich Hilfe: Es kommen dafür nur dem Gärtner liebevoll verbundene oder von ihm abhängige Menschen in Frage. Reine Freundschaft dürfte für die meisten Menschen keinen hinreichenden Grund darstellen, sich dieser mühevollen, kreuzbrechenden, knieschürfenden, fingernagelschwärzenden Herausforderung zu stellen. Noch dazu müssen die Hilfstruppen über eine kerngesunde Konstitution verfügen, von der sie im Verlauf der Arbeit einiges einbüßen werden. Oma und Opa, die sich oder Ihnen etwas beweisen möchten oder irgendein schlechtes Gewissen verarbeiten wollen, fallen also aus. Den Kindern fehlt vermutlich, je nach Alter, die Geschicklichkeit, die Zwiebeln fachgerecht unter die Erde zu bringen.
    Am Ende wird es so sein, dass Sie es selbst tun müssen. Es ist Ihr Garten. Sie wollen ihn im Frühjahr blühen sehen. Also stellen Sie sich nicht so an.
    Zum Pflanzen gilt: die doppelte Zwiebelgröße gibt das Maß für die Pflanztiefe an. Es empfiehlt sich, die Zwiebeln auf dem Beet in Position zu legen und dann zu vergraben. Markieren Sie die Stellen, die Sie bereits hinter sich haben, mit kleinen Stöckchen. Keine Gute Idee ist es nämlich im Allgemeinen, an einer bereits bearbeiteten Stelle ein zweites Mal zu graben. Sie werden die empfindlichen Pflanzen mit ihrer Schaufel unweigerlich verletzen. Besorgen Sie sich eine witterungsbeständige Folie und einen haltbaren Stift und schreiben Sie auf, wo welche Sorte liegt. Dieser Hinweis hängt mit den zuvor geäußerten allgemeinen Gedanken zur Planung zusammen. Ich bin gespannt, ob Sie so viel Umsicht walten lassen werden. Mir gelingt es Jahr

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