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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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für Jahr nicht. Ich komme gerade eben noch dazu, die Papieretiketten von den Zwiebeltüten zu reißen und an kleine Äste zu spießen, die ich dann in die Beete stecke. Dann kommen der Regen und der Wind. Dann kommen der Schnee und das Eis. Und dann wird es warm und alles schmilzt, und wenn die Blumen aus dem Boden kommen, ist von den Etiketten eigentlich nichts mehr übrig, was einem irgendwie weiterhelfen könnte. So geht es Jahr für Jahr. Und ich ändere mein Verhalten nicht. Sonderbar.
    Das führt dazu, dass ich im Frühling einerseits überrascht werde, welche Blumen plötzlich allüberall hier und da aus dem Boden kommen. Andererseits vermag ich nicht mehr nachzuvollziehen, welche nicht aus dem Boden kommen. Das würde sich aber unbedingt lohnen. Denn es ist keineswegs so, dass jede Zwiebel, die Sie pflanzen, auch zur Blume wird. Es gibt sozusagen Blindgänger unter den Zwiebeln. Und man möchte fürs nächste Jahr schon gerne wissen, welche Sorte sich als zuverlässig erwiesen hat und welche nicht.
    Also: Sorgen Sie vor, setzen Sie die entsprechenden Markierungen, behalten Sie die Kontrolle über Ihren Garten. Machen Sie es anders als ich!
    Kommen wir zu den Zwiebeln selbst. Sie werden übrigens sehen, dass 2000 Zwiebeln mehr klingt, als es in Wahrheit ist. Es werden nicht alle einzeln gesetzt. Für viele bietet es sich an, kleine Pflanzkuhlen auszuheben und sie als Handvoll zu setzen.
    Ich stelle Ihnen die Zwiebeln vor, die ich kenne und mag. Es gibt mehr, weiß Gott! Sie werden sie kennenlernen, wenn Ihnen danach ist. Hier ist nur eine mögliche Auswahl, allerdings eine erprobte: Die hier genannten Zwiebeln werden Sie nicht enttäuschen.
    In meinem Garten pflanze ich also Allium, Krokusse, Hyazinthen, Narzissen, Tulpen – und eine Sorte Hundszahn, der ich schon lange die Treue halte und die für mich etwas ganz Besonderes ist: Erythronium dens-canis hybr. ‘Kondo’, eine wunderbare gelbe Blume mit sehr eigener Form. Es reicht, wenn Sie drei oder vier Exemplare an Ihrer liebsten Stelle pflanzen und hin und wieder danach sehen.
    Die ersten Blüten des Jahres zeigen bekanntlich die Schneeglöckchen. Aber in Wahrheit sind sie eher Pflanzen fürs Herz als fürs Auge.
     
    Die meisten Frühblüher sind niedrig und unscheinbar, weshalb es gar nicht so einfach ist, einen winterlichen Garten zu färben.
     
    Zu den schönsten Krokussen zählt der Crocus chrysanthus ‘Blue Pearl’, der ein wenig nach Seerose aussieht. Er trägt also, trotz seines Namens, weiße Blütenblätter und ist in der Mitte von zartem Gelb-Orange. Die kleine Blume verliert sich aber leicht im Grau-Braun des Spätwinters. Ich pflanze darum viel von den blauen ‘Zwanenburg’, und den gelben Crocus ancyrensis . Sie können davon nicht genug nehmen. Machen Sie nicht den Fehler, hier träge oder sparsam zu sein! Graben Sie kleine Mulden und werfen Sie die Zwiebeln zu Dutzenden hinein. Im Februar und März werden Sie mit wunderbaren bunten Polstern belohnt.
    Besonders hübsch ist auch der Frühlingsstern Ipheion . Eine kleine Blume, die von März bis Mai, in der Sorte I. uniflorum ‘Wisley Blue’ sogar bis Juni blüht. Sie sind zwischen zwölf und dreißig Zentimeter hoch und ihre Blüten sind von großer Klarheit und Schönheit. Ich habe mit den Sorten ‘Rolf Fiedler’ und uniflorum var. album gute Erfahrungen gemacht, die zartblau beziehungsweise reinweiß sind.
     
    Was die Narzissen angeht, so tragen sie ihren Namen zu Recht: Sie sind so schön, dass sie an sich selbst vergehen möchten.
     
    So ging es zumindest dem Narziss, Sohn eines Flussgottes und einer Nymphe, der der lieblichen Blume ihren Namen gab. Ovid schreibt:
     
    Jetzo senkt er das Haupt kraftlos im grünenden Grase;
    Nacht umschattet die Augen, womit sich der Schöne bewundert.
    Aber auch dann, nachdem in die untere Wohnung er einging,
    Schaut’ er sich selbst in stygischer Flut. Wehklagend betrau’rten
    Ihn die Schwesternajaden, und weiheten Locken des Hauptes;
    Auch wehklagten Dryaden: zur Wehklag’ hallete Echo.
    Schon ward Bahre besorgt und Brand und geschwungene Fackel:
    Doch war nirgend der Leib; für den Leib ein gelbliches Blümlein
    Fanden sie, rings um den Kelch weißschimmernde Blätter gegürtet.
     
    Das ist eben die Narzisse. Der Name kommt vom griechischen narkein, betäuben. Und die erste Blume, die so hieß, gehört heute zur Klasse der sogenannten Dichternarzissen, Narcissus poeticus ‘Actaea’. Ihr Duft ist in der Tat betäubend. ‘Actaea’

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