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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Unkräuter erklärt sich aus der enormen Samenproduktion vieler Arten. Eine einzige Pflanze von Senecio vernalis besaß 273 Blütenköpfchen, jedes mit 145, zusammen 39.585 Früchten, ein Exemplar von Erigeron canadense mit 2263 Köpfchen lieferte 110.000 Samen, und wenn es sich hier um sehr kräftige Pflanzen handelte, so werden doch auch von andrer Seite angegeben: für Agrostemma githago 2590, Papaver rhoeas 50.000, Sinapis arvensis 4000, Sonchus arvensis 19.000 Samen. Von diesen Samen geht wohl der bei weitem größte Teil zu Grunde, immerhin erhalten sich sehr viele und erwarten im Boden die günstige Gelegenheit zur Entwickelung. Aus einer Bodenprobe vom Rand eines Teiches, die kaum eine gewöhnliche Kaffeetasse füllte, erzielte Darwin 537 Keimlinge, und Putensen ermittelte auf einem Acker pro QMeter auf 37,5 cm Tiefe 42.556 Unkrautsamen.« Ich habe das hier mal in Gänze zitiert, weil diese Zahlen von so unerwarteter Präzision sind. Die Tatsache ihrer Nennung an sich scheint mir von Interesse. Sie stammen aus einer Zeit, als man selbst der Samenkörner unter der Sonne noch Herr werden zu können meinte. Man denkt an:
     
    Gott der Herr hat sie gezählet
    Dass ihm auch nicht eines fehlet
    An der ganzen großen Zahl
     
    Aber das 19. Jahrhundert war nicht eben eine demütige Epoche.
     
    Brennessel und Hahnenfuß lassen sich leicht aus der Erde ziehen, Gänseblümchen macht man am besten durch häufiges Rasenmähen den Garaus. Moos verschwindet schnell, wenn man den Rasen mit Eisendünger behandelt. Diesen Pflanzen kommt man übrigens auch mit den chemischen Giften sehr gut bei. Es gibt Mittel, deren Wirkstoffe die Zweikeimblättrigen Löwenzahn und Gänseblümchen zuverlässig töten, während den Gräsern als Einkeimblättrigen kein Leid geschieht. Selektive Pestizide. Es lebe die chemische Industrie. Also, all das ist in Wahrheit kein Problem, und wenn es Giersch nicht gäbe, wäre das Unkraut keine große Sache – abgesehen von der Frage der Stetigkeit. Die ist bei der Unkrautbekämpfung nämlich zentral. Wenn man in seinen Bemühungen nachlässt, setzt unmittelbar die Verwilderung ein.
     
    Es gilt bei der Bekämpfung des Unkrauts das Gleiche wie bei allen anderen Fragen des Gartens: Tun Sie es oder lassen Sie es. Es gibt keinen Versuch.
     
     
     
    Gehen Sie runter auf die Knie und wühlen Sie sich mit dem Messer in der Hand durchs Erdreich. Es gibt dazu keine Alternative. Übrigens auch nicht die Propangasflasche mit Brenndüse für die Zwischenräume der Gehwegplatten. Sie erzielen damit zwar tatsächlich erstaunliche Ergebnisse in der Unkrautbekämpfung. Aber manchmal auch darüber hinaus. Beim Unkrautabflämmen, noch ein bemerkenswertes Wort aus dem reichen Sprachschatz des Gärtners, passieren unerwartete Sachen: Garagen gehen in Flammen auf, Gartenhäuschen werden eingeäschert, Rentner fallen in Ohnmacht, die Feuerwehr muss mit zwei Löschzügen und acht Mann hoch ausrücken, um die suburbane Sicherheit wiederherzustellen. Verblüffend, wie wenig man im Ernstfall mit seinem Gartenschlauch ausrichten kann. Aber Sie ahnen nicht, wie schnell so eine Thujahecke gerade im Sommer lichterloh in Flammen steht und wie heiß sie dann brennt, so viel Öl steckt in den spießig-lappigen Ästen dieses trübsinnigen Zypressengewächses, das allerorten als billiger, gutwüchsiger Sichtschutz dient. Trotz der sichtbaren Erfolge überwiegen hier also doch die Risiken und Nebenwirkungen, und außerdem ist es eine Umweltfrage und eine des Prinzips. Unkrautbrenner sind wie Laubbläser: unwürdig. Lassen Sie die Finger davon!
    Und wenn Sie aufgeben und kapitulieren? Weil Ihnen das Jäten und Kriechen und Schneiden und Zupfen auf die Nerven geht und auf den Rücken und Sie keine Zeit haben oder keine Lust. Dann ist das zwar betrüblich. Aber nicht ganz ohne Hoffnung. Ich habe ein lustiges schmales Büchlein in meinem Schrank: GÄRTEN FÜR SENIOREN . Da gibt es ganz viele nützliche Hinweise für den alternden Gärtner. Wir landen da alle mal. Man kann sich also gar nicht früh genug damit befassen. Größtes Problem des greisen Gärtners: er kommt nicht mehr runter zu seinen Pflanzen. Und zwar bedauerlicherweise weder zu den guten noch zu den bösen. Ob man sich niederknien will oder bücken möchte – der Flüssigkeitsgehalt in den Bandscheiben sinkt, der Abstand zwischen den Wirbelkörpern wird kleiner, nur die Arthrose nimmt zu. Beete und Rasen rücken also mehr und mehr in unerreichbare Ferne. Grundsätzlich

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