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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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den Regeln, die W. George- Schmid vor ein paar Jahren als Vorsitzender des Komitees für Klassifikation und Nomenklatur der AHS festgelegt hat.
     
    Ein Wort zu Schmid: Er genießt den Ruf, der weltweite Experte für Schattenpflanzen zu sein, und ist Verfasser mehrerer Bücher über Funkien sowie Herausgeber des unverzichtbaren Standardwerks für schwierige Standorte AN ENCYCLOPEDIA OF SHADE PERENNIALS , das vielleicht nicht in jedem Gärtnerhaushalt vorhanden sein muss. Aber schaden kann es auch nicht. Es gibt in einem seiner Bücher eine Fotografie von Schmid. Er trägt darauf ein weißes T-Shirt mit Ärmeln, die bis zu den Ellenbogen reichen, das er tief in die hellblaue Hose gesteckt hat, die möglichst weit nach oben gezogen ist und durch einen schwarzen Gürtel eng gehalten wird. Das rechte Standbein ist lässig vorgestellt, eine Hand ruht auf dem Oberschenkel, der Daumen der anderen ist in den Hosenbund eingehängt, der Ellenbogen leicht abgewinkelt. Schmid wirkt auf diese Weise wie ein Afrikaforscher, der soeben mehrere größere Wildtiere zur Strecke gebracht hat, in seinem Fall eher Schattenpflanzen, von denen er naturgemäß umgeben ist, und es fallen auch Schatten auf Schmids Hemd und Hose. Schmids Entschlossenheit in der Erforschung der Schattenpflanzen wird noch unterstrichen durch den khakifarbenen Expeditionshut, den er auf dem Kopf trägt, sowie durch den weißen Backenbart, der darauf schließen lässt, dass er zur Eroberung des Schattenreichs zuvor eine längere Seereise hinter sich bringen musste. Und dann sind da natürlich noch der gerade, klare Blick und die tatkräftig zusammengepressten Lippen. Man sieht heute nicht mehr oft Botaniker, die aussehen, wie man sich Botaniker vorstellt.
     
     
     
    Also, die Schreibweise. Beim ersten Vorkommen eines Namens in einem Text muss die Gattung ausgeschrieben werden, und zwar kursiv, die Art wird klein geschrieben, die Züchtung wird in normaler Schrift groß geschrieben und in einfache Anführungszeichen gesetzt. Also Hosta ‘Francee’ und Hosta sieboldiana. Wenn der Name einmal eingeführt ist, kann die Gattung abgekürzt werden, H. ‘Francee’, aber ‘Francee’ darf nicht allein stehen.
    Artnamen müssen mit dem abgekürzten oder ausgeschriebenen Gattungsnamen verbunden sein. Die Namen von Züchtungen dürfen einzeln stehen: H. sieboldiana – aber ‘Francee’. Taucht in einem Text eine andere Gattung auf, muss auch der einmal abgekürzte Gattungsname wieder ausgeschrieben werden. Interessant wird es, wenn bestimmte Arten auf den Rang einer Züchtung zurückgestuft werden, so wie es Schmid für einige Funkien zu Beginn der neunziger Jahre getan hat. So wurde aus H. crispula nun H. ‘Crispula’.
    Die Namensregeln sind damit aber noch nicht am Ende: Ein Botaniker, dem es gelungen ist, eine Pflanze siegreich einzuordnen, der sich dabei also nicht nur gegen die schiere Unüberschaubarkeit der Natur, sondern auch gegen Neid und Eifersucht anderer Botaniker durchsetzen konnte, darf, gleichsam als Zeichen des Triumphes, seinen Namen dem Namen der Pflanze hinzufügen. Das beste Beispiel dafür, warum schon die Bibel wusste, dass den Dingen einen Namen zu geben bedeutet, die Dinge zu beherrschen.
    So heißt die H. alismifolia Maekawa nach dem eminenten japanischen Botaniker Fumio Maekawa, der sein Leben den Funkien widmete. Hin und wieder wird noch die Jahreszahl dazugeschrieben, in der es gelang, die Natur der menschlichen Ordnung einzuverleiben: H. ‘Decorata Normalis’ Schmid 1991. Gar nicht so selten kommt es vor, dass der Botaniker, der eine Pflanze zuerst korrekt beschrieben hat, sich in der Einordnung irrte – oder dass sich die Einordnung im Laufe der Zeit geändert hat. Dann wird der Name dieses Forschers in Klammern gesetzt und um den Namen des Kollegen ergänzt, der in diesem für die Wissenschaft so bedeutsamen Kampf um die Nennungs-Hoheit die Oberhand behalten hat: H. fortunei (Baker) Bailey. Manche Pflanzen sind sich in fast allem ähnlich, und doch gibt es Unterschiede, die für die gärtnerische Verwendung von überaus großer Bedeutung sein können: die Farbe der Blüten zum Beispiel. Man spricht dann von Varietäten. Der Name der Varietät wird hinter der Abkürzung var. dem Pflanzennamen angehängt: H. clausa var. ensata (Maekawa) Schmid.
     
    Das reicht erst mal. Und das ist ja schon eine Menge. Nur noch so viel: Wenn Ihnen einer eine Elegans-Funkie verkauft, dann lassen Sie ihn ruhig gewähren. Sie wollen ja in Ihrem

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